Weihnachtsbeleuchtung und Solardächer

Was uns bewegt – der Vorstand berichtet

Wenn die Uckermärkische Musik- und Kunstschule ihr alljährliches Adventskonzert mit Chören und großem Orchester präsentiert, muss in der Angermünder St. Marienkirche bereits am Vorabend die Heizung angestellt werden. Am Vormittag wird dann bei etwa 12 Grad geprobt; wenn die Besucher am Nachmittag in den Bankreihen Platz nehmen, beträgt die Temperatur in der Regel um die 15 Grad. Für manche Instrumente ist das eigentlich immer noch zu wenig – umso häufiger müssen sie zwischendurch gestimmt werden. Außerdem gilt es darauf zu achten, dass die Temperatur im Kirchenraum nicht zu schnell erhöht wird, denn das wäre äußerst schädlich für die wertvolle Barockorgel von Joachim Wagner und andere Ausstattungsgegenstände.
In den letzten Jahren beliefen sich die Heizkosten allein für das Adventskonzert jeweils auf etwa 500 Euro. In diesem Jahr rechnen die Beteiligten mit der dreifachen Summe. Durch die Eintrittsgelder ist diese Summe nicht aufzubringen, schließlich müssen auch Solisten und Musiker bezahlt werden. Bleibt zu hoffen, dass treue Sponsoren einspringen.
In Zeiten steigender Energiekosten em-pfehlen zahlreiche Landeskirchen, die Temperaturen in den Kirchenräumen abzusenken. Manche Dorfkirchen verfügen über sogenannte Winterkirchen – separate Räume, die, meist zu DDR-Zeiten, etwa unter der Empore, abgetrennt wurden und extra beheizbar sind. Anderswo zieht die Gottesdienstgemeinde in den Wintermonaten in den Gemeinderaum im Pfarrhaus – zumindest dort, wo das gute alte Pfarrhaus noch vorhanden ist. Zu Weihnachten jedoch reichen Winterkirche oder Gemeinderaum nicht aus. Da heißt es, sich warm anzuziehen und vielleicht nach dem Gottesdienst einen Glühwein zu trinken.
Heftige Diskussionen gibt es mancherorts auch darüber, wie viel Weihnachtsbeleuchtung in und an Kirchen denn nötig sei. Der Herrnhuter Stern im Turmfenster ist in der Regel nicht umstritten, aber muss das Kirchengebäude von außen angestrahlt werden? Muss der Christbaum auf dem Kirchhof allabendlich illuminiert werden? In diesen Fragen geht manchmal ein tiefer Riss durch die Gemeindekirchenräte.
Auch ohne die gegenwärtige Krise sind das Sparen von Energie und der ökologische Umbau wichtige Themen in der Landeskirche und in den einzelnen Kirchengemeinden. Für den klimafreundlichen Umbau von Heizungsanlagen in Pfarrhäusern und anderen kirchlichen Gebäuden gibt es landeskirchliche Zuschüsse. Immer häufiger ist aber auch der Wunsch einzelner Gemeinden nach Photovoltaikanlagen auf den meist großen Kirchendächern zu vernehmen. In der aktuellen Diskussion um den Klimawandel und die Reaktion darauf möchte man sichtbares Vorbild sein. Bisher war die Standardantwort der amtlichen Denkmalschutzbehörden darauf in der Regel ein kategorisches Nein. Doch jetzt scheint sich eine Wende abzuzeichnen.
Am 31. Juli war in der evangelischen Wochenzeitung „Die Kirche“ zu lesen, dass das Kirchliche Bauamt und das Umweltbüro der EKBO Kirchengemeinden dabei unterstützen möchten, durch die Erzeugung von Strom aus erneuerbaren Energien mehr für den Klimaschutz zu tun. Dazu wird es Treffen mit den Landesdenkmalämtern Berlin, Brandenburg und Sachsen geben. In diesen Treffen soll stellvertretend für die Kirchengemeinden anhand von Beispiel-objekten erarbeitet werden, welche denkmalgeschützten Gebäude für die Installation einer Photovoltaikanlage in Frage kommen oder bei welchen dies aus denkmalpflegerischer Sicht eher ausgeschlossen sein wird. Brandenburgs Kulturministerin Manja Schüle äußert sich zum Thema wie folgt: „Wenn wir über Solardächer auf Dorfkirchen reden, sind wir auch beim Thema Bewahrung der Schöpfung. Wenn man weniger Gas, Öl und Kohle verbrennen will, um Umwelt und Klima zu schonen, muss man auch darüber nachdenken, ob es Solarpaneele auf Dächern von Kirchen oder Pfarrhäusern geben kann.“
Widerspruch gibt es zum Beispiel von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz. DSD-Vorstand Steffen Skudelny forderte stattdessen, dass der Fokus zuerst auf leichter zu nutzende Flächen gelegt werde, die besser für diese Art der Stromerzeugung geeignet sind. Zugleich zeigte er sich entsetzt, dass die Politik bei Dächern von Fabrikanlagen und anderen freien Flächen nicht handele. Die Diskussion auf denkmalgeschützte Gebäude auszuweiten, bezeichnete Skudelny als ein „Verzetteln in einem kleinen Bestand“.
Eine Kirchengemeinde in der Uckermark erhielt kürzlich ein Angebot, dass in Punkto ökologisches Engagement einen großen Wurf zu garantieren scheint: Ein Investor möchte etwa 60 Hektar Kirchenland pachten, um darauf eine Photovoltaik-Freiflächenanlage zu errichten. Für die Gemeinde wären die Pachteinnahmen nicht zu verachten. Zuschüsse für die langfristige Finanzierung der Pfarrstelle, für notwendige Sanierungsarbeiten an den Kirchengebäuden und / oder für Kinder- und Jugendarbeit wären willkommen. In der Diskussion wird aber auch die Frage aufgeworfen, ob es richtig ist, wertvolles Ackerland dem Anbau von Lebensmitteln zu entziehen. Es wird wohl noch eine ganze Weile dauern, bis eine Entscheidung getroffen wird.
Steigende Energiekosten, Klimakrise, ökologischer Wandel – die Kirche als Institution ist bei diesen Themen nicht nur theoretisierender Akteur unter vielen. Sie ist in zahlreichen Fällen – bis in die kleinen Ortsgemeinden hinein –
direkt betroffen. Von der Solaranlage auf dem Kirchendach bis zur passenden Weihnachtsbeleuchtung. Jede Entscheidung will gut überlegt sein.


Bernd Janowski

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