Die Farbschichten lösen sich ab und am Holz nagen die Würmer
IN AKUTER NOT:Heute erbitten wir Ihre Spende für die Kunstwerke der Dorfkirche Barenthin (Landkreis Prignitz)
Zum mittlerweile zehnten Male ruft der Förderkreis Alte Kirchen – gemeinsam mit dem Brandenburgischen Landesamt für Denkmalpflege und der evangelischen Landeskirche – im Rahmen seiner alljährlichen Spendenaktion „Vergessene Kunstwerke“ zur Hilfe für bemerkenswerte Kunstwerke auf. Während es trotz zunehmender Schwierigkeiten bei der Einwerbung von Fördergeldern immer noch möglich ist, Kirchengebäude zu sanieren und instand zu setzen, bereitet die Konservierung und Restaurierung von Ausstattungsgegenständen weitaus größere Probleme. In den allermeisten Denkmalschutz-Förderprogrammen wird die Ausstattung der Sakralbauten nicht berücksichtigt. Dabei befindet sich der größte Teil der Kunstwerke vergangener Jahrhunderte noch immer in den zahlreichen Dorf- und Stadtkirchen und wird zum überwiegenden Teil bis heute liturgisch genutzt.
Unsere diesjährige Spendenaktion ist den Malereien in der Dorfkirche Barenthin, südwestlich von Kyritz, gewidmet. Die Barenthiner Kirche ist ein stattlicher Feldsteinbau mit vorgelagertem massivem Westturm aus dem Beginn des 16. Jahrhunderts. Der Ostgiebel sowie die Seitengiebel des Turmaufsatzes sind mit schön gearbeiteten Backsteinblenden verziert. In diesem Jahr konnte die Sanierung der Kirchendaches und des noch aus der Bauzeit stammenden Dachstuhles abgeschlossen werden. Für die dringend notwendige Restaurierung der Ausstattung kann die Kirchengemeinde allein die notwendigen Mittel nicht aufbringen.
Der flachgedeckte Innenraum vermittelt in seiner Gesamtheit zunächst einen eher schlichten Eindruck. Ursprünglich bildeten Altar, Kanzel und Orgel auf der Ostseite eine Einheit. Bei einer Umgestaltung des Innenraumes 1983 wurde die Rokoko-Kanzel an die Westwand versetzt. Die ursprünglich 1844 von Albert Hollenbach aus Neuruppin geschaffene Orgel wurde durch die Eberswalder Firma Kienscherf umgebaut und als Brüstungsorgel auf die Empore gesetzt. Ebendiese Empore auf der Nord- und Ostseite der Kirche zeigt in ihren Brüstungsfeldern bemerkenswerte barocke Malereien aus dem ersten Viertel des 18. Jahrhunderts. Die bereits erwähnten baulichen Veränderungen – so wurde auch die Westempore entfernt – hatten zur Folge, dass fünf der insgesamt sechzehn Gemälde heute an anderer Stelle platziert sind: drei im Format beschnittene Felder hängen separat in einem Rahmen zusammengefasst, zwei Szenen befinden sich neben der Orgel.
Dargestellt sind in dem Gemäldezyklus Szenen aus dem Leben Christi: Beginnend mit einer Verkündigungsdarstellung über die Anbetung durch die Hirten bis zur Leidensgeschichte mit Kreuzigung und schließlich der Himmelfahrt.
Auf dem Gemälde der „Auferstehung“ hat der Maler seine Signatur hinterlassen: „C. L. Schlichting, Mahlr, Anno 1716“. Es handelt sich um Christian Ludwig Schlichting, Maler aus Havelberg. Er ist durch einige weitere signierte Arbeiten in Prignitzer Kirchen bekannt: Burghagen, Dorf-Zechlin, Dreetz und Wernikow. Dem „Maler vom Dohm“, wie er in dem Trauregister des Havelberger Doms genannt wird, sind mit seinem charakteristischen, handwerklich-naiven Stil mit großer Wahrscheinlichkeit noch weitere Arbeiten zuzuordnen.
Die Kanzel dürfte einige Zeit nach der Emporenmalerei, aber noch im 18. Jahrhundert, entstanden sein. Das reiche Schnitzwerk ist in den typischen unregelmäßigen Formen des Rokoko ausgeführt. In den beiden Füllungsfeldern des Kanzelkorbes befinden sich die gemalten Darstellungen von Christus, der in seiner Hand das Evangelium hält, und von Moses mit den Gesetzestafeln.
Ursprünglich befand sich die Kanzel im Osten der Kirche an der Wand rechts neben dem Altar. Heute mutet ihr Standort in der Mitte der Westwand etwas befremdlich an. Zahlreiche Schäden, Abbrüche und Verluste von Schnitzwerk sowie eine sehr grob ausgeführte Übermalung beeinträchtigen das bemerkenswerte Kunstwerk erheblich.
Als vordringlichste Aufgabe gilt es, sowohl bei den Gemälden als auch bei der Kanzel, die akut gefährdete Substanz, das vom Wurm zerfressene Holz und die sich ablösenden Farbschichten zu sichern.
Bernd Janowski
Mit Ihrer Spende können Sie dazu beitragen, ein wertvolles Beispiel barocker Kunst und Frömmigkeit zu erhalten!
Spendenkonto: Förderkreis Alte Kirchen; IBAN DE94 5206 0410 0003 9113 90; BIC GENODEF1EK1 (Ev. Bank); Kennwort: Barenthin