Überraschung in der Dorfkirche Reichenwalde (Oder-Spree)

Die Empore muss warten

In den vergangenen acht Jahren haben die Reichenwalder viel für die Sanierung ihrer Dorfkirche getan. In Erinnerung blieb ein Plakat, weithin sichtbar am Ortseingang: Eine lange Reihe von Kindern stützt den schiefen Kirchturm.

Dorfkirche Reichenwald (LOS) ; Foto: Ernst-Wolfgang Neumeister


Im tragenden Balkengerüst hatte sich der Echte Hausschwamm festgesetzt; der Turm drohte einzustürzen. Ein Baugutachten aus dem Jahr 2013 errechnete für die Sanierung von Turm und Kirche, die aus dem 13./14. Jahrhundert stammt, Gesamtkosten in Höhe von 436.000 €. Zur Rettung der Kirche hatte sich ein Freundeskreis gegründet, der mit Hilfe von Sponsoren und erheblichen Eigenmitteln – auch der Förderkreis Alte Kirchen hatte einen Beitrag geleistet – die umfangreichen Sanierungsarbeiten in die Wege leiten konnte. Sichtbares Zeichen für die Vorüberfahrenden: Der Turm steht mittlerweile wieder gerade und fest. Aber Reichenwalde braucht eine intakte Kirche, denn sie ist nicht nur Mittelpunkt des Ortes, sondern auch Zentrum eines reichhaltigen kulturellen und gemeindlichen Lebens, ein Anziehungspunkt für Neubürger des Dorfes wie der Umgebung.
Deshalb wurden als vorläufig letzte Vorhaben ein behindertengerechter Zugang zum Kirchengebäude und die Erneuerung der Elektroanlage sowie die Schaffung zusätzlicher 46 Sitzplätze im Bereich einer neuen Empore, die es ehemals gab, geplant. Auch die finanziellen Mittel für diese Maßnahmen hat die Gemeinde zusammenbekommen und ein Antrag an den FAK war positiv entschieden worden.

Archäologische Grabungen in der Reichenwalder Kirche, Foto: Ernst-Wolfgang Neumeister


Doch plötzlich geht es nicht weiter. Immerhin gibt es einen sehr gut gestalteten behindertengerechten Zugang zur Kirche, aber bei den vorbereitenden Arbeiten zur Errichtung der Empore stieß man auf eine Gruft, nachdem zwecks Gründung der Stützpfeiler mehrere Bodenschichten und eine massive Betonplatte bereits durchbohrt worden waren.
Seitdem herrscht Baustopp; die Arbeiten wurden sofort eingestellt. Die Denkmalschutzbehörden müssen nun entscheiden, ob die Wiedererrichtung einer Empore überhaupt realisiert werden kann.
Die Gemeinde und deren engagierter GKR-Vorsitzender Ernst-Wolfgang Neumeister hoffen, dass das Projekt noch zu retten ist, wenn man die Gruft mit einer Stahlplatte überdeckt. Weil sich jedoch möglicherweise weitere Grüfte im Boden befinden, sind zunächst Bodenuntersuchungen notwendig. Die Erneuerung der gesamten Elektroanlage wurde ebenfalls erst einmal zurückgestellt, denn sie müsste natürlich die Empore einbeziehen.
Zu Weihnachten, so war die Absicht, sollte der gesamte Kirchenraum einschließlich der Empore fertig sein. Auch wenn dieser Termin sehr in Frage steht, hat die Gemeinde die Hoffnung auf eine neue Empore und damit auf mehr Sitzplätze bei kommenden Veranstaltungen nicht aufgegeben.

Uwe Donath

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