Faszinierendes Kolonisten-Erbe des Oderbruchs

Uwe Donath beendet mit 80 Jahren seine Arbeit für den Förderkreis

Während seiner beruflichen Tätigkeit war Uwe Donath als Diplom-Ökonom beschäftigt, in der DDR in unterschiedlichen Aufgabengebieten, zuerst im Außenhandel, dann in einem Lederkontor und in der Bauakademie, nach der politischen Wende als Geschäftsführer in einem Ingenieur-Firmenverband. Immer schon interessierte er sich jedoch für Geschichte. Der Eintritt in den Ruhestand ermöglichte es ihm, seinen jugendlichen Neigungen im Alter doch noch nachgehen zu können. Neben zahlreichen Auslandsreisen befasste er sich intensiv mit Geschichte und Kultur der Lande an Oder und Spree. Als Vorstandsmitglied und auch als Regionalbetreuer war Uwe Donath dreizehn Jahre für den Förderkreis Alte Kirchen unser Experte für die Landkreise Märkisch-Oderland und Oder-Spree. „Am schönsten und faszinierendsten war die Arbeit im Oderbruch“, sagt Donath, „mich begeisterten nicht nur die Landschaft und die Kirchen, sondern auch die Bewohner der Dörfer und die Pfarrer-Persönlichkeiten, die ich dabei kennenlernen durfte“. Ihn erinnerte die Begegnung mit den Menschen im Oderbruch in vielen Facetten an die märkischen Forschungen, wie sie sein Lieblingsautor Günter de Bruyn beschreibt, dessen Bücher ein Regal in seinem Haus in Berlin-Mahlsdorf füllen.

Im Frühjahr 2024 hat Uwe Donath seine Tätigkeit beendet, weil er sich im Alter von 80 Jahren wegen zunehmender körperlicher Anfälligkeit nicht mehr in der Lage sieht, als Regionalbetreuer so aktiv zu sein, wie bisher. Er bleibt indes Mitglied des Förderkreises und will auch in seiner Kirchengemeinde in Berlin-Mahlsdorf weiterhin tätig sein. Da sorgt er zusammen mit einem Team von zwanzig Gemeindemitgliedern dafür, dass die alte Pfarrkirche offen ist. Er organisiert zudem Vorträge, Wanderungen und Gemeindeausflüge zu anderen Dorfkirchen.

Uwe Donath ist ein bodenständiger Mensch, der seit immerhin 52 Jahren in Mahlsdorf lebt, dieser großen Ansammlung von Einfamilienhäusern im Osten Berlins. Geboren wurde er im vorletzten Kriegsjahr im Norden Berlins, in Hohen Neuendorf: Sein Vater war Goldschmied, der seine Geschäfte allerdings nur in der Wohnung tätigen durfte. Dies und auch die Tatsache, dass der Junge evangelisch konfirmiert wurde, trug nicht gerade dazu bei, dass die Familie in der DDR gut gelitten war.

Ein Jahr nach seiner Rente 2006 wurde Donath Mitglied des Förderkreises. Zum FAK fand er durch seine Frau Gisela, die damals als Kirchenpädagogin Kirchenführer ausbildete und den Förderkreis kannte. 2011 übernahm Uwe Donath die Aufgaben eines Vorstandsmitglieds und im selben Jahr von Wolf-Rainer Marx die Regionalbetreuung an Oder und Spree. Die Arbeit im Vorstand mochte er indes weniger als seine Ausflüge in die Region, denn in diesem Gremium, das einmal im Monat tagt, wird mitunter heftig gestritten und zuweilen offenbaren sich Eitelkeiten, die den stillen und eher auf Harmonie bedachten Mann öfter irritierten, wenn nicht gar abstießen. „Ich konnte nicht verstehen, wieso ältere Menschen, die auf eine erfolgreiche berufliche Karriere zurückblicken, sich auch in einem wohltätigen Verein auf Kosten anderer profilieren müssen.“ Höhepunkte seiner Arbeit waren mehrere Busexkursionen und die Organisation einer Mitgliederversammlung in der Pfarrgemeinde seines Heimatortes.

Nach zehn Jahren verließ Uwe Donath 2021 den Vorstand, dachte aber damals nicht daran, die für ihn höchst sinnvolle und befriedigende Arbeit als Regionalbetreuer zu beenden. „Im Oderbruch spürt man noch die Mentalität der ehemaligen Kolonisten, und die Kirchen sind Ausdruck dieser Geistesart.“ An Oder und Spree mussten besonders viele Kirchen repariert oder saniert werden, weil in der Endphase des Zweiten Weltkriegs so vieles zerstört wurde. Und in der DDR nagte an ihnen der Zahn der Zeit. Es gibt viele Beispiele dafür, mit welcher Tatkraft sich Menschen im Oderbruch für ihre Kirchen einsetzten. Eines schildert Uwe Donath so: „1984 übernahm ein junger Theologe eine Pfarrstelle mit elf Kirchen, von denen nicht eine heil war. Er ließ sich davon nicht entmutigen, wollte ja die Menschen geistlich versorgen. So errichtete er mit seiner Gemeinde in Niederjesar einen Kirchenneubau auf den Grundmauern der Vorgängerkirche, ein Zentrum des Gemeindelebens. Andere Kirchen wurden später repariert, konnten aus Kostengründen aber nicht völlig saniert werden.“ Im Landkreis Oder-Spree erinnert sich Uwe Donath gerne an ein Erlebnis, als er beim Besuch der Dorfkirche Hasenfelde auf dem Dachboden eine Totenkrone entdeckte, deren kultureller Wert zuvor nicht erkannt worden war.

Ähnlich wie viele andere Christen bedrückt auch Uwe Donath der rasante Schwund der Gläubigen, der viele Gotteshäuser noch mehr entleert und ihre Zukunft bedroht. Umso wichtiger sei die Arbeit des Förderkreises. Für diesen hat er zum Beispiel einen Fotowettbewerb initiiert, um auf schöne oder gefährdete Dorfkirchen aufmerksam zu machen. Er hält es auch für notwendig, dass der Förderkreis bei seinen Mitgliederversammlungen in Bild und Ton wieder mehr informiert über erfolgreiche Sanierungsprojekte. Ferner würde er sich wünschen, dass diese Versammlungen wieder in unterschiedlichen Berliner Kirchen stattfinden oder auch außerhalb der Hauptstadt, wie schon früher in Potsdam oder Brandenburg.

Als Förderkreis Alte Kirchen bedanken wir uns ganz herzlich bei Uwe Donath für die vielen Jahre seiner aktiven Tätigkeit: seine Zeit, seine Geduld und sein Engagement!

Konrad Mrusek

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