Kriegsgott und Friedensgott

Die Wetterfahne der St. Bricciuskirche in Bad Belzig

Gerke Pachali ist Pfarrer im Ruhestand und lebt in Krahne bei Brandenburg an der Havel.

Die St. Bricciuskirche in Bad Belzig Foto: Gerke Pachali

Drei Sprachen benötigt man zum Theologiestudium. Latein und Griechisch hatte ich an einem altsprachlichen Gymnasium (im damaligen Westberlin) gelernt. Für Hebräisch habe ich noch einen Schnellkurs gebraucht. Inzwischen ist das mehr als sechzig Jahre her. Da bin ich schon etwas stolz darauf, dass ich die hebräische Inschrift auf der Wetterfahne der St. Bricciuskirche in Bad Belzig lesen kann.

Die Wetterfahne der St. Bricciuskirche


Sie lautet auf Deutsch: „Gott ist mein Feldzeichen.“ So steht es in der Bibel im 2. Buch Mose, 17,15.
Als das Volk Israel in der Wüste unterwegs war, kamen ihm die Amalektier zum Kampf entgegen. Die Israeliten siegten „mit der Schärfe des Schwertes“. Ihr Anführer Moses baute an der Stelle einen Altar und nannte ihn „Gott ist mein Feldzeichen“. Gott ist hier der Gott des Krieges. Seitdem sind die Amalekiter die „Erbfeinde“ Israels.
Könnten wir diesen Kriegsgott beiseitelegen? Das ist doch lange her. Aber dieser Kriegsgott reicht bis in unsere Zeit hinein: Über die Zeit, als Kaiser Konstantin im Jahre 312 seine Gegner mit dem Feldzeichen des Kreuzes besiegte. Über die Zeit der alten Preußen, die „mit Gott für König und Vaterland“ Kriege führten. Über die NS-Zeit, da die Soldaten „Gott mit uns“ auf dem Koppelschloss tragen mussten. Bis in die Zeit der Bundeswehr. „Helm ab zum Gebet!“ heißt es im Großen Zapfenstreich. (Keinen religiösen Bezug hatte lediglich die NVA.)Aber schon in alten Zeiten haben die Propheten den Gott des Friedens angesagt, den Friedensfürsten, Jesaja 9. Auch diese Ansage reicht bis in unsere Zeit. Friedensgott oder Kriegsgott? Vielleicht ist es gut, dass heute kaum noch jemand Hebräisch kann …

Zwei Anmerkungen zur Wetterfahne:
Die Form ist ein Drachenkopf – ein Symbol des Teufels, des Bösen. Dahinter steht die Vorstellung, dass man Böses mit Bösem vertreiben kann, zum Beispiel den bösen Blitz mit dem Teufel. Der Stern erinnert entfernt an den Davidstern, aber er besteht nicht aus zwei gleichseitigen Dreiecken. Vermutlich ist der „Stern aus Jakob“ gemeint (4. Mose 24), ein Kriegsheld, der die Feinde zerschmettert, auch die bösen Amalekiter.

Gerke Pachali

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