Kirchen entdecken in der Corona-Zeit

Hier lohnt sich der Besuch: Drei Gotteshäuser im Landkreis Oder-Spree

Eine meiner ersten Fahrten nach Lockerung der Corona-bedingten Einschränkungen unternahm ich zu den mir bislang unbekannten Kirchen Groß Briesen, Reudnitz und Krügersdorf , die zur Gemeinde Beeskow gehören. Freundlicherweise begleitete mich Frau Pfarrerin Preckel und ich konnte einiges erfahren über die unterschiedlichen Bedingungen in dieser städtisch-ländlichen Region. Viele schmucke Dorfkirchen prägen die Landschaft, die meisten sind leider  außerhalb der Gottesdienste (in der Regel alle sechs Wochen) nicht zugänglich. Regelmäßig treffen sich Gemeindegruppen zu Gespräch und Musik, allerdings meist in Beeskow. Auch vor-Ort gibt es engagierte Menschen, in Groß Briesen initiierten im vergangenen Jahr Eltern und viele Kinder zur großen Freude aller Beteiligten ein Krippenspiel. In Reudnitz trifft man sich regelmäßig im benachbarten ehemaligen Gasthaus, auch in Krügersdorf wird im ehemaligen Pfarrhaus der Gemeinderaum genutzt.

Der Altarbereich der Kirche von Krügersdorf Foto: Uwe Donath

Die Krügersdorfer Kirche, ein farbiger Putzbau von 1720, bildet mit dem gegenüberliegenden ehemaligen Gutshaus den Mittelpunkt des Ortes. Das geplante Jubiläumsfest musste aufs nächste Jahr verschoben werden, am und im Gebäude wurde mehrmals saniert, zuletzt 2009 – ein deutlich erkennbarer Putzschaden am Turm müsste dringend behoben werden. Der helle, freundlich anmutende Kirchenraum enthält eine sehenswerte Innengestaltung. Der Altarbereich  weist ungewöhnliche Merkmale auf – ein bemalter Kanzelaltar aus der Entstehungszeit zeigt in der Predella die Berufung des Propheten Jesaja, am Kanzelkorb den Salvator Mundi, den Schalldeckel, getragen von zwei Engeln, bekrönt ein Tetragramm. Eine imposante Orgel wurde über der Kanzel eingebaut, denn an der Westwand befindet sich eine wappengeschmückte Patronatsloge. Über dem Altarbereich ist die Decke bemalt, erkennbar blickt Gottvater auf die Kanzel herab. Aber es gibt noch mehr zu bestaunen: ein restaurierter Taufengel, Bibelverse an den Wänden und Emporen sowie farbig gestaltete Fenster (Evangelisten und Propheten).

Die Kirche von Reudnitz Foto: Uwe Donath

In Reudnitz grüßt ein gelbes Kirchlein, erbaut ebenfalls im 18. Jahrhundert, mit einem achteckigen verschieferten Dachturm, dessen Spitze ein Johanniterkreuz ziert.  Reudnitz gehörte lange Zeit zum Amt Friedland, das die Johanniter beherrschten. Der Kirchenraum wurde Anfang des 19. Jahrhunderts neogotisiert, aus dieser Zeit stammt der klassizistische Kanzelaltar mit Altarschranken. Man wünscht sich einen frischen Farbanstrich für Wände und Bänke, dringend nötig sind Reparaturen  an den Fenstern. Auf dem ehemaligen Kirchhof kann man  Reste eines Grabmals aus dem Jahr 1790 entdecken. In Reudnitz gibt es den Brauch, dass sich Gemeindeglieder in der Aufbewahrung des Kirchenschlüssels abwechseln.

Die kirche von Groß Briesen Foto: Uwe Donath

Eine Backsteinkirche herkömmlicher Art steht in Groß Briesen, ein Ort, der heute eher klein ist. Erbaut 1893, so steht es über dem Westportal;  eine Altarbibel mit Widmung der Kaiserin Auguste Viktoria verweist auf die Zeiten des wilhelminischen Kirchbauprogramms. Man betritt den Raum durch die „Winterkirche“, denn für die Gemeinde des 21. Jahrhunderts ist das Kirchenschiff überdimensioniert. Eine schlichte Ausstattung fügt sich der klaren Raumgliederung. Ungewöhnliches kann man auch hier auf den zweiten Blick entdecken: unter der Westempore gibt es eine Tür, hinter der eine sehr schmale Stiege zur Sauerorgel  führt.  Ein bequemer Zugang mit einer breiten Steintreppe  ist von außen angefügt.      

Erhaltungsmaßnahmen sind, wie sich zeigte, in allen drei Kirchen nötig. Die begrenzten finanziellen Mittel der Gemeinde sind  für  die Beeskower Marienkirche gebunden, außerdem steht eine Grundsanierung der Kirche in Görzig im Programm, dort  ist ein unsachgemäß reparierter Sturmschaden zu beheben.

Uwe Donath

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