Berliner Parochialkirche wieder mit Tetragramm
Das Tetragramm ist der Name Gottes, wie er in der Tora überliefert wird. Er besteht aus vier hebräischen Zeichen, von rechts nach links gelesen: Jod, He, Waw, He – JHWH. „Ich bin, der ich bin“, sagt Gott auf die Frage nach seinem Namen in Exodus 3. Und: „Ich werde für euch da sein.“ Aus Ehrfurcht wird Gottes Name in jüdischer Tradition nicht ausgesprochen, sondern alternativ umschrieben: „Adonaj“ (mein Herr), „Ha-Schem“ (der Name), „Ha-Qadosh“ (der Heilige). Bibelübersetzungen, die Martin Luther folgen, schreiben „HERR“ und machen damit kenntlich, dass der Name Gottes im hebräischen Text vermerkt ist. Als Ausdruck für die unendliche Größe und Erhabenheit Gottes wurde auch in griechischen (kyrios) und lateinischen (dominus) Bibelübersetzungen das hebräische Tetragramm mit dem Begriff für „Herr“ wiedergegeben.
Das Unaussprechbare wurde zum Stein des Anstoßes in finsterer Zeit – es gab Gemeinden, die nationalsozialistischem Denken folgten und die vor Jahrhunderten kunstvoll gestalteten Tafeln mit den vier Buchstaben entfernten. So geschehen auch an der Parochialkirche in Berlin am 22. Februar 1939. Am 21. Februar 2020 versammelten sich Interessierte an der Klosterstraße, um die Anbringung der neuen vergoldeten Lettern über dem Portal mitzuerleben. Nachdem das 12-Uhr-Glockenspiel verklungen war, füllten sich die Kirchenbänke und das Friedensgebet, gestaltet von Pfarrerin Corinna Zisselsberger und Rabbiner Dr. Andreas Nachama, vereinte die Menschen zu einer festlichen Stunde der Besinnlichkeit im gemeinsamen Singen und Beten, unter Mitwirkung der Kantorin Esther Hirsch.
Manch Kirchenbesucher mag sich über die hebräischen Zeichen in märkischen Dorfkirchen gewundert haben. Anders als in Städten, war man auf dem Lande wohl traditionsbewusster. In Zeiten des Barock wurde mit diesen Inschriften – häufig zu finden im Schalldeckel der Kanzel oder als Altarbekrönung – der Gottesbezug und die Verwurzelung im Alten Testament dargestellt.
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Gisela Donath, Berlin