Gedenken und Dank

Jürgen Friedrich Otto Haberland, Ministerialrat a.D.

Jürgen Friedrich Otto Haberland
* 1. Juli 1937, Leipzig
† 8. September 2023, Bonn

Jürgen Haberland bedachte den Förderkreis Alte Kirchen in seinem Testament mit einer Erbschaft in Höhe von 20.000 Euro. Für dieses äußerst großzügige Geschenk sind wir unglaublich dankbar. Es hilft uns bei unserer Arbeit sehr und wird selbstverständlich für die Erhaltung der Brandenburger Kirchen verwendet werden. Jürgen Haberland war zwar kein Mitglied im Förderkreis und persönlich haben wir ihn leider auch nicht gekannt. Aber seit 2008 spendete er regelmäßig kleinere und größere Summen für die Erhaltung der brandenburgischen Dorfkirchen. Sein Bezug zum Förderkreis war uns nicht so recht deutlich. So fragten wir seine Familie. Sein Bruder Hartmut schrieb uns:

Mein Bruder Jürgen wurde 1937 in Leipzig geboren. Unsere Eltern zogen aber relativ bald nach Berlin. Unser Großvater arbeitete in der Schweizer Botschaft in der Fürst-Bismarck-Straße, in deren Gebäude auch unser Vater aufwuchs. Unsere Familie wohnte seit dem Ende der 1930er Jahre für einige Jahre ganz in der Nähe der Berliner Matthäuskirche in der Bissingzeile. Da die Kirche aber erst im Zuge der Entwicklung des Geheimratsviertels in den 1830er Jahren gebaut wurde, wird sie vermutlich nicht als alte Kirche gerechnet. Während des 2. Weltkrieges wurden meine Geschwister und unsere Mutter nach Schlesien evakuiert. Nach dem Krieg wohnte unsere Familie in Hannover, wo mein Bruder das Abitur ablegte. Nach dem Jurastudium arbeitete er zunächst im Arbeitsministerium, später – bis zu seiner Pensionierung im Jahr 2002 – im Innenministerium, zunächst in Bonn und nach der Verlegung der Hauptstadt in Berlin. Im Ruhestand wohnte er wieder in Bonn, aber mit häufigen und längeren Aufenthalten in Berlin. Mein Bruder hat sich Berlin immer sehr verbunden gefühlt und sich sicher als Berliner gesehen. Mein Bruder und seine 2019 verstorbene Frau Carla haben oft in Beetz-Sommerfeld Ferien gemacht, wo sich auch oft die ganze weitere Familie zu Geburtstagsfeiern traf. Ich erinnere mich an einen Ausflug nach Neuruppin mit einem Besuch in der Klosterkirche Sankt Trinitatis. Mein Bruder hat mir auch von einem Besuch im Dom von Güstrow berichtet. Eine besondere Beziehung zu einer alten Kirche in Brandenburg ist mir nicht bekannt. In Berlin fühlte er sich der Gemeinde der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche zugehörig. Er hatte in seiner Berliner Dienstzeit eine Wohnung in der Budapester Straße in der Nähe der Corneliusbrücke gehabt, die wohl zur Gemeinde der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche gehörte.

Mein Bruder und ich haben Theodor Fontanes „Irrungen, Wirrungen“ (1887 erschienen) gelesen. Dort heißt es am Anfang: „Es war die Woche nach Pfingsten, die Zeit der langen Tage, deren blendendes Licht mitunter kein Ende nehmen wollte. Heut‘ aber stand die Sonne schon hinter dem Wilmersdorfer Kirchturm, und statt der Strahlen, die sie den ganzen Tag über herabgeschickt hatte, lagen bereits abendliche Schatten in dem Vorgarten, dessen halb märchenhafte Stille nur noch von der Stille des von der alten Frau Nimptsch und ihrer Pflegetochter Lene mietweise bewohnten Häuschens übertroffen wurde.“

Ich erinnere mich noch deutlich daran, wie mein Bruder und ich anhand von alten Stadtplänen, die neu gedruckt worden waren, versucht haben, herauszufinden, um welche Kirche in Wilmersdorf es sich in Fontanes Beschreibung gehandelt haben mag. Eigentlich käme nur die 1771 errichtete und 1897 abgerissene zweite Wilmersdorfer Dorfkirche am Standort der heutigen Auenkirche in der Wilhelmsaue in Frage. Aber konnte man ihren Turm in den 1870er Jahren von so fern, vom heutigen Elefantentor aus, sehen? Die katholische St. Ludwig-Kirche liegt zwar in Wilmersdorf, aber erst seit 1899.

Anne Haertel

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