Dorfkirche Wesendahl

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Steckbrief
15345 Altlandsberg OT Wesendahl Märkisch-Oderland
Spätromanischer Feldsteinbau, 2008-14 Wiederaufbau nach Kriegszerstörung Besuch nach Absprache mit dem Pfarramt Altlandsberg, Berliner Str. 16, Tel. 033438-60210
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    Dorfkirche Wesendahl
    Dorfkirche des Monats August 2010
    Als im April 2004 der Förderkreis Alte Kirchen im Rahmen seiner Frühjahrsexkursion die Ruine der Wesendahler Kirche besuchte, begrüßte Vorstandsmitglied Arnulf Kraft die Teilnehmer mit einer kurzen Andacht, während der er eine Parabel von Gotthold Ephraim Lessing zitierte: „Eine alte Kirche, welche den Sperlingen unzählige Nester gab, ward ausgebessert. Als sie nun in ihrem neuen Glanze dastand, kamen die Sperlinge wieder, ihre alten Wohnungen zu suchen. Allein sie fanden die alle vermauert. „Zu was“, schrieen sie, „taugt denn nun das große Gebäude? Kommt, verlasst den unbrauchbaren Steinhaufen!“ In der Tat glich die Wesendahler Kirche einem unbrauchbaren Steinhaufen und mit der Ausbesserung war gerade erst begonnen worden. Der ursprünglich als „vollständige Anlage“ mit Apsis, Chor, Schiff und Westturm erbaute Feldsteinbau entstand im 13. Jahrhundert. Die Apsis wurde später abgebrochen, die Fenster vergrößert und mit spitzbogigen Backsteingewänden versehen, der Turm erhielt – ebenfalls aus Backstein – zu Ende des 19. Jahrhunderts ein neues Glockengeschoss. Den Zweiten Weltkrieg überstand die Wesendahler Kirche nahezu unbeschädigt. Bereits 1946 jedoch ließ der amtierende Bürgermeister des Ortes die Dächer von Kirchenschiff und Turm komplett abdecken, um die Dachsteine anderweitig für Reparaturarbeiten zu verwenden. Ein umfangreicher Briefwechsel der damaligen Zeit dokumentiert die Ohnmacht der Kirchengemeinde. In einem Brief des Hochbauamtes Eberswalde an die brandenburgische Provinzialregierung vom August 1947 wird der Zustand der Kirche bereits als sehr schlecht bezeichnet; der Bericht endet mit dem lapidaren Satz: „Im übrigen wurde mir erklärt, dass die Kirche bereits der Bodenreform zum Abriss übergeben worden ist.“ Der Abriss wurde glücklicherweise doch nicht vollzogen, doch das Kirchengebäude verfiel im Laufe der Jahre bis auf das Feldsteinmauerwerk. Die Turmkonstruktion musste wegen Einsturzgefahr abgetragen werden. Lediglich der Chorbereich der Ruine konnte mit Mitteln der Kirchengemeinde notdürftig saniert und als bescheidener Gottesdienstraum genutzt werden. Erst 2001 konnten an der Kirchenruine erste Sicherungsmaßnahmen durchgeführt werden. Zuvor hatte der aus dem nahen Fredersdorf stammende Bauunternehmer Uwe Sack einen Förderverein initiiert und den Gemeindepfarrer ebenso von der Notwendigkeit eines Wiederaufbaus der Kirche überzeugt wie den Bürgermeister der Stadt Altlandsberg, zu der Wesendahl seit der Gemeindegebietsreform gehört. Im Zuge eben dieser Gemeindegebietsreform erhielt Altlandsberg Gelder des brandenburgischen Innenministeriums für die neuen Ortsteile, die die Stadt zu einem großen Teil für die Sanierung der Wesendahler Kirche zur Verfügung stellte. Bereits 2005 erhielt das Kirchenschiff ein neues Dach. Private Stifter finanzierten die Kirchenfenster. Der Innenraum wurde restauriert. Aus der Konkursmasse des abgerissenen Palastes der Republik konnten 100 Sessel erworben werden, auf denen zuvor Volkskammerabgeordnete über den planmäßigen Aufbau des Sozialismus beraten hatten. In diesem Jahr nun war es mit Hilfe von EU-Mitteln aus dem LEADER-Programm möglich, auch den Kirchturm zu sanieren. Trotz Regen waren am Freitag, dem 23. Juli weit über einhundert Menschen gekommen, um zuzuschauen, wie mit Hilfe eines großen Krans die Turmspitze aufgesetzt wurde. Bis zum 11. September sollen die Arbeiten abgeschlossen sein. Zur Einweihung ist ein großes Turmfest geplant. Ein „unbrauchbarer Steinhaufen“ ist die Kirche inzwischen allenfalls für die Sperlinge. Den Wesendahlern und ihren Gästen bietet sie Platz für Gottesdienste, Konzerte und zahlreiche weitere Veranstaltungen. Der Förderkreis Alte Kirchen gratuliert zur beeindruckenden Rettung des Ortsmittelpunktes!
    Zum Weiterlesen: Märkische Onlinezeitung vom 25. September 2017: Stückweise zu neuer Pracht