Neue Glocken im frisch sanierten Turm

Wo ist unser Geld geblieben?

Zu Weihnachten sollen nach mehr als vier Jahren Pause in Greiffenberg (Uckermark) wieder die Kirchenglocken zu hören sein. Zu Anfang des Jahres 2017 musste das Läuten aus statischen Gründen eingestellt werden, da am Kirchturm massive Schädigungen durch den Echten Hausschwamm festgestellt wurden. Nach dem Baubeginn hatten sich die Schäden als wesentlich gravierender erwiesen als zuvor angenommen. Jahrelang eingedrungene Nässe hatte dafür gesorgt, dass die gesamte Holzkonstruktion völlig verrottet war. Die Kosten für die Instandsetzung stiegen auf das Doppelte der ursprünglich angesetzten Kalkulation, so dass die Instandsetzungsarbeiten in mehrere Jahresscheiben aufgeteilt werden mussten. Um Geld zur Kofinanzierung der eingeworbenen Fördermittel aufzutreiben, sah sich die Kirchengemeinde genötigt, ihr Pfarrhaus zu verkaufen. Nun steht die Turmsanierung, an deren Finanzierung sich auch der Förderkreis Alte Kirchen und seine Stiftung Brandenburgische Dorfkirchen beteiligt hatten, kurz vor dem Abschluss. Bereits im Februar konnte die Bekrönung aufgesetzt werden. Da kam jetzt ein Angebot aus dem Ruhrgebiet gerade zum richtigen Zeitpunkt.
In Essen-Rüttenscheid wurde in diesem Jahr die evangelische Versöhnungskirche, ein Bau der Nachkriegsmoderne, aufgegeben und entwidmet. Durch Vermittlung unseres Mitglieds Joachim Killus stellte die Gemeinde ihr komplettes Geläut, vier in den sechziger Jahren gegossene Bronzeglocken, für die Kirche im uckermärkischen Greiffenberg zur Verfügung. Bisher läuteten hier zwei Stahlgussglocken, die im Jahr 1920 als Ersatz für im Ersten Weltkrieg eingeschmolzene Bronzeglocken gegossen wurden und deren Lebensdauer langsam abzulaufen drohte. Für den Transport und die Aufhängung der Glocken stellte der Förderkreis Alte Kirchen noch einmal 5.000 Euro zur Verfügung.

Aus dem Ruhrpott in die Uckermark: Neue Glocken für die Kirche in Greiffenberg; Foto: Bernd Janowski


Am 14. Oktober hatten sich vor der Greiffenberger Kirche zahlreiche Schaulustige eingefunden, sogar eine Gruppe von Kindern aus der örtlichen Kita war erschienen. Der Posaunenchor aus Criewen spielte auf. Grußworte wurden gesprochen. Die mit Kränzen geschmückten Glocken wurden gesegnet; jeder durfte noch einmal seine Hand auf das kühle Metall legen. Schließlich ist es nicht alltäglich mitzuerleben, wie ein riesiger Kran vier Glocken durch ein Loch in der Dachdeckung ins Kircheninnere hebt. Auf Stahlrollen werden sie anschließend in Richtung Turm weiter befördert. Noch sind hier etliche Arbeiten zu erledigen: So müssen die Konstruktion für die Aufhängung und der Antrieb eingebaut werden. Am 24. Dezember soll alles fertig sein und das dann mit vier gut aufeinander abgestimmten Bronzeglocken größte Geläut der Uckermark den Heiligen Abend einläuten.
Im kommenden Jahr soll es mit Sanierungsarbeiten am Kirchenschiff weitergehen. Und auch im Innenraum ist noch viel zu tun. Da im Zuge der Turmsanierung sogar die Deckenbalken unterhalb der Turmkonstruktion ausgetauscht werden mussten, wurde die barocke Orgel – ein Instrument von Michael Röder, einem Zeitgenossen Joachim Wagners – aus dem Jahr 1742 vorübergehend ausgebaut und sicher eingelagert. Sie wartet nun auf ihre Rückkehr. Die Greiffenberger hoffen, dass die Gesamtsanierung Ende 2023 abgeschlossen werden kann. Das wäre dann genau zum 300. Baujubiläum. Nach schweren Beschädigungen im Dreißigjährigen Krieg war das Gotteshaus 1723 fast völlig neu wieder aufgebaut worden.

Bernd Janowski

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