Wo ist unser Geld geblieben? Geduldsprobe in der Schorfheide

Nach drei Jahren soll es endlich losgehen in Dargersdorf

Das Holz für den Kirchturm in Dargersdorf (Schorfheide) wartet schon lange auf seinen Einsatz; in langen Reihen türmen sich die zugeschnittenen Kanthölzer unter einem schützenden Blechdach. Es ist sogar ein ökologisch besonders korrektes Kiefernholz, weil es nicht aus fernen Wäldern herangekarrt wurde, sondern aus dem Forst der benachbarten Stadt Templin stammt. Die Kirchgemeinde Polsensee, zu der neben Dargersdorf auch Gollin und Vietmannsdorf gehören, hat schon vor zwei Jahren 17 000 Euro für die Bohlen und Bretter gezahlt. Noch länger, genauer gesagt drei Jahre, dauerten Planung und Mittelbeschaffung. Mal wurde ein Sanierungskonzept modifiziert, dann gab es eine politische Blockade in Berlin, was die Auszahlung von Bundesmitteln verzögerte. Immer wieder mussten daher die anderen Geldgeber vertröstet werden, weil das Projekt stockte. Drei Mal hat auch der Förderkreis mit seiner Stiftung die Finanz-Zusage von 3000 Euro erneuern müssen. Doch nun soll es endlich losgehen mit der Turmsanierung, hofft Bernhard Haertel vom Gemeindekirchenrat.

Dargersdorf ist ein gutes Beispiel dafür, wie viel Geduld man gelegentlich braucht bei der Sanierung von Gotteshäusern. Da geht es nicht allein um das nötige Geld, manchmal hemmt auch die staatliche und kirchliche Bürokratie. Nicht nur Pfarrer Dieter Rohde musste viele Briefe schreiben, bis das Werk starten konnte, auch der ehemalige Templiner Stadtgärtner Haertel, der nun ehrenamtlicher Baubeauftragter der Kirchengemeinde ist, kann inzwischen einen dicken Aktenordner für das Turm-Projekt vorweisen.

Die kleine Fachwerk-Kirche Dargersdorf liegt idyllisch auf einem kleinen Hügel zwischen großen alten Bäumen. Innen sieht es allerdings weniger idyllisch aus, das Kirchenschiff ist sehr karg bis spartanisch eingerichtet. Eine erste Kirche wurde im Dreißigjährigen Krieg zerstört, ein Nachfolgebau brannte ebenfalls nieder, sodass man 1734 den jetzigen Fachwerkbau erstellte. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Kirche stark beschädigt. 1953 musste sie wegen Baufälligkeit sogar zeitweise geschlossen werden. Auch danach wurde sie in der DDR-Zeit von Baubrigaden leider nur notdürftig repariert, was man vor allem im Turm sehen kann. Dieser ist ziemlich marode und hat sich schon um einiges geneigt, was wegen der Fachwerk-Konstruktion auch im Kirchenschiff zu Verwerfungen führen, im schlimmsten Fall gar zum Einsturz führen könnte. Die Glocke darf schon seit etlichen Jahren nicht mehr geläutet werden, weil die Balken teilweise verfault sind. Eine zweite Glocke wurde sogar vorsorglich heruntergeholt und wartet nun auf dem Boden auf bessere Zeiten. Kurzum: Keiner der Fachleute, die der Gemeindekirchenrat 2015 zu Rate zog, wollte für die weitere Stabilität des Turmes garantieren. Daher wurde beschlossen, ihn abzutragen und neu aufzubauen. Das Ingenieurbüro für Bauplanung in Eberswalde bezifferte die Kosten damals auf etwa 350 000 Euro.

Das erste Konzept wurde sodann vom kirchlichen Bauamt modifiziert. Statt eines vollständigen Ab- und Neubaus wurde eine behutsame Sanierung des Turms beschlossen, bei der versucht werden sollte, eventuell stabile Teile des Holzgerüstes zu erhalten und zu ergänzen. Die Gesamtkosten werden nun mit 270 000 Euro angesetzt. Die Kirchengemeinde wird zusätzlich zur Beschaffung des Holzes 30 000 Euro beisteuern; ein Fünftel davon sind Spenden aus einer Aktion, die vor drei Jahren gestartet wurde. Neben der Landeskirche und dem Kirchenkreis beteiligt sich auch die Kiba mit 20 000 Euro, die Sparkassenstiftung sagte 5000 Euro zu. Der größte Beitrag (145 000 Euro) stammt aus einem Sonderprogramm der Kulturstaatsministerin Monika Grütters für Denkmalschutz. Um diese Mittel hatte sich die ehemalige Finanzsenatorin von Berlin, Annette Fugmann-Heesing bemüht, die unweit der Kirche ein Ferienhaus hat. Weil sich die Regierungsbildung in Berlin allerdings bis zum Frühjahr 2018 verzögerte, musste man in Dargersdorf länger auf das erhoffte Geld warten.  

PFARRER Rohde (l.) freut sich über das Geld des Bundes Fotos: ZVG/Autor

Wenn der Turm wieder stabil steht, dann, so hofft Haertel, werde man auch die zweite Glocke läuten können. Er träumt auch davon, irgendwann sogar den nicht so eleganten Turm schöner machen zu können, denn der sehe ja aus wie ein Feuerwehrturm. Am liebsten wäre ihm ein Fachwerk, aber Haertel wäre schon zufrieden, wenn die Brett-Struktur schöner und luftiger aussähe, damit auch die Glocken besser zu hören wären. Ob das gelingt? Immerhin scheint die Kirchgemeinde Polsensee nicht so arm zu sein, sie verfügt sogar über einen Forst in der waldreichen Schorfheide. Auch sind die Menschen offenbar spendabel. Als Haertel vor einiger Zeit um Geld bat für die Sanierung eines maroden Ziffernblattes im Kirchturm von Vietmannsdorf, kamen 1400 Euro zusammen.

Konrad Mrusek

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