Dorfkirche Butzow

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Steckbrief
14778 Beetzseeheide OT Butzow Potsdam-Mittelmark
Neuromanischer Putzbau von 1879, in der Apsis Schinkelscher Sternenhimmel, Gesell-Orgel Schlüssel nach Anmeldung bei Fam. Weise, Tel. 033836-40461, oder Gemeindebüro, Tel. 033837-40227, Mail: pfarrsprengel.paewesin@ekmb.de
Förderverein Dorfkern Butzow
Bernhard Weise
Butzower Dorfstr. 30
14778 Beetzseeheide OT Butzow
Tel.: 03 38 - 364 04 61
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    Dorfkirche Butzow
    Dorfkirche des Monats Mai 2008, Februar 2023

    Zum ev. Pfarrsprengel Päwesin zählen nicht weniger als 11 Dorfkirchen. Sie liegen zu beiden Seiten des sich nordöstlich der Stadt Brandenburg an der Havel erstreckenden Beetzsees. Mittendrin am nördlichen Ufer des Beetzsees liegt das Dorf Butzow. Im Jahr 1208 wurden Dorf und Pfarrer erstmalig urkundlich erwähnt. Über die damalige Dorfkirche ist aber nichts bekannt. Kurfürst Joachim I. verkaufte das Dorf im Jahr 1520 dem Brandenburger Domkapitel, der das Patronat bis 1877 innehatte. Bemerkenswert ist, dass schon 1879 die ortsansässigen Bauern einen Kirchenneubau aus eigenen Mitteln finanzierten. Die im neoromanischen Stil errichtete Kirche verfügt über einen in den Westgiebel des fünfachsigen Kirchenschiffes einbezogenen Turm und eine an den Ostgiebel anschließende halbrunde Apsis. Der Putzbau erhält durch die in Sichtziegel-Mauerwerk ausgeführten Gebäudekanten eine markante Gliederung. Vor der Sanierung der Fassaden wies der Putz Fehlstellen auf, die Feldsteine und mittelalterliche Backsteine im Klosterformat zum Vorschein brachten – Reste eines Vorgängerbaus. Auch die erhaltene große Glocke von 1697 dürfte dem Vorgängerbau zuzuordnen sein.

    Das Innere der Butzower Dorfkirche präsentiert sich unverändert in der bauzeitlichen Fassung von 1879. Die Felder der Flachdecke des Kirchenschiffes sind durch zurückhaltende florale Schablonenmalerei verziert. Aufwändiger gestaltet ist die Apsis: Die runde Wand ist in sieben Stuckfelder mit einer Marmor-Imitation gegliedert. Darüber spannt sich ein nachtblauer Himmel mit goldenen Sternen. Der die Apsis einfassende Stuckbogen enthält den Bibelspruch „Kommet her zu mir Alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken.“ Die Ausstattung mit Altar, Kanzel, Taufe, Gestühl, Empore und der wohlklingenden Gesell-Orgel stammt ebenfalls aus der Bauzeit.

    Als der Förderkreis Alte Kirchen im Jahr 2008 die Butzower Kirche zum ersten Mal besuchte, fiel ein gefährlicher Mauerwerksriss im Scheitel des Apsisbogens ins Auge. Die Ursache waren Schäden im Dachstuhl. Zudem hatte sich der Außenputz großflächig abgelöst und die Dächer waren schadhaft. Da die Kirchengemeinde ihre Mittel für die Sanierung von Kirchen der Nachbardörfer verausgabt hatte, war es damals nicht sicher, ob die Butzower Kirche erhalten werden könnte.

    Zur Hilfe kam der Förderverein Butzower Dorfkern e.V., der sich die Erhaltung der Dorfkirche zum Ziel setzte, mit der Kirchengemeinde einen Vertrag zu deren gemeinsamer Nutzung schloss und die Federführung bei der Instandsetzung der Dorfkirche in die Hand nahm. Als erstes sichtbares Zeichen errichtete ein ortsansässiger Handwerker eine Stützkonstruktion für den Apsisbogen. Der Förderverein kümmerte sich um ein umfassendes Konzept zur Beseitigung der Bauschäden und stellte Förderanträge bei staatlichen und privaten Geldgebern.

    Im Sommer 2014 begann die Turmsanierung. 2017 konnte die Instandsetzung der Dächer und Fassaden von Kirchenschiff und Apsis abgeschlossen werden. Der bauliche Erhalt der Kirche war damit gesichert. Es waren sogar noch Mittel verfügbar, um im Inneren der Kirche die Deckenmalereien im Bereich der Orgelempore zu restaurieren. Insgesamt sind für die Sanierung der Butzower Dorfkirche bisher mehr als 470.000 Euro aufgewendet worden.

    In den Folgejahren übernahm der Förderverein im kommunalen Auftrag den Umbau des der Kirche unmittelbar benachbarten alten Schulgebäudes. Es entstand dort ein Saal mit Küche und Toiletten, so dass nun die Kirche, die alte Schule und die dazugehörigen Freiflächen im Verbund für kirchliche und dörfliche Veranstaltungen genutzt werden. Ein Beispiel für eine solche Nutzung ist die jedes Jahr im Herbst stattfindende Hubertusmesse. Sie beginnt mit einem Gottesdienst und setzt sich als großes Dorffest fort.

    Jetzt ist es Zeit, die Sanierung des Kircheninneren fortzusetzen. Für dieses Jahr ist die denkmalgerechte Restaurierung der Malerei in der Apsis einschließlich des Sternenhimmels und des Bibelverses im Apsisbogen geplant. Die Kosten betragen mehr als 25.000 Euro. Die Sache ist noch nicht ausfinanziert. Es werden dringend Spenderinnen und Spender gesucht. Der Förderkreis Alte Kirchen beteiligt sich an den Sanierungskosten mit 5.000 Euro.

    Weitere Informationen:
    Pfarrer Stefan Hartmann, Tel. 033838 – 4 02 26; Mail: hartmann.stefan@ekmb.de

    Bernhard Weise, Butzower Dorfkern e.V., Tel. 0171 – 604 54 85: Mail: beweise@tele2.de
    Spendenkonto:   Förderkreis Alte Kirchen – Ev. Bank – IBAN: DE94 5206 0410 0003 9113 90
    Verwendungszweck: Dorfkirche Butzow

    Beachten Sie, dass die folgenden Informationen möglicherweise nicht mehr aktuell sind.

    Das Dorf Butzow liegt nördlich des Beetzsees, am Fuße des immerhin 59 Meter hohen Hasselbergs, auf dem bei Ausgrabungen einer der größten Urnenfriedhöfe des Elb-Havelgebietes gefunden wurde, der vom 3. bis zur Mitte des 5. Jahrhunderts benutzt wurde. Gräber der jungsteinzeitlichen Havelländischen Kultur weisen auf eine lange Tradition der Besiedlung des Ortes hin.

    Die Kirche von Butzow ist dagegen relativ jung. Erst 1879 entstand der neuromanische Putzbau mit dem spitzen Turmhelm und der halbrunden Apsis. Obwohl keine Abbildungen überliefert sind, gab es einen Vorgängerbau, denn bereits im Jahre 1207 wird das Dorf mit seinem Pfarrer erstmalig erwähnt. Bei einem Überfall drangen 1414 Truppen des Erzbistums Magdeburg „sogar in Friedhof und Kirche von Butzow ein, wohin die Bewohner ihre Habe geflüchtet hatten, schlugen den Leuten ihre hier geborgenen Kisten und Kasten auf und nahmen selbst die Chorröcke der Geistlichen mit fort“. Über eine längere Zeit wurde Butzow zwischenzeitlich vom Pfarrer in Ketzür seelsorgerisch betreut, ab 1656 hatte die Gemeinde wieder einen eigenen Prediger. Das Patronat über die Peter und Paul geweihte Kirche hatte bis 1877 das Brandenburger Domkapitel inne. Nur zwei Jahre später finanzierten die ansässigen Bauern aus eigener Tasche den Kirchenneubau, was von Wohlstand, aber auch von einem gesunden Selbstvertrauen kündet.

    Der Innenraum der Kirche ist schlicht und klar. Durch den die Apsis schmückenden Schinkelschen Sternenhimmel erhält er eine freundliche Würde. Eine von dem Potsdamer Instrumentenbauer Carl Eduard Gesell geschaffene Orgel ist trotz mangelhafter Wartung noch spielbar und wird übereinstimmend als wertvoll angesehen.

    Leider geht durch den Sternenhimmel ein Riss, der sich durch das Mauerwerk bis nach außen zieht. Auch sonst weist das Bauwerk zahlreiche Bauschäden auf. Eindringende Feuchtigkeit hat die Dachkonstruktion geschädigt. Die Fundamente müssten erneuert werden und auch am Kirchturm sind Reparaturen nötig. Seit der Einweihung vor fast 130 Jahren sind keine größeren Instandsetzungsarbeiten durchgeführt worden. Ein umfangreiches Baugutachten liegt inzwischen vor. Die dort errechnete Summe für eine Gesamtsanierung ist mit 315.000 Euro angegeben und ist von der Gemeinde, die über keinerlei Eigenmittel verfügt, nicht aufzubringen.

    Das Gemeindeleben ist in den letzten Jahrzehnten spürbar zurückgegangen. Noch finden regelmäßige (nicht eben gut besuchte) Gottesdienste statt. Laut Kirchenbuch fand jedoch die letzte Trauung in der Butzower Kirche 1971 statt, seit 1989 wurde hier kein Kind mehr getauft.

    Vor einigen Jahren hat sich immerhin ein Förderverein für das Kirchengebäude gegründet, der auch nicht kirchlich gebundene Butzower zu seinen Mitgliedern zählt. Der ganz große Impuls aber fehlt noch.

    Von seiner Struktur her ist der Raum hervorragend für Konzerte und andere Veranstaltungen geeignet. Auch von ihrer zentralen Lage her könnte sich Pfarrer Martin Gestrich vorstellen, dass die Butzower Kirche zu einem Zentrum der Gemeindearbeit in seinem Sprengel wird. Bis dahin jedoch gäbe es noch viel zu tun…


    Zum Weiterlesen:
    Märkische Allgemeine vom 24. Mai 2012: Schäden an der Butzower Kirche begutachtet
    Märkische Allgemeine vom 24. Januar 2013: Steinmeier liest in Butzow
    PreussenSpiegel vom 14. Juli 2014: Rettung in letzter Minute
    Mitteilungsblatt September 2014: Mit der Turmspitze beginnt die Sanierung der Kirche
    Mitteilungsblatt Dezember 2014: Der höchste Turm trägt wieder das Kreuz
    Märkische Allgemeine vom 17. Juni 2015: Bund gibt 20.000 Euro
    Märkische Allgemeine vom 21. September 2016: Viele Pläne für Butzower Dorfkern
    Märkische Allgemeine vom 30. Januar 2017: Förderverein hat Kirche gerettet
    Märkische Onlinezeitung vom 01. April 2017: Die Zukunft ist gesichert