Ein besonderer Erntedankgottesdienst

Das Altarretabel in Dallmin ist fertig – Spendenobjekt „Vergessene Kunstwerke 2021“

Zur Erntezeit wird im Gottesdienst der Raum vor dem Altar gerne und liebevoll geschmückt: mit Erntegaben von den Feldern und aus den Gärten des Dorfes. So auch in der Feldsteinkirche von Dallmin, einem Ort mit rund 500 Einwohnern nahe der Kleinstadt Karstädt in der Prignitz. Aber in diesem Jahr war es auch der Altar selbst, der wieder in voller Pracht präsentiert werden konnte. In der Dorfkirche, die im Kern aus dem 13. Jahrhundert stammt, haben sich zahlreiche wertvolle Ausstattungsteile erhalten: eine 300 Jahre alte Orgel, ein Taufengel und ein kunstvoll geschnitzter Kanzelaltar gehören ebensowie das Dallminer Retabel dazu, das Ende des 15. Jahrhunderts erbaut wurde. Der Altaraufsatz zeigt Maria, der ein Bischof und die heilige Katharina zur Seite stehen. In den beiden Flügeln stehen unter geschnitzten Baldachinen die zwölf Apostel Jesu. Die Altarflügel wurden an Sonn- und Feiertagen geöffnet, während sie in der Woche geschlossen blieben.

Auf der „Werktagsseite“ sind ausgewählte Motive der Passion Jesu abgebildet. Das Retabel wurde in den vergangenen Jahrhunderten mehrfach restauriert, zuletzt in den 1980er Jahren durch den damaligen Pfarrer. Ein ganz besonderes Ausstattungsteil ist eine Kasel, ein liturgisches Messgewand, das hinter Glas an der Nordwand ausgestellt ist. Der Förderkreis Alte Kirchen und das Brandenburgische Landesamt für Denkmalpflege unterstützen in jedem Jahr ein Projekt, das sich „vergessenen“, renovierungsbedürftigen Kunstwerken widmet. 2021 fiel die Wahl auf das Altarretabel von Dallmin. Insgesamt, so berichtete Pfarrerin Bull dankbar, waren über 18.000 Euro Spenden gesammelt worden. Eine Restauratorin wurde beauftragt, die Farbfassung und die hölzernen Teile zu reinigen, sichtbare Schäden zu beheben und die eine oder andere Farbretusche vorzunehmen.

Zum Gottesdienst nun konnte sie das Ergebnis präsentieren. Und da die Geschichte des Retabels einen Gang durch die Bibel bedeutet, war sie zugleich die Predigt, wie Pfarrerin Bull betonte. Mit den gesammelten Spenden war der Grundstein gelegt, auch für die Restaurierung der Kasel, mit der man jetzt beginnen will. Parallel wird zurzeit die Orgel restauriert, ein Werk des Salzwedeler Orgelbauers Anton Heinrich Gansen. Der Förderkreis Alte Kirchen beteiligt sich ander Finanzierung. Der Orgel-Geburtstag in diesem Jahr wird, so Pfarrerin Bull, ganz bestimmt im nächsten Jahr nachgeholt werden.

Andreas Flender

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