Umgestürzte Eiche zerstörte alles

Restaurierung der Borsig-Begräbnisstätte in Groß Behnitz ist ein Hindernislauf

Groß Behnitz wurde 1173 erstmals urkundlich erwähnt und befand sich in wechselndem Besitz. Die Kirche ist das älteste noch erhaltene Gebäude des Dorfes. Soweit bekannt ist, gab es zu der heute erhaltenen Kirche einen spätmittelalterlichen Vorgängerbau, der 1555 instandgesetzt und umgebaut wurde. Die unmittelbar neben der Kirche befindliche Erbbegräbnisstätte der Familie Borsig stellt neben Kirche und Landgut das bauhistorische und kulturelle Zentrum des Dorfes dar.

Auf dem liebevoll sanierten Landgut Stober, welches ebenfalls auf die Familie Borsig zurückgeht, finden heute viele Hochzeiten mit Trauung in der Kirche statt. Die vielfältigen   Veranstaltungen auf dem Landgut Stober, zahlreiche Fahrradtouristen, Wanderer und zukünftig auch Pilger sorgen für eine zunehmende Popularität des Dorfes in unmittelbarer Berlin-Nähe, womit auch Familiengrabstätte und Kirche an touristischer Bedeutung gewonnen haben.

1922/23 ließen Dr. Ernst und Conrad von Borsig nach Unterlagen des Architekten Eugen Schmohl die Kirche umfassend umbauen und an ihrer Südseite eine Erbbegräbnisanlage für ihre Familie mit einem unterirdischen Bestattungsraum anlegen. Sowohl die Bauherren als auch die Architekten haben eine große wirtschafts- und bauhistorische Bedeutung, was den Wert und die Erhaltungswürdigkeit der Gebäude ausmacht. Bis 1997 war Ernst August Paul von Borsig in der Familiengruft beigesetzt. Wegen Vandalismus musste er jedoch umgebettet werden. In dem kleinen, das Borsig-Mausoleum umgebenden Garten befinden sich weitere Grabstätten von Mitgliedern der Familie. In der Gruft steht heute noch ein Sarg.

Erbbegräbnis der Familie Borsig im Vodergrund Fotos: Autor

In den 80er Jahren erfolgten umfangreiche Sanierungsarbeiten an der Kirche, die durch die damalige Pastorin Mahnke ins Werk gesetzt wurden, kein leichtes Unterfangen in dieser Zeit. Nicht nur wegen der Beschaffung der nötigen Gelder, sondern auch, weil es zahlreiche politische Hürden aus dem Weg zu räumen galt. Nicht zuletzt die Anbahnung einer Partnerschaft mit einer Kirchengemeinde in Bonn-Bad Godesberg war dafür segensreich.

Ab 2003 erfolgten mit Unterstützung und auf Wunsch des in den alten Bundesländern lebenden Herrn Manfred von Borsig und mit finanziellen Mitteln des Denkmalschutzes sowie der Familie von Borsig Sanierungsarbeiten am Mausoleum. Kurz nach deren Abschluss ereignete sich ein Unwetter: Eine Eiche stürzte auf das frisch sanierte Gebäude. Der dabei entstandene erhebliche Schaden konnte durch eine Versicherung behoben werden. Allerdings hatte auch die Umgrenzungsmauer erheblichen Schaden genommen. Bei der eingeleiteten Reparatur stellte sich heraus, dass bei der vorangegangenen Sanierung die Gründung der Mauer versäumt worden war, die Schäden am Mauerwerk traten erneut auf, die Risse vergrößerten sich zusehends, die Einsturzgefahr war nicht abgewendet. Ein provisorisches Ständerwerk aus Holz wurde errichtet, um das Schlimmste zu verhindern. Denn die Angelegenheit landete nunmehr vor Gericht und harrt der langfristigen Klärung. Währenddessen muss die Gemeinde mit den unansehnlichen Holzstützen leben, die keineswegs für die dauerhafte Rettung des Mausoleums geeignet sind. Durch herunterfallende Dachziegel besteht eine zunehmende Unfallgefahr. Die Kirchengemeinde ist besorgt um die Sicherheit der Besucher des Friedhofes. Für außenstehende Besucher entstand der Eindruck, dass dieses denkmalgeschützte Gebäude dem Verfall preisgegeben sei. Man bemühte sich um Fördermittel für die dringend gebotenen Arbeiten, lange Zeit ohne Erfolg. Seit 2016 gibt es nun den Förderverein Kirche Groß Behnitz e.V., der es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Kirchengemeinde mit zahlreichen Aktivitäten bei der Beschaffung der Baumittel und der Organisation der erforderlichen Sanierung zu unterstützen. Dieser Förderverein  hat ein neues Konzept zur Sanierung von Kirche und Mausoleum aufgestellt, bei dem die öffentliche Nutzung des Ensembles im Vordergrund steht. Innerhalb des Plans zur Sanierung der gesamten Kirchen-, Friedhofs-, Mausoleums- und Pfarrgartenanlage ist die Sanierung des Mausoleums und der umgebenden Mauer eine vordringliche Aufgabe, die schnellstmöglich erfolgen musste, um das bedeutsame historische Gebäude nicht unwiederbringlich zu verlieren.

Beginn der Sanierungsarbeiten

In diesem Zusammenhang konnten schließlich die benötigten Fördermittel eingeworben werden. Die erforderlichen Eigenmittel kamen von der Kirchengemeinde Groß Behnitz, von der Landeskirche und dem Kirchenkreis, insbesondere von zahlreichen Spendern. Auch dem Förderkreis Alte Kirchen danken wir für seinen Zuschuss. Seit Anfang Dezember 2018 laufen nun die Sanierungsarbeiten an der Mausoleumsmauer.

Die Mitglieder des Fördervereins engagieren sich darüber hinaus in vielfältiger Weise. So betreuen sie seit 2017 am Tag des offenen Denkmals Besucher des historischen Ensembles und ermöglichen auch eine begleitete Besichtigung der Gruft. Die Besucher können sich im Pfarrgarten bei selbstgebackenem Kuchen und Kaffee stärken. Natürlich wird dabei jeweils um Spenden für das Sanierungsvorhaben gebeten. Auch für 2019 ist das historische Ensemble wieder als Objekt zum Tag des offenen Denkmals gemeldet. Und es wird 2019 wieder mehrere öffentliche Konzerte in der Kirche geben. Sie erfreuen sich zunehmender Beliebtheit.

In der Adventszeit 2018 erstrahlte erstmalig ein prachtvoller Herrnhuter Stern über dem Portal der Kirche. Dies war ein lange gehegter Wunsch der Gemeinde, der nun erfüllt werden konnte und alle Bewohner und Gäste des Ortes erfreute.

Unser jüngstes Projekt ist die Einrichtung eines Radfahrer-Rastplatzes auf dem Pfarrhof. Dieses Vorhaben ist eingebettet in den vom Kirchenkreis geplanten Pilgerweg Ribbeck-Groß Behnitz und wird zur weiteren Verbesserung der touristischen Attraktivität des Ortes beitragen.

                                                                                                                   Ilse Gerlach

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