Hoffnungsfest in Ortwig
Ortwig, ein Dorf im Oderbruch, zur Gemeinde Letschin gehörend, verfügte einst über einen imposanten Kirchenbau, von dem seit 1945 nur Reste der Umfassungsmauern erhalten sind. In die Ruine hatte man 1954 eine Notkirche hineingebaut, aber diese musste mittlerweile saniert bzw. teilweise erneuert werden. Der neue Gemeinderaum entstand in zwei Bauabschnitten. Drei große Glastüren in der Außenwand öffnen den Raum ins ehemalige Kirchenschiff, der Innenausbau mit Heizung, Sanitärraum und Küche ist nun fertiggestellt. Alle Bauarbeiten haben ortsansässige Firmen ausgeführt, wobei erfreulicherweise der geplante Kostenrahmen von 200.000 € eingehalten wurde. Ein Grund zur Freude und zum Feiern für die vielen Beteiligten, Anwohner, Handwerker, Spender aus nah und fern – auch der Förderkreis Alte Kirchen beteiligte sich mit 3.000 €.
Der Kirchenkreis Oderland- Spree hatte dazu aufgerufen, statt des Kreiskirchentages, der wegen der Pandemie ausfallen musste, am 19. September überall in den Gemeinden Hoffnungsfeste zu feiern.
Die Einweihung des fertiggestellten Gemeindesaales in Ortwig war für die Kirchengemeinde Letschin der gegebene Anlass, ihr Hoffnungsfest dort zu begehen. Die beiden aus dem Schutt geborgenen Glocken, aufgehängt in leeren Fensteröffnungen der Kirchenruine, eröffneten mit ihrem Geläut das Fest und sorgten ebenso wie die folgenden vier Bläser für eine feierliche Stimmung. In seiner Andacht dankte Pfarrer Frank Schneider allen am Bau Beteiligten und den vielen Spendern, darunter dem Förderkreis Alte Kirchen, und brachte die Hoffnung zum Ausdruck, dass die Gemeinde auch die nächsten beiden Bauabschnitte bewältigen wird, bei denen es um die Sicherung der Mauerkrone, den Einbau eines Schutzdaches im Altarbereich und die Bepflanzung der Außenanlagen geht. Dann wird man Gottesdienste unter freiem Himmel wie auch sommerliche Open-Air-Veranstaltungen erleben können.
„Hoffnung ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht, sondern die Gewissheit, dass etwas Sinn macht, egal wie es ausgeht.“ – zitierte Schneider den tschechischen Dramatiker, Menschenrechtler und Politiker Vaclav Havel. In dieser Überzeugung sollen schon zum Jahresende die Planungen für die weiteren Bauarbeiten beginnen, wofür Spenden auch wieder erbeten sind. Die Kirche im Ganzen wird nicht wieder erstehen, sie bleibt ein Gedächtnisort und bietet mit dem Gemeinderaum Platz für kirchliches Leben wie auch für unterschiedliche kommunale und kulturelle Veranstaltungen.
Der Ortsbeirat Ortwig und die Kita „Bienenschwarm“ hatten zusammen mit der Kirchengemeinde das Hoffnungsfest rund um die Kirchenruine gestaltet. Der gemeinsam verbrachte Nachmittag ermöglichte vielen ein Wiedersehen nach langer Corona-Zeit.
Text und Foto: Uwe Donath