Eine Exkursion in die Luckauer Niederlausitz
Überraschung hinter Feldsteinmauern
Feldsteinkirchen gibt es viele in unseren Dörfern, die meisten stammen aus dem Mittelalter. Die in Mahlsdorf, erste Station der FAK-Exkursion in die Luckauer Niederlausitz, ist gerademal 124 Jahre alt – ein imposanter Bau in neoromanischem Stil, der auch den Innenraum bestimmt. Der preußische Architekt Otto Techow hatte sie in einer Zeit entworfen, als nur noch selten mit Feldsteinen gebaut wurde. Das macht sie zu etwas Besonderem, offenbart aber auch Baumängel. Die heute 69 Dorfbewohner, von denen acht der Kirche angehören, haben damit ihre Sorgen. Denn trotz ihrer „Jugend“ ist die Kirche an vielen Stellen sanierungsbedürftig.
Mit diesem Problem sind die Mahlsdorfer nicht allein. Für die Bewahrung der kirchlichen Baudenkmäler ist noch viel zu tun, auch wenn der Blick aus dem Busfenster während der Fahrt über Land das nicht überall bestätigen wollte. Da standen Kirchen am Wegesrand, die sich nach umfassender Sanierung als wahre Schmuckstücke präsentieren.
Einen großen Anteil daran hat Annegret Gehrmann, Vorsitzende des Förderkreises Alte Kirchen der Luckauer Niederlausitz. Seit Jahrzehnten engagiert sie sich für die Erhaltung der alten Kirchen und ihrer Ausstattung. Ihr Fachwissen und ihr Rat sind überall gefragt. Mit Annegret Gehrmann als sachkundiger Begleiterin war also sicher, dass diese Exkursion interessant und lebendig sein würde.
Die Dorfkirche in Jetsch aus dem 14. Jahrhundert erzählt schon äußerlich eine bewegte Geschichte. Der Beginn lässt sich am ursprünglichen Mauerwerk ablesen, einem bunten Gemisch aus großen und kleinen Findlingen, Raseneisenstein und Ziegeln, Die westliche Wand wurde später durch Ziegelmauerwerk ersetzt. Das mit Biberschwanzziegeln perfekt gedeckte Dach, die neu verkleidete Turmhaube und auch die originalgetreu restaurierten Fenster zeugen von umfangreicher Sanierung in jüngerer Zeit.
Aus der Barockzeit stammt die Ausstattung. Der sorgfältig restaurierte Altaraufsatz überrascht mit einem ungewöhnlichen Detail: Die Gemälde in den Altarwangen zeigen die Geburt und die Beschneidung Jesu. Erhalten blieb wie auch in Uckro der evangelische Beichtstuhl, der lange nach der Reformation noch in Gebrauch war.
Der ebenfalls barocken Ausstattung der mittelalterlichen Kirche in Uckro ist es nicht so gut ergangen. Der künstlerisch wertvolle Altaraufsatz und die Kanzel wurden bei einer Überarbeitung 1975 ohne Rücksicht auf den ursprünglichen Charakter übermalt. Bis heute fehlen die seitlichen Altarwangen. Wenigstens die aber wollen die Uckroer zurückhaben. Die kläglichen Reste liegen bereits in der Werkstatt eines Restaurators.
Die Kirche in Riedebeck gehört zu den ältesten im Kirchenkreis Luckau. Der spätromanische Feldsteinquaderbau mit seinem riesigen Westwerk birgt einen ebenso beeindruckenden großen, aber seltsam karg wirkenden Innenraum. Gefesselt wird der Blick von den farbenkräftig mittelalterlichen Wandmalereien im Osten. Sie waren bei Sanierungsarbeiten in den sechziger Jahren entdeckt worden – und wurden der Kirche gewissermaßen zum Verhängnis. Sie waren Anstoß für einen Rückbau der Kirche im Sinne der Romanik. Die barocke Innenausstattung samt Emporen ist entfernt worden, selbst die im Barock vergrößerten Fenster wurden auf ihr altes Maß reduziert. Das einzig verbliebene Ausstattungsstück, ein spätgotischer Schnitzaltar, verdankt seine Rettung dem regionalen Förderkreis Alte Kirchen, der die Wiederaufstellung und Restaurierung des in Einzelteilen gelagerten Kunstwerks initiierte.
Mitte der neunziger Jahre wurden Dach und Mauerwerk saniert. Ein Teil der Wandgemälde ist bereits gesichert, die Restaurierung der Malerei in der Apsis wird noch einmal sehr teuer und aufwendig sein.
Langmut braucht man auch in Egsdorf. Die kleine Kirche hat schon mehrere Sanierungen hinter sich. Nun steht hier schon wieder ein Baugerüst. Diesmal geht es um den Turm. Bei den Arbeiten aber stoßen die Fachleute immer wieder auf bis dahin unbekannte Schadstellen, die behoben werden müssen und das Ganze verzögern. Ein Ende ist noch nicht abzusehen.
Der mit den Bauarbeiten befasste Architekt ist noch sehr jung. Das ist doch schon mal eine gute Voraussetzung.
Eva Gonda