Manchen Kulturbruch geheilt

Berlin Brandenburg Preis für den Förderkreis Alte Kirchen

Im Rahmen eines Festaktes in der Frankfurter Marienkirche wurde der Förderkreis Alte Kirchen Berlin-Brandenburg am 12. September mit dem in diesem Jahr zum zweiten Mal ausgereichten Berlin Brandenburg Preis ausgezeichnet.

Träger des Preises sind die Stiftung Zukunft Berlin und die Brandenburgische Gesellschaft für Kultur und Geschichte. Mit der Verleihung sollen laut Ausschreibung herausragende Leistungen ausgezeichnet werden, „die Bauwerke und Gebäudeensembles, Park- und Gartenanlagen, archäologische Stätten und Bodenzeugnisse in ihrer gebauten oder natürlichen Umgebung zu einer besonderen, über die bloße Erhaltung hinausreichende Wirkung gebracht werden.“ Zudem soll der gegenseitige Respekt zwischen den Ländern Berlin und Brandenburg und deren Zusammenwachsen gefördert werden. In der hochkarätig besetzten Jury sind unter anderem auch die Chefs der beiden Landesdenkmalämter und Landeskonservatoren vertreten.

In mehreren Ansprachen wurde darauf hingewiesen, dass es im kommenden Jahr 2020 zwei größere Juibiläen zu feiern gilt: Vor 100 Jahren entstand mit der Bildung der Stadt- und Einheitsgemeinde Berlin die deutsche Hauptstadt in den noch heute gültigen Grenzen. Zum anderen begeht das Land Brandenburg den dreißigsten Jahrestag seiner Gründung. Wäre hinzuzufügen: Auch der Förderkreis Alte Kirchen kann 2020 auf dreißig Jahre Arbeit zur Erhaltung der brandenburgischen Sakralbauten zurückblicken. Er gründete sich auf den Tag genau fünf Monate vor dem durch deutsche Einheit bewirkten Entstehen des neuen Bundeslandes.

In seiner Laudatio würdigte Christoph Singelnstein, Chefredakteur des Rundfunks Berlin-Brandenburg (rbb) das wirken unseres Vereins. Er erinnerte an die Zeit dem Mauerfall, in der es zahlreiche „vergessene, versperrte, verfallen Dorfkirchen gab, die besonders unter den Kulturbrüchen des 20. Jahrhunderts gelitten hatten.“ Fast zwei Millionen Euro konnte der Förderkreis seitdem für konkrete Sanierungs- und Restaurierungsarbeiten ausreichen. Besonders hervorgehoben wurde die Rolle des Förderkreises Alte Kirchen als Dachverband für die zahlreichen lokalen Vereine und seine Tätigkeit als „Vernetzer“ durch die seit etwa zehn Jahren bestehende Arbeit von Regionalbetreuern für die einzelnen Landkreise. Im Statut des Preises steht auch, die Leistung der auszuzeichnenden Institution solle „in ihrer Wirkung nachhaltig und darf keine Eintagsfliege sein“ Dies sei beim Förderkreis Alte Kirchen Berlin-Brandenburg zweifelsohne der Fall.

BEI DER PREISVERLEIHUNG: Staatssekretär Thomas Kralinski, FAK-Regionalbetreuer Hans Tödtmann, Vorstandsmitglied Sigrid Riesberg, FAK-Ehrenmitglied Eva Gonda und Geschäftsführer Bernd Janowski (v.l.n.r.)
Foto: Winfried Mausolf

Ein weiterer Preisträger dieses Jahres ist der Verein Checkpoint Bravo e.V., der die Ruine des Kommandantenhauses an der ehemaligen Grenzübergangsstelle Drewitz vor dem Verfall schützt. Die Begegnungsstätte gilt als einziges authentisches Geschichtszeugnis an dieser Stelle. Überreicht wurden die Preise von der Berliner Stadtentwicklungssenatorin Katrin Lompscher und dem brandenburgischen Staatssekretär Thomas Kralinski.

Anwesend waren bei der Preisverleihung auch Vertreter der beiden Preisträger des vergangenen Jahres. Sie berichteten, dass ihnen die Auszeichnung auch praktisch in ihrer Arbeit sehr geholfen habe. Vertreter des Choriner Musiksommers stellten dar, dass die öffentliche Anerkennung ihnen anstehende Verhandlungen über einen neuen Nutzungsvertrag mit dem Kloster und dem Amt Chorin sehr erleichtert hätten und Kenneth Anders vom Oderbruch Museum Altranft, das sich derzeit in einer gewaltigen Phase der Umstrukturierung zu einer Werkstatt für ländliche Kultur im Oderbruch befindet, dass die Auszeichnung genau zur richtigen Zeit gekommen sei. Gegenüber den Fördermittelgebern konnte man zeigen, dass das Konzept aufgegangen und auf positive Resonanz gestoßen sei. Die ursprüngliche Idee zum Berlin Brandenburg Preis stammt vom Vorstandsvorsitzenden der Stiftung Zukunft Berlin, Volker Hassemer. Bereits seit sechs Jahren lädt die Stiftung, in Zusammenarbeit auch mit dem Förderkreis Alte Kirchen, unter dem Motto „Nachbarn bei Nachbarn“ zu Lesungen mit Berliner Künstlern in brandenburgischen Dorfkirchen ein. Besucher aus der Hauptstadt kommen hierbei mit örtlichen Akteuren aus Kirchengemeinden und Fördervereinen ins Gespräch. Man lernt sich kennen. Das Verständnis für einander wächst. Die Regionen, die historisch immer zusammengehörten und aufeinander angewiesen sind, kommen sich näher. Dies ist auch ein Anliegen des Berlin Brandenburg Preises, den der Förderkreis Alte Kirchen als weiteren Ansporn für seine Tätigkeit dankend in Empfang genommen hat

Bernd Janowski

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