Familiengräber an der Dorfkirche Jühnsdorf restauriert

Unsere Dorfkirche in Jühnsdorf ist das älteste noch erhaltene Bauwerk in Jühnsdorf und bildet mit dem Gutshaus den identitätsstiftenden Mittelpunkt des Dorfes. Vor allem die noch erhaltenen Grabsteine auf dem ehemaligen Ortsfriedhof der Gutsherrenfamilie von dem Knesebeck und der Lehrerfamilie Lademann weisen auf die herausragende Bedeutung des Ortes hin.

Ehemaliger Ortsfriedhof an der Dorfkirche Jünsdorf

In den zurückliegenden Jahren konnten grundlegende Sanierungs- und Substanzerhaltungsmaßnahmen vorgenommen werden. Die Kirchenhülle ist gesichert, neue Glocken konnten beschafft und die Restaurierung der historischen Wilhelm-Remler-Orgel vollendet werden. Nun standen noch die Gräber aus.

Aus den Familiengeschichten der Familien von dem Knesebeck und Lademann

Sowohl die ehemalige Gutsherrenfamilie von dem Knesebeck, als auch die Lehrerfamilie Lademann prägten das Leben unseres Dorfes durch viele Jahrzehnte, Jahrhunderte hinweg.
Wie in anderen Dörfern führte auch in Jühnsdorf der Lehrer (Schulmeister) die Schulchronik, in der wichtige Ereignisse aus dem Leben des Dorfes festgehalten wurden und die noch heute interessante Quellen für Heimathistoriker sind. Die Lehrer waren auch gleichzeitig Küster und mussten Lesegottesdienste halten, Glocken läuten und die Turmuhr aufziehen.


Von 1750 bis 1904 war die Familie Lademann in drei Generationen als Lehrer in Jühnsdorf vertreten. So haben das Schulamt in Jühnsdorf acht Vertreter einer Verwandtschaftslinie eineinhalb Jahrhunderte hindurch betreut. Mit dem Tod von Adolf Lademann im Jahr 1904 endete die Lehrerdynastie der Lademanns in Jühnsdorf. Sein Sohn Willy wurde zwar auch Lehrer, war aber in Berlin tätig. Er wurde als Heimatforscher bekannt, der sich besonders der Teltower Mundart „Telschet Platt“ und dem Leben und den Bräuchen in der Region widmete. Auch er liegt auf dem alten Kirchhof neben seinen Vorfahren in Jühnsdorf begraben.

Grabkreuz für Friedrihc Wilhelm von dem Knesebeck

Die Familie Von dem Knesebeck übernahm 1823 das Jühnsdorfer Gut. Durch mehrere Umbauten am Gutshaus haben sie den Grundstein für seine heutige Form gelegt. Bedeutende Mitglieder der Familie waren unter anderem Friedrich Wilhelm Ludwig von dem Knesebeck. Er starb als Königlich Preußischer Hauptmann a.D. Er wurde von Theodor Fontane in den Wanderungen durch die Mark Brandenburg im 4. Teil: Spreeland im Kapitel 22 zu Löwenbruch anschaulich charakterisiert.
Sein Sohn Leo von dem Knesebeck war Landrat des Kreises Teltow. In seiner Amtszeit regte er die Herausgabe des „Teltower Kreisblattes“ an. Ebenso gehen der Bau mehrerer Chausseen im Landkreis Teltow und die Gründung der Teltower Kreissparkasse auf ihn zurück. Sein Gutshaus in Jühnsdorf nutzte er zeitweilig als Amtssitz des Landrats. Nach seinem Ausscheiden aus dem Amt wurde er Mitglied des Preußischen Landtags. Außerdem war er Domherr in Brandenburg an der Havel. Er fand seine Ruhestatt auf unserem Kirchhof.
Neben ihm ruht sein Sohn Robert von dem Knesebeck. Er starb 1866, noch nicht einmal 30-jährig in der Schlacht bei Königgrätz. Von den bei ihm gefundenen Thalern wurde das Abendmahlsgeschirr und die Taufausstattung der Jühnsdorfer Kirche gestiftet.
Die Gutsherrschaft der Familie Von dem Knesebeck wird in Jühnsdorf als wohlwollend und förderlich für das ganze Dorf und seine Bevölkerung erinnert.

Restaurierung der Grabkreuze
Zur 650-Jahr-Feier von Jühnsdorf im Jahr 2022 hatten wir uns vorgenommen, das Ensemble der Lademanngräber und den Knesebeckfriedhof – und damit einen elementaren Teil unserer Dorfmitte – wieder in einen ansehnlichen Zustand zu versetzen, denn sie waren durch Witterungs- und Vandalismuseinflüsse in ihrem Bestand sehr bedroht.
In Abstimmung mit der Denkmalschutzbehörde wurden die Stein- und Granitgrabmale vom Steinmetzmeister vorsichtig gereinigt. Die Restaurierung der drei gusseisernen Grabkreuze und des ältesten Zinkgussgrabkreuzes aus dem Jahr 1828 erfolgte durch eine Restaurierungsspezialfirma. Beim Abbau der Eisenkreuze wurde festgestellt, dass die Sockel nicht mehr tragfähig sind und erneuert werden müssen.

Schon die Fotos aus der Werkstatt haben große Vorfreude ausgelöst, aber als dann die dick verpackten Kreuze am 11.10.2023 vom LKW geladen wurden, war die Spannung kaum zu ertragen. Nun stehen die drei Eisenkreuze wieder an ihrem alten Standort und die Vergoldungen strahlen und locken viele Besucher:innen an. Das Zinkgusskreuz wird im November folgen.
Wir schätzen uns glücklich, dass, obwohl alle anderen Grabdenkmale längst beräumt sind, die der Familien von dem Knesebeck und Lademann noch heute erhalten sind. Sie werden durch die Restaurierung weiteren Generationen ein Ort des Erinnerns und des Nachdenkens bleiben und erhalten das Wissen um die Heimatgeschichte über viele Jahrzehnte. Zukünftig ist noch geplant mit einem QR-Code den Besuchern die Geschichte um die dort Beerdigten zu vermitte

Text und Fotos: Bärbel Wunsch

Vorheriger Beitrag
Unter dem Wandputz verborgen

Weihekreuze, Sakramentsnische und Rot-orange in ZeudenGanz in der Nähe der Lutherstadt Wittenberg befindet sich der kleine Ort Zeuden im Hohen Fläming (Potsdam-Mittelmark) mit ca. 130 Einwohnern, dessen Feldsteinkirche aus der […]

weiterlesen
Nächster Beitrag
„Lichter im Dunkel“ von Max Krakauer

BuchvorstellungAn einem Sonntag, dem 6. Juni 1943, schleppen Karoline „Ines“ und Max Krakauer ihre Koffer bei sengender Hitze vom Bahnhof Casekow über die Felder nach dem pommerschen Gutsdorf Blumberg am […]

weiterlesen