Kultur-Türmchen in Görne
Ein Förderverein zeigt, was man aus einem einfachen Turm so machen kann
Aus Richtung Friesack kommend erscheint dem Besucher das kleine westhavelländische Dorf Görne so, als wenn sich die Häuser und Scheunen in dem sachten Tal verstecken wollten. Da verwundert auch nicht die gedrungene Erscheinung der alten Fachwerkkirche. Wo in anderen Dörfern eine möglichst hohe Kirchturmspitze die Verbindung zum Himmel sucht, ragt in Görne ein ‚Türmchen‘ empor, nur ein wenig über den First des Kirchenschiffes hinaus.
Einst hatten auch die Görner höhere Ziele und errichteten den Fachwerkturm im Jahr 1740 gut doppelt so hoch. Doch kümmerte man sich wohl in den folgenden Jahren nicht sonderlich gut um schadhafte Stellen im Dach. Um 1800 war die Konstruktion so marode, dass der Turm beim Läuten der Glocken gefährlich zu schwanken begann. Notgedrungen entschloss man sich deshalb, ihn auf seine heutige Höhe zu stutzen.
Tatsächlich war der Turm von jeher ein eigenes Bauwerk. Das Kirchenschiff war bereits 1728 unter dem Patronat von Gebhard Ludwig Friedrich von Bredow errichtet worden, ebenfalls als Fachwerkbau. Beide Gebäude berühren sich zwar an der westlichen Seite des Kirchenschiffes, doch es gibt keine Verbindungstür, die den wechselseitigen Zugang erlaubt. So kommt es, dass die kleine Görner Dorfkirche mit insgesamt vier Türen aufwarten kann. Neben der Kirchturmtür und zwei weitere Türen für das Kirchenschiff, bestand der Patron auf einer weiteren Tür, um auf seine Empore zu gelangen.
In den Jahren 1932 bis 1934 wurde die Kirche grundlegend saniert und vom Kirchenmaler Robert Sandfort mit einer ornamentalen Ausmalung geschmückt. Seitdem zieren unter anderem Singvögel wie Wiedehopf und Birkenzeisig die Holzbalkendecke und auch dörfliche Motive aus Görne gibt es neben den biblischen Malereien zu entdecken. Der Kirchturm hingegen blieb gänzlich ohne Ausgestaltung. Die wuchtige Balkenkonstruktion wird lediglich durch eine abenteuerlich steile Stiege hoch zum Glockenraum ergänzt. Und so verwundert es nicht, dass der eigentlich recht geräumige Sockel des Turms letztlich eine „Abstellkammer“ wurde.
Vor drei Jahren wurde im Förderverein für Kirche und Dorf Görne e.V. der Gedanke entwickelt, den leerstehenden Raum nutzbar zu machen. Die Ideen für eine Nutzung reichten von einem Ausstellungsraum (Seit Jahren werden an der Giebelseite des Turmes lokalhistorische Ausstellungen gezeigt.) über einen Versammlungsraum bis hin zu einer Winterkirche. Zusammen mit dem Architekten Werner Jockeit wurde eine Machbarkeitsstudie erstellt, als Grundlage für einen Fördermittelantrag bei der Investitionslandesbank Brandenburg. Auf dem Weg dahin unterstützte der Förderkreis Alte Kirchen Berlin-Brandenburg das Projekt durch die Bereitstellung von 5.000 € zur Finanzierung der Planungskosten.
Und tatsächlich konnte das eingereichte Konzept die Entscheider des Programms „Zusammenhalt“ überzeugen und eine Förderung von rund 96.000 Euro wurde in Aussicht gestellt. Bis zum endgültigen Bewilligungsbescheid war naturgemäß noch die Baugenehmigung unter Berücksichtigung der Belange des Denkmalschutzes beizubringen. Welche Gründe auch immer dazu führten, dass das Genehmigungsverfahren recht zeitaufwändig wurde, so hatte es den Nebeneffekt, dass die Baupreissteigerungen in diesem Zeitraum auch den Eigenmittelbedarf von ehemals 11.000 auf über 23.000 Euro ansteigen ließ. Aber auch diese Hürde konnte genommen werden und seit März 2024 sind nun diverse Handwerker und Gewerke im Turm tätig. Mittlerweile wurde eine Zwischendecke eingezogen, die Innenwände mit einem Schilf-Lehm-Putz versehen und auf dem Fußboden Cotto Fliesen verlegt. Aufregend dürfte es demnächst werden, wenn unter der kritischen Begleitung eines Archäologen die Grube für den geplanten Abwasserbehälter ausgehoben wird. Denn in der Vorzeit dürfte das Umfeld der Kirche sicherlich auch als Friedhof genutzt worden sein.
Wenn auch dies geschafft ist, hofft der Förderverein, bald seine Gäste im neuen Vereinsraum begrüßen zu können!
Svenja Weber und Sven Leist, Förderverein für Kirche und Dorf Görne e.V.