Damit das Umfeld der Dorfkirchen „erblüht“

Blühwiesen sind überlebenswichtige Biotope und sollten verstärkt angelegt werden

Noch gibt es sie viel zu selten, die Blühstreifen direkt um die Dorfkirche herum, auf den ungenutzten Teilen der dörflichen Friedhöfe, in den Pfarrgärten, am Rande der Kirchenäcker und sonst wo im Dorf. Dabei kann man in diesem Zusammenhang in Brandenburg von echten „Bodenschätzen“ der Kirchengemeinden sprechen. Allein die mehr als 1.400 Dorfkirchen böten Platz für die bunte Mischung von beispielsweise einjährigen Kornblumen, Klatschmohn oder Kamille, dazu mehrjährigen Arten wie Margeriten, Flockenblumen, Hornklee oder Glockenblumen und zahlreichen anderen, je nach regionalen Gegebenheiten. Und Blühpatenschaften, Wildbienenweiden und vieles andere mehr, das hilft, die Biodiversität zu erhalten, würde hier seinen Ort finden.

Foto: www.bluewiesen.de

Artenreiche Blühwiesen sind überlebenswichtige Biotope und mittlerweile häufig „Rettungsinseln“ für eine Vielzahl von Insekten. Dort finden diese Nektar in Hülle und Fülle und bei rücksichtsvoller Pflege auch Brutrefugien. Von den Insekten wiederum profitieren Vögel, Amphibien, Kleinsäuger, Reptilien, Fische. Oftmals ziehen diese Flächen Arten aus dem gesamten Umkreis „magnetisch“ an. Und auch für uns Menschen bietet eine solche Wiese einiges: Entspannung, Glück, Freude, Abwechslung, Bewegung, das Gefühl, das „Richtige“ zu tun, Entschleunigung, Gesundheit.

Hans-Georg Baaske, Leiter des Umweltbüros der EKBO, begrüßt solche Initiativen und sieht bei „kirchlichen Gebäuden und im Umfeld (Kirchpark; Pfarrgarten usw.) viele Möglichkeiten, die Artenvielfalt zu stärken und mitzuhelfen, dass Pflanzen und Tiere auch hier ihre Lebensräume haben und zusätzliche bekommen können. „Wir unterstützen solche Projekte von einzelnen Kirchengemeinden.“  

Im Übrigen sind die Pflegekosten für naturnah gestaltete Flächen geringer als für intensiv gepflegte Grünflächen. Kosten für Dünger und Pestizide entfallen und der Arbeitsaufwand für die Pflege verringert sich deutlich. Und man kann gelassen darauf warten, was für eine Fülle von Pflanzen sich von selber ansiedeln werden.

Eigentlich alles wirklich einleuchtend, aber was macht die Umsetzung dann so schwierig? Zuerst einmal die Macht der Gewohnheit: Das haben wir ja noch nie gemacht. Das sieht ja schlampig aus, sagen die einen. Gar nicht ordentlich geharkt sagen die anderen, kein englischer Rasen, sondern Wiese. Wer soll das denn machen, es gibt doch eh nur noch so wenige Kirchenmitglieder? Und wie geht es überhaupt?

Guten Rat gibt der Naturschutzbund Deutschland. Unter www.nabu.de sind die einzelnen Schritte gut verständlich beschrieben, die zur Anlage einer Blühwiese erforderlich sind: das richtige (unbedingt regionale) Saatgut, Vorbereitung des Saatbeetes,  Pflege und Mähen, wichtige Tipps, um Fehler zu vermeiden. Guten Rat gibt auch das Heft “Vielfalt als Gewinn, Kirchengemeinden und Biodiversität“ von Beatrice van Saan-Klein und Maria Wachowiak, (ISBN978-3-88257-053-3). Und Ansprechpartner ist auch das Umweltbüro der EKBO www.ekbo.de/umwelt.

Im Moment wird über die Zielsetzung bei der neuen Förderperiode der europäischen Fonds beraten. Klimaschutz wird eine wichtige Rolle spielen. Und da kann vielleicht praktische Erfahrung mit dem Artenschutz bei der Mittelvergabe von Vorteil sein.

„Blühende“ Dorfkirchen sind für das ganze Dorf wichtig, für die Alteingesessenen und die Zugezogenen, für die kirchliche und die kommunale Gemeinde, die Vereine, Betriebe, Gastwirtschaften vor Ort, die Besucher. Bei Renovierungen der Kirchen, aber auch anderer Gebäude im Dorf könnte und sollte die Blühwiese mit bedacht werden.

Theda von Wedel

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