Wo ist unser Geld geblieben?

Nachgefragt im havelländischen Landin

Das Schicksal der Dorfkirche schien besiegelt. Der endgültige Verfall drohte. Rettungsversuche scheiterten am Geldmangel. Hoffnung brachte 2015 die Gründung des Fördervereins zur Erhaltung der Kirche. Pate stand der Förderkreis Alte Kirchen, der das Projekt bis heute begleitet und mit einem Startkapital für Anschubfinanzierung sorgte. Insgesamt 18.655 € aus Mitteln des Förderkreises und seiner Stiftung flossen inzwischen nach Landin. Und jetzt wird gebaut. Ziel: Fertigstellung im nächsten Frühjahr.

Eine kleine Kirche mit mutigen Rettern

Man muss schon ein großer Optimist sein, um sich vorzustellen, dass in diesem finsteren, unwirtlichen Raum in wenigen Monaten festlicher Gottesdienst gefeiert werden soll. Gert Dittrich, Vereinsvorsitzender, und aktives Vereinsmitglied Dirk Friese sind solche Visionäre. Gemeinsam sind wir die nicht gerade Vertrauen erweckende steile Holzstiege zur Empore hinaufgestiegen. Es ist erst Herbst, aber die beiden haben schon die fertig restaurierte Kirche im kommenden Frühjahr im Blick: ein freundlicher Raum in den ursprünglichen hellen Farben; Sonnenschein, der durch die wieder intakten Fenster bricht; ein restaurierter Kanzelaltar, über dessen endgültige Farbfassung noch die Fachleute zu entscheiden haben; eine zur Winterkirche ausgebaute Empore mit weniger steilem und trittsicherem Aufstieg, wo sich dann die verschiedenen Gemeindekreise treffen können…

Vieles in diese Richtung ist schon geschehen. Der schlichte Fachwerkbau steht seit mehr als 300 Jahren auf seinem kleinen Hügel und war über die Zeit etwas aus dem Lot geraten. Die Gefahr einer weiteren Neigung konnte inzwischen gebannt werden dank der Erfahrung versierter Fachleute. Wer genau hinschaut, erkennt noch eine deutliche Schieflage, aber die muss man einem so alten Haus schon zugestehen. Für künftige Stabilität sorgen unter anderem teilweise verstärkte Fundamente und neue mächtige Balken, die morsches Holz in Dachstuhl und Fachwerk ersetzen. Im Mauerwerk wurden brüchige Steine ausgetauscht und ganze Flächen neu aufgemauert.

„Am denkmalgeschützten Bau kann nicht wie bei einem Neubau kontinuierlich nach Plan gearbeitet werden“, sagt Gert Dittrich. „Hier ergeben sich immer wieder neue Situationen, auf die flexibel reagiert werden muss.“ So ist es von großem Vorteil, dass für diese Arbeiten Firmen aus der Umgebung gewonnen wurden. Für sie sind Aufträge, die nur wenige Tage in Anspruch nehmen, kein großes Problem, und sie können schnell zur Stelle sein, wenn ihr Gewerk gerade wieder gefragt ist. „Zudem bringen sie hoch qualifizierte und engagierte Fachkräfte mit“, bescheinigt ihnen Gert Dittrich.

Denkmalschützer und Restauratoren, Putzer und Maurer, Maler und Elektriker werden hier noch ein- und ausgehen, bevor der letzte Handschlag getan ist. Rund 400.000 € kostet die Sanierung, 75 Prozent kommen aus dem LEADER-Programm; den nicht unbeträchtlichen Rest bestreiten Förderverein und Gemeinde durch Einwerbung weiterer Unterstützung und viele ideenreiche Spendenaktionen. Landin, Ortsteil der Gemeinde Kotzen, hat nicht einmal 80 Einwohner, doch fast jeder dritte ist Mitglied   des Vereins zur Erhaltung der Kirche. Sie soll der Mittelpunkt des Dorfes bleiben, neben den Gottesdiensten auch offen sein für Begegnungen und Veranstaltungen. In dem kleinen Ort gibt es eine solche Vielfalt an kulturellen Aktivitäten, dass ein ansprechender Raum für Konzerte und Ausstellungen, Lesungen und Vorträge sehr willkommen ist.

Jetzt haben sich die Landiner noch ein Zusatzziel gestellt: Zum festlichen Abschluss der Sanierung soll die alte Bronzeglocke erstmals wieder läuten. Sie stammt  noch aus dem Vorgängerbau und wurde 1675 gegossen. Dafür muss aber der desolate Glockenstuhl repariert werden und die Turmuhr gleich dazu. Das alles, solange noch das Gerüst an der Kirche steht. Zusätzliche Kosten: rund 15.000 €. Die will der Förderverein  noch auftreiben. „10.000 € sind schon beisammen“, hören wir von Dirk Friese. „Die restlichen 5.000 € schaffen wir auch noch. Da kommt ja noch unser Weihnachtsmarkt und…“

Die Landiner sind eben nicht nur große Optimisten, sondern nehmen die Erfüllung ihrer Träume selbst in die Hand.

Eva Gonda
Fotos: Förderverein Kirche Landin

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