Wilmersdorfer Gespräche
Das Dorf in die Kirche holen
Eine Chronik sollte für das Dorfjubiläum 2025 von Wilmersdorf (Uckermark) entstehen. Doch sie sollte anders sein, als die vorherige. Das brachte Dietrich von Buch, Vorsitzender des Förderverein Scheunenkirche Wilmersdorf e.V., auf die Idee der Wilmersdorfer Gespräche – sozusagen als lebendige Dorfgeschichte. Zeitzeugen berichten aus ihrem Leben und geben dabei ihre persönlichen Eindrücke wieder. In der Scheunenkirche finden nun alle vier bis sechs Wochen Gesprächsrunden zu bestimmten Themen statt. Eines der Ziele ist, möglichst viel aus der Vergangenheit des Dorfes von Zeitzeugen zu erfahren.
Nach der Flucht – Ankommen in Wilmersdorf, Landwirtschaft und Wiederaufbau spielen als Themen ebenso eine Rolle wie Kultur und Jugend im uckermärkischen Dorf. Die Vorbereitung liegt beim Förderverein Scheunenkirche und bei Mitgliedern des Dorfvereins. Wilmersdorf hat ein aktives Dorfleben durch Vereine, wie Dorf- und Fußballverein und die Feuerwehr. Der Förderverein Scheunenkirche Wilmersdorf hat sich als jüngster der gegründeten Vereine (Advent 2017) zum Ziel gesetzt, die besondere Dorfkirche (Scheune und Ausmalungen des in Angermünde geborenen Malers Erich Kistenmacher) zu sichern und zu pflegen. Veranstaltungen, wie Kinoabende, Sommerfest und Tag des offenen Denkmals helfen, auf diese außergewöhnliche Kirche aufmerksam zu machen. Ein gutes Presseecho und Beiträge im regionalen Fernsehen, wie RBB und Regio TV Nord, unterstützen das Anliegen.
Die Evangelische Gesamtkirchengemeinde Angermünder Land und ihre Pfarrer unterstützen das Engagement des Förderverein Scheunenkirche Wilmersdorf. Das besondere Veranstaltungsformat über das Leben im Dorf seit 1945 – sichtbar gemacht mit Fotos der jeweiligen Zeitzeugen und auch mit Fotos vor 1945 von Anna von Buch, der Großmutter des Vereinsvorsitzenden – lockt zahlreiche Dorfbewohner und auch Gäste aus den umliegenden Orten an. Jedes Mal ist die Zusammensetzung der Zuhörer etwas anders, die Kirche gefüllt mit interessierten Menschen. In der Pause, vor und nach dem Gespräch gibt es einen lebhaften Austausch untereinander bei Kaffee und Kuchen.
Im vorderen Bereich der Scheunenkirche ist eine gemütliche Plauderecke entstanden, die Wohnzimmercharakter hat. Hier sitzen Doreen Schmidt vom Dorfverein und Dietrich von Buch und befragen ihre Gäste, die dann über ihr persönliches Erleben sprechen. Die Zuhörer ergänzen dann und wann oder stellen Fragen. Es ist bereits nach den ersten Veranstaltungen ein Miteinander der besonderen Art entstanden.
Bis zum Sommer werden vier Wilmersdorfer Gespräche stattgefunden haben. Wer einmal als Zuhörer teilgenommen hat, kommt gerne wieder. Jeder ist willkommen und alle Anwesenden genießen die besondere Atmosphäre der Scheunenkirche, die sich außer für Gottesdienste für eine Reihe anderer Veranstaltungen eignet. Das hat Zukunft, zumal Begegnung und Miteinander dabei stets im Fokus sind.
Eine Kirche, auch ohne Turm, gibt einem Dorf eine eigene Mitte. Das merken auch die Wilmersdorfer, die ihre Scheunenkirche nun nicht mehr nur bei kirchlichen Beerdigungen oder Festen im kirchlichen Jahreskreis erleben.
Ute von Buch