Altar und Kanzel warten in der Dorfkirche Paplitz auf ihre Restaurierung

Spendenaktion „Vergessene Kunstwerke 2024/25“ ist gestartet

Blick durch die Friedhofsmauer auf die mittelalterliche Paplitzer Kirche, mit Anbau aus dem 19. Jh.

Bereits seit etlichen Jahren beginnt jedes Jahr im Advent die brandenburgische Spendenaktion „Vergessene Kunstwerke“, die uns dann durch das Folgejahr bis zum nächsten Herbst begleitet. Ein Objekt, Ensemble oder eine Kirchenausstattung wird dabei besonders in den Fokus gerückt, um sie zu sanieren, aber auch um über sie zu erzählen und sie zu erforschen. In diesem Jahr 2024/25 kommt unsere Spendenaktion der ausdrucksreich geschnitzten und farbig gefassten Ausstattung in der Dorfkirche Paplitz in der Nähe von Baruth/Mark im Landkreis Teltow-Fläming zu Gute. Nachdem das Kirchengebäude zuletzt 2017–18 umfassend saniert wurde, warten nun die Kunstschätze im Inneren aus der Zeit nach dem Dreißigjährigen Krieg auf ihre Restaurierung. Der Altar wurde das letzte Mal 1981 restauriert. Bitte unterstützen Sie mit einer großzügigen Spende den Erhalt der Innenausstattung in Paplitz und helfen Sie damit den engagierten Menschen vor Ort, die sich um den Erhalt der Kirche kümmern.

Der Altar

Restaurierungsbedürftiger Altar

Der hölzerne Altaraufsatz um 1660/70 besitzt in der Predella ein Abendmahlsbild, gerahmt von einem Lorbeerkranz. Elf Jünger sitzen mit Jesus um den Tisch und lauschen seinen Worten. In Gold auf blauem Untergrund stehen links und rechts geschrieben: „Nehmet, esset, das ist mein Leib“ und „Nehmet, trinket, das ist mein Blut“. Im Zentrum befindet sich ein ovales Kreuzigungsgemälde – umgeben von einem beeindruckenden Rahmen aus geschwungenen Akanthusblättern. Die Kreuzigungsszene zeigt Jesus mit Maria und Johannes unter dem Kreuz. Im Hintergrund ist Jerusalem als gebaute Stadt mit mehreren Kirchtürmen vor einem Gebirgszug zu sehen. Mose mit den Gesetzestafeln links und ein Evangelist rechts flankieren als Symbol für den alten und neuen Bund die Darstellung. Den oberen Abschluss bildet eine Wolkenglorie, die von zwei pausbäckigen Engelchen gehalten und von einem Posaune blasenden Putto bekrönt wird.

Die Kanzel

Restaurierungsbedürftige Kanzel

Die hölzerne Kanzel, die mit dem Altar ein Ensemble bildet, wird von einem Schalldeckel bekrönt. Dieser ist aufwendig geschnitzt und heute in Weiß gehalten. Besondere Facetten wurden in Gold und Blau hervorgehoben. Am Kanzelkorb sind vier Gemälde mit den Evangelisten zu sehen. Am Aufgang zur Kanzel verkünden Bibelstellen in goldener Schrift auf blauem Grund diese Botschaft: „Wie lieblich sind auff den Bergen die Füße der Boten, die da Friede verkündigen, Guts predigen, Heil verkündigen, die da sagen zu Zion, dein Herz ist König“ und „Ruffe getrost, schone nicht, erhebe deine Stimme wie eine Posaune, und verkündige deinem Volcke ihr Übertreten, und dem Hause Jacob ihre Sünde.“ Zur Kanzel gelangt man durch einen ehemaligen Beichtstuhl mit durchbrochenem Rankengitter und darunter befindlichen Bibelsprüchen, die sich auf die Beichte beziehen.

Schäden an Altaraufsatz und Kanzel

Die letzte Restaurierung liegt mehr als 40 Jahre zurück, so dass es nicht verwunderlich ist, dass sich im Laufe der Zeit einige Schäden eingestellt haben. Sie entstehen, weil die Farbschichten und das Holz altern. Die Leinwand am Abendmahlsgemälde ist sehr wellig geworden und das Holztafelbild mit der Kreuzigung weist einen breiten Spalt auf. Hier hat sich eine Brettfuge geöffnet. Farbschichten lösen sich an manchen Stellen ab und sind zum Teil schon verloren. Auch an den kleinen Tafeln der Kanzel mit den Darstellungen der Evangelisten sind Fehlstellen entstanden. Sowohl am Altaraufsatz als auch an der Kanzel gibt es Schäden am Holz, die durch Holzschädlinge verursacht wurden. Es sind daher restauratorische Pflegemaßnahmen notwendig, die eine behutsame Reinigung und Festigungsmaßnahmen an Farbschichten und Holz einschließen. Der aktive Schädlingsbefall muss gestoppt werden.

Restaurierungsbedürftige Teile des Altars und der Kanzel

Weitere Ausstattungsstücke von Bedeutung

An der Nordwand hängt zur Erinnerung an Pfarrer Johannes Hanisius ein hölzernes Grabkreuz. Die Beschriftung datiert es auf 1636:

„+ ANNO 1636. DEN 5 IUNI IN DER HEILIGEN PFINSTNACHT IST DER EHRWVRDIGE VNDWOLGELARTE HERR JOHANNES HANISIVS PFARRER ZV PAPLITZ IN SEINEM VON DEN RAVBENDEN SOLDATEN GEVBTEN MARTYRIO SELIG ENTSCHLAFEN : SEINES ALTERS XLVVII JAHR VND XXV WOCHEN“

Was war passiert? Pfarrer Hanisius wollte den Erzählungen nach im Dreißigjährigen Krieg das Versteck der geflohenen Dorfbewohner nicht preisgeben und wurde daher mit dem Schwedentrunk zu Tode gefoltert. Hervorzuheben sind auch die in die Ostwand eingelassene mittelalterliche Sakramentsnische und die drei Bleiglasfenster aus dem Beginn des 20. Jahrhunderts.

Kirche und Dorf

Erstmalig wird das Rundlingsdorf Paplitz in einer Urkunde von 1363 als Popelicz erwähnt. Die Bezeichnung ist wohl sorbischen Ursprungs und könnte sich auf einen Pappelhain beziehen. Ob der massige schlichte Feldsteinbau zu dieser Zeit bereits errichtet war, ist nicht gesichert. Die Datierung wird für das 13. bis 15. Jahrhundert angenommen. Die Paplitzer Saalkirche gehört zu jenen Bauten, die keinen Kirchturm besitzen. Stattdessen ist am Eingang zum ehemaligen Friedhof ein separater kompakter Glockenturm, in dem drei Glocken hängen, in die Friedhofsmauer eingebunden.

Nach den Zerstörungen im Dreißigjährigen Krieg wurde die Kirche um 1660 bis 1670 wieder aufgebaut. Daher stammt auch die Ausstattung überwiegend aus dieser Zeit. Auf der Südseite sticht ein zweigeschossiger spätgotischer, im 19. Jahrhundert erweiterter Backsteinanbau mit spitzbogigem Stufenportal heraus, der als Vorhalle und darüber liegende Loge dient. Der ehemals um die Kirche gelegene Friedhof ist auf der Nord- und Ostseite der Kirche eine Kriegsgräberstätte für die im Zweiten Weltkrieg in und um Paplitz gefallenen Soldaten.Prof. Dr. Claudia Rückert,

Dörte Busch, Anne Haertel

Bitte helfen Sie mit:
Förderkreis Alte Kirchen
Berlin-Brandenburg e.V.
DE94 5206 0410 0003 9113 90
Verwendungszweck: Paplitz

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