Mit dem FAK unterwegs in der Uckermark

Bewahrenswerte Schätze vor und hinter Kirchentüren

Weite Felder und dichte Wälder, sanfte Anhöhen und glitzernde Seen – für die Teilnehmer der Exkursion in die südliche Uckermark war schon die Busfahrt durch das stille, noch relativ dünn besiedelte Land ein Erlebnis. Sie begegneten Menschen, denen die Bewahrung dieses Schatzes am Herzen liegt, die sich der Geschichte der Region verbunden wissen. Jahrhundertealte Kirchen erzählen diese Geschichte, erfuhren in der Vergangenheit manche Veränderungen, wenn auch nicht immer zu ihrem Besten, und bezeugen so den Wandel der Zeiten.
Der Förderverein Dorfkirche Altkünkendorf hat neben dem Erhalt der Kirche die Bewahrung der Schöpfung Gottes zu seinem wichtigsten Anliegen gemacht. Der Ort grenzt unmittelbar an das UNESCO-Weltnaturerbe Buchenwald Grumsin, über das eine kleine Ausstellung neben der Kirche informiert.
Der Kirchenförderverein hatte sich 1995 gegründet, als der denkmalgeschützte Bau zu verfallen drohte. Fast jeder im Umkreis, Alteingesessene und Zugereiste, half auf seine Weise bei der Rettung, Bereits sechs Jahre später war die Kirche gesichert. Ein Nutzungsvertrag zwischen Kirchgemeinde und Förderverein bestimmt, dass der Raum auch für Veranstaltungen des Biospährenreservats genutzt werden kann.

Dorfkirche Altkünkendorf; Foto: Klaus-Peter Heinecke

Nun geht es um einen neuen Altar, Ersatz für den jetzigen unscheinbaren Holztisch. Im Ergebnis eines Künstlerwettbewerbs entschied man sich für einen Kubus aus sichtbar geschichtetem Material: Stampflehm, Erde, Kiesel und Sand. aus der unmittelbaren Umgebung. Das nachhaltige und beständige Naturmaterial verbindet sich sinnfällig mit dem Thema „Gottes Schöpfung bewahren“. Den Ostergottesdienst 2023 will die Gemeinde am neuen Altar feiern.
Der strahlend helle Außenputz der Stadtkirche Joachimsthal signalisiert schon von weitem, dass der Schinkelbau gerade erst restauriert worden ist. Beim Betreten des Innenraums würde der berühmte Baumeister allerdings jede Mittäterschaft strikt von sich weisen.
Schinkel hatte 1817/1820 die bei einem Stadtbrand schwer beschädigte Vorgängerkirche wiederhergestellt und neugotisch überformt. Erhalten blieb der kreuzförmige Grundriss. Von dem ist nun nichts mehr zu erkennen. Bei einem Umbau zu DDR-Zeiten wurde der Kirchenraum nach Osten ausgerichtet, die Kreuzarme durch Trennwände abgeteilt, ein dunkles Rot dominiert den Raum. Allen Beteiligten an der geplanten Rekonstruktion und Restaurierung kann man nur viel Mut und gute Berater wünschen. Zu wünschen wäre zugleich, dass der heute sehr ausgeprägte Charakter der offenen Kirche erhalten bleibt. Hier findet der Besucher jeden Tag einen Ort der Stille und Andacht, hier proben in den abgetrennten Räumen aber auch Jugendbands, Breakdancer und ein Gospelchor. Man setzt auf engagierte Jugendarbeit gegen rechte Tendenzen in der Region.
In Ringenwalde gibt eine Königin den Ton an. Sie ist die einzige erhaltene Kirchenorgel von Johann Peter Migendt. Seit ihrer Restaurierung 2006 präsentiert sie sich weitgehend im Originalzustand von 1760, rund 80 Prozent der Migendt-Pfeifen sind noch vorhanden. Sie erklingen heute nicht nur in den Gottesdiensten, sondern oft auch in gut besuchten Konzerten.
Die Exkursionsteilnehmer genossen sichtlich das für sie arrangierte Orgelspiel und konnten zugleich die schöne einheitliche Ausstattung aus der Zeit um 1760 bewundern: den schlichten Kanzelaltar, die hölzerne Taufe, den reich verzierten Orgelprospekt, die Sandstein-Epitaphien einstiger Patronatsherren. Unter den Hunderten Fotos der Smartphone-Kameras zeigen sicher viele auch den voluminösen eisernen Ofen aus dem 19. Jahrhundert. Er ist nach der Restaurierung immer noch gebrauchstüchtig; Blick ins Ofenloch überzeugte Zweifler.
Die Kirche von Stegelitz zählt zu den kunsthistorisch bedeutendsten in der Uckermark. Ihr Inneres birgt wahre Schätze, die man gesehen haben muss. Zu sehen sind sie gerade nicht.
Der stattliche Feldsteinbau aus dem 13. Jahrhundert ist eine riesige Baustelle, Spanplatten schützen die Kostbarkeiten vor Staub und Beschädigung. Was sich dahinter verbirgt, sahen die Besucher auf Lichtbildern: den prächtigen Renaissancealtar, die barocke Kanzel und das Marmor-Denkmal des preußischen Generals Georg Abraham von Arnim. Die Besucher nahmen immerhin die gute Gewissheit mit, dass nach weiteren sehr aufwändigen Bauarbeiten die Kirche und ihre Schätze eine sichere Zukunft haben werden.
Rund um die kleine weiße Fachwerkkirche von Neu Temmen scheint die Welt noch in Ordnung: Wälder, Wiesen, Seen und Moore; Schwarzstorch, Schreiadler und Rohrdommel lassen sich`s hier gut gehen. Das soll so bleiben, sagten sich Naturfreude und regten an, aus der Kirche einen Ort für Nachhaltigkeit und die Bewahrung der Schöpfung zu machen.
Heute ist die sanierte Kirche die erste NABU-Kirche weit und breit. In einer deutschlandweit einmaligen Kooperation von Naturschutzbund und evangelischer Kirche werden hier Fakten vermittelt und Argumente zu Themen der regionalen Entwicklung getauscht. Lesungen und Vogelbeobachtungen stehen auf dem Programm. Oft wird aber einfach gemeinsam gesungen, gebetet und Kaffee getrunken.
Eine blühende Wiese neben dem Kirchlein, so schön, wie sie die Älteren noch aus der Kindheit kennen, bezauberte die Besucher. Gepflegt und gehütet wird sie von Menschen, denen die Bewahrung der Schöpfung am Herzen liegt. In der Uckermark trifft man sie oft.

Eva Gonda

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