Die Dorfkirche von Kuhlowitz (Teltow-Fläming) ist gut behütet
Die Kirche in Kuhlowitz beschreibt Pfarrerin Dr. Christiane Moldenhauer so: Sie ist eine besondere unter unseren Dorfkirchen. Äußerlich fällt schon von Weitem der markante Giebel an der Ostwand auf, der in drei Ebenen mit Backsteinen verziert und als solcher im Hohen Fläming einzigartig ist. Zudem wurde die Kirche erst etwa im 15. und 16. Jahrhundert errichtet und ist damit vergleichsweise jung. Und schließlich hatte die Kirche als Wallfahrtskapelle für die Hl. Anna im frühen 16. Jh. eine herausragende Bedeutung. Das Dach ragt steil auf, der Turm wurde im 18. Jh. errichtet. Die Glocke ist jedoch schon deutlich älter, sie trägt eine Inschrift von 1521.
Ein Blitzschlag hat 1975 schweren Schaden an Dach und Turm verursacht, so dass beide erneuert werden mussten. Im Inneren der Kirche sind die Dachbalken freiliegend. Die Innengestaltung der Kirche stammt aus der Barockzeit und wurde im 17./18. Jh. wesentlich geformt. An der West- und Nordwand wurde eine Empore eingezogen. Die hölzerne Kanzel und der Altaraufsatz stammen auch aus dieser Zeit, ebenso die Stuhlreihen und die hölzerne Taufe. Die Orgel wurde 1886 von Orgelbaumeister Lobbes in Niemegk gebaut und 1961 repariert. Bemerkenswert ist schließlich die in der internationalen Ausstellung „Verehrt. Geliebt. Vergessen. Maria zwischen den Konfessionen“ in Wittenberg präsentierte „Anna Selbdritt“. Es ist ebenjene Figur, die als Gnadenbild das Wallfahrtsziel war und der die Kirche Kuhlowitz ihren Namen St. Annenkapelle verdankt.
Die kleine Dorfkirche von Kuhlowitz hat gleich zwei Schutzengel. Zum einen natürlich die Namenspatronin, die heilige Anna. Aber – nicht minder wichtig – die Familie Mehlitz. In nun bereits vierter Generation hütet sie Kirche und Gottesacker. Kerstin Mehlitz, die Urenkelin, erinnert sich noch lebhaft daran , wie sie als Kind begeistert dem Großvater, Kirchenältester, beim Läuten half. Heute ist die 30jährige Verwaltungsfachwirtin die derzeitige Hüterin der Dorfkirche. Und das Läuten ist nun ganz ihre Aufgabe. Ihre beiden Kinder helfen ihr dabei.
Für das kleine Dorf mit seinen knapp hundert Einwohnern, davon 20 Gemeindemitglieder, ist Kerstin Mehlitz unverzichtbar. Gelassen und engagiert managt sie seit zehn Jahren die anfallenden Aufgaben: zusammen mit der freiwilligen Feuerwehr viermal im Jahr die Grundreinigung, regelmäßiges Mähen rund um Kirche und Friedhof. Sie achtet aufs Lüften, kehrt die Vogelreste weg, die durch die defekten Stellen zwischen Turm und Kirchgebäude ins Innere fallen. Und vor allem, sie organisiert das Leben in der Dorfkirche und drum herum. Hier wird gern geheiratet: Seit der Paulinenhof, Tagungshotel in schön hergerichteten alten Gebäuden und nur ein paar Schritte entfernt, seinen Betrieb aufgenommen hat, kommen viele Paare auch von weit her,um hier zu feiern. In der Winterkirche, Teil des Kirchenschiffs gleich neben dem Eingang, geschickt zum ansprechenden Raum hergerichtet, treffen sich Christen und Nichtchristen , Groß und Klein. Für die Kinder des Dorfes macht Kerstin Mehlitz mit ihren Helfern die große Grünfläche seitlich der Kirche zur Spielfläche. Und als in der Kuhlowitzer Flüchtlingseinrichtung noch vor allem geflüchtete Familien untergebracht waren, gab es gute Kontakte zum Dorf. Geplant sind Ausstellungen in der Kirche, so demnächst mit Holzarbeiten eines Künstlers aus dem benachbarten Preußnitz.
Was wünscht sich die begeisterte Pferdefreundin für ihre Kirche: Dass für die anstehenden Renovierungsarbeiten genügend Geld und Unterstützung zur Verfügung stehen. Der Turm ist nicht mit dem Kirchenschiff verbunden. In den Ritzen nisten Vögel. Der Deckenbalken der Empore muss behandelt und der Schwamm entfernt werden Die Dachsteine sind aus Beton und in Zement eingelegt. Es bröckelt.
Theda von Wedel