„Den Geburtsort wird man nicht los“

Mit dem Förderkreis Alte Kirchen auf Tour im Landkreis Potsdam-Mittelmark

Es ist gerade erst gefallen, das Gerüst am Turm der Dorfkirche Zitz. Er begrüßt nun wieder in voller Schönheit Gäste aus nah und fern. Uns zum Beispiel, die wir unlängst bei einer FAK-Reise fünf Dörfer und ihre Gotteshäuser südwestlich der Stadt Brandenburg besuchten. Erfreut hörten wir von Architektin Heidrun Fleege, die die Sanierung des Gotteshauses betreut, dass der FAK zur Turmsanierung ein Scherflein beigetragen hat. Aber auch, dass noch viel zu tun bleibt. Die Orgel ist nicht bespielbar, die Fenster sind marode und das Gemäuer des Kirchenschiffs feucht. Letzteres wäre relativ leicht zu beheben, wenn man Regenrinnen anbauen würde. Aber das erlaubt die Denkmalpflege nicht. Begründung: nicht denkmalgerecht. Leider waren Regenrinnen zur Bauzeit der mittelalterlichen Kirche noch nicht erfunden. Nun ist für die Architektin guter Rat teuer…

Kirchturm von Zitz

Im Sinne des Wortes auferstanden aus Ruinen ist die Dorfkirche von Rogäsen. 1978 musste der kaputte Dachstuhl abgetragen werden, um dessen Einsturz zu verhindern. Die Natur eroberte das Kirchenschiff. Womit sich die aktive Kirchengemeinde aber nicht abfinden wollte. 2016 wurde der Wildwuchs gelichtet, anschließend bekam die Kirche ein neues Dach. Bereits 2017 konnte das Gotteshaus mit einem Festgottesdienst wieder seiner Bestimmung zugeführt werden.  Worüber sich auch der Besitzer des benachbarten Herrenhauses Karl Geyer freut. Der aus Nürnberg stammende begeisterte Neu-Brandenburger ist dabei, das verfallene Herrenhaus zu restaurieren und dabei bereits so weit gediehen, dass er in den Gästezimmern den Angehörigen von Brautleuten, die sich im Schloss bzw. in der Kirche trauen lassen, eine komfortable Unterkunft und Feiermöglichkeiten bieten kann.

Kirchenschiff von Rogäsen

In Wusterwitz, am gleichnamigen See gelegen, winkte im Bootshaus das Mittagessen. Aber vorher stand noch ein Besuch in der Dorfkirche auf dem Programm, einem der ältesten und beeindruckendsten Feldsteinbauten Brandenburgs. Eile war geboten und das mit einem wehenden Schleier verzierte Kirchenportal verriet auch, warum: Eine Hochzeit stand bevor. Und so bestaunten wir im Schnellverfahren die originale spätgotische Decke mit prachtvoller Malerei, den dazu passenden geschnitzten Flügelaltar, den man einst im nahen Gollwitz aussortierte, um sich einen dazumal „modernen barocken“ zu leisten und das Triumphkreuz aus dem 20. Jahrhundert. Es gelangte also erst neuerer evangelischer Zeit hierher, was als durchaus ungewöhnlich anzusehen ist, denn es gilt als typisch katholischer Bestandteil der Kirchenausstattung.

In Gollwitz, unserer nächsten Reisestation, erwartete uns eine hübsche kleine spätromanische Feldsteinkirche mit prachtvoller barocker Innenausstattung. Die Instandsetzung der Bauhülle, zu der auch der FAK beitrug, ist in den letzten Jahren bereits gut vorangekommen: der Turm ist wieder standsicher und hat zwei neue Glocken erhalten, das Dach neu gedeckt und die Wände verfugt. Auch die Sanierung des Innenraums wurde bereits in Angriff genommen. Die Restaurierung des Chorraums ist fast abgeschlossen und lässt erahnen, wie schön die Kirche sein wird, wenn einmal alles fertig ist. Aber das wird noch ein bisschen dauern.

Altbischof Huber und Frau sowie FAK-Regionalbetreuer Hans Tödtmann bei der Lesung in Warchau

Von dieser positiven Entwicklung kann die fast baugleiche Kirche im nahen Warchau, die letzte Station unserer kleinen Rundreise, nur träumen. Dort gibt es, im Gegensatz zu Gollwitz, keinen aktiven Förderverein und das macht sich bemerkbar: die Kirche ist seit langer Zeit ungenutzt und dämmert vor sich hin. Aber es gibt Bestrebungen, das zu ändern. So nahmen wir an der ersten Veranstaltung teil, die seit vielen Jahren dort stattfand, einer Benefizlesung von Altbischof Dr. Wolfgang Huber und seiner Frau Kara aus der Fontane-Novelle „Stine“. Der Erlös der gut besuchten Veranstaltung wird der Restaurierung der „Warchauer Madonna“. zugutekommen. In seiner Einführung erinnerte Altbischof Huber an den in Warchau geborenen und getauften Theologen Eberhard Bethge, ein enger persönlicher Freund und bedeutendster Biograf von Dietrich Bonhoeffer, der einmal sagte: „Den Geburtsort wird man nicht los.“ Er hätte sich sicher gefreut über die Veranstaltung und die Bemühungen, seine Taufkirche „wiederzubeleben“.

Elke Kreischer

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