Im Zeichen des 500-jährigen Weihejubiläums
Die Glocke schlägt nun wieder die Stunde vom Turm der Alt Krüssower Kirche. Auch alle weiteren Arbeiten in der ehemaligen Wallfahrtskirche sollen bis 2020 abgeschlossen sein.
Glanz erfüllt das hohe Kirchenschiff, farbige Lichtreflexe tanzen über Boden und Gestühl. Diese Kirche hat eine ganz besondere Ausstrahlung. Auch die Ausmaße des spätgotischen Saalbaus gehen weit über die einer Dorfkirche hinaus. Mit ihrem schmuckvollen Stufengiebel erinnert die 1520 geweihte Wallfahrtskirche eher an die Wunderblutkirche in Bad Wilsnack und die Wunderblutkapelle im Kloster Stift zum Heiligengrabe. Tatsächlich war auch Alt Krüssow ein Pilgerziel der vorreformatorischen Zeit. Nach Überlieferungen soll hier der Rock der Heiligen Anna als Reliquie aufbewahrt worden sein. Zwei kunstvolle Schnitzaltäre und eine kostbare Statue der Heiligen Anna schmückten einst den Innenraum der nach ihr benannten Kirche.
Selbstverständlich ist es nicht, dass die Sonne ihr Licht nun durch die Ostfenster schicken darf. Erst 2007 wurde das farbige Glas wieder eingesetzt. Nach dem zweiten Weltkrieg war die Kirche zusehends verfallen. Bis heute ist der Erhalt des Gebäudes eine große Herausforderung für das Dorf mit kaum mehr als 100 Einwohnern. Ein rühriger Förderverein unter dem Vorsitz von Uwe Dummer kümmerte sich seit 2003 gemeinsam mit dem örtlichen Gemeindekirchenrat, dessen Vorsitzende Roswitha Schick ist, nicht nur um die Sanierung, sondern schafft einen kulturellen, geistlichen und touristischen Anziehungspunkt für Menschen und Besucher der Region.
Noch sind die Kunstwerke, die jeweils die Heilige Anna in ihrer Darstellung mit ihrer Tochter Maria und dem Jesuskind als „Anna Selbdritt“ zeigen, nur im Kloster Heiligengrabe und in der Pritzwalker Kirche zu bewundern. Doch bis zum Weihejubiläum im Jahr 2020 sollen sie wieder ihren Platz in der Kirche bekommen, so hat es der Gemeindekirchenrat beschlossen. Eine Dauerausstellung zur Annenverehrung wird dann noch weitere Besucherinnen und Besucher in die große Kirche im kleinen Prignitzdorf ziehen. Zusammen mit anderen Exponaten werden dann auch Funde wie die kürzlich im Boden der Kapelle entdeckten Pilgerzeichen der Öffentlichkeit zugängig gemacht.
Schon viel ist seit der Zusage der LEADER-Förderung im Mai 2015 geschafft worden. Damit die Glocken wieder läuten konnten, musste der Turm in seiner Substanz wiederhergestellt werden, auch eine neue Bekrönung erhielt er im April dieses Jahres. Bis zum Ende des aktuellen Bauabschnittes wird die Sanierung des Turmes abgeschlossen sein, zu dem im Inneren der Einbau einer Teeküche und eines WCs gehört. Die Annenkapelle, in der ausgewählte Kunstwerke zum Annenkult ihren Platz bekommen sollen, erhält einen Konvektor, der die Raumfeuchtigkeit konstant halten wird. Bis dahin werden über eine Million Euro in den Kirchenbau geflossen sein. Der Zustand und der Erfolg der sieben Bauabschnitte können sich sehen lassen. Die Kirchturmuhr zeigt die Zeit und die Glocke ist jetzt wieder weithin hörbar.
Zahlreiche Förderer und Engagierte konnten gewonnen werden. „Sie langfristig bei der Stange zu halten, ist jedoch nicht leicht“, so Roswitha Schick und Uwe Dummer Auch ihnen selbst ginge im Fördermitteldschungel manchmal die Puste aus. „Doch wir machen weiter, bis die Kirche fertig ist“, sagen sie unisono. Schon am 5. Januar beginnt das Jahr des Weihejubiläums mit einem feierlichen Gottesdienst. Der letzte und wahrscheinlich schwerste ist der neunte Bauabschnitt mit der inneren Restaurierung des Kirchenschiffes. Diese Baumaßnahme wird 2021 das Handeln des Fördervereins bestimmen.
Mehr Informationen auf: www.wallfahrtskirche-alt-kruessow.de . Schlüssel bei Roswitha Schick: 03395 303007
Text und Foto: Susanne Liedtke