Regionalbetreuer des Förderkreises berichten aus ihren Bereichen
Hans Tödtmann aus dem Landkreis Potsdam-Mittelmark
Freiheit und Menschlichkeit
Eberhard Bethge, der große evangelische Theologe und Biograph Dietrich Bonhoeffers, wurde am 28. August 1909 als Pfarrerssohn im Dorf Warchau bei Wusterwitz geboren und verbrachte im Nachbarort Zitz seine Jugend. Auf Anregung und mit Unterstützung des Theologen Günther O. Neuhaus (Münster) feiert die Zitzer Kirchengemeinde seit dem 100. Geburtstag Bethges jeweils an einem Sonntag Ende August den ’Bethge-Tag’. Der 10. Bethge-Tag fand am Sonntag, dem 26.08.2018 in Zitz statt. Am späten Vormittag begrüßte Pfarrer Holger Zschömitzsch die Gäste im Dorfgemeinschaftshaus. Der Theologe Prof. Martin Onnasch (Greifswald) las und kommentierte das von Bonhoeffer im August 1944 im Tegeler Gefängnis zum Geburtstag von Bethge geschriebene Gedicht ’Der Freund’. Bethge war zu dieser Zeit als Soldat in Italien im Einsatz, wurde jedoch im Zusammenhang mit dem Attentat auf Hitler (20. Juli 1944) im Oktober ebenfalls verhaftet. Bonhoeffers Gedicht kreist um den Zusammenhang von Freiheit und Freundschaft. Freundschaft sei ein Geschenk und dulde kein Machtverhältnis. Die Freundschaft sei der Freiheit des spielenden, wagenden und vertrauenden Geistes entsprungen und führe wieder zur Freiheit und Menschlichkeit.
Vor der Mittagspause zeigte Wilfried Schulz (Berlin, Internationale Bonhoeffer-Gesellschaft) Ausschnitte aus einem Fernseh-Interview von 1993, das Bethge in Bonhoeffers Zelle des Tegeler Gefängnisses zeigt. Zum Festgottesdienst war die Zitzer Dorfkirche mit etwa 70 Besuchern gut gefüllt. Altbischof Prof. Wolfgang Huber bezog sich in seiner Predigt auf den Titel eines Buches von Bethge ’In Zitz gab es keine Juden’. Die Nichtanwesenheit von Juden in großen Teilen des ländlichen Raumes im Deutschland der Weimarer Republik sei eine Antwort auf die Frage, warum das deutsche Volk während der Zeit des Nationalsozialismus der Ausgrenzung und Deportation der Juden keinen Widerstand entgegensetzte. Heute drohe die pauschale Verurteilung und Ausgrenzung ganzer Bevölkerungsgruppen unsere Gesellschaft zu spalten. Es sei unsere Aufgabe, die Sündenbock-Sucherei zu beenden, den Gewaltkult zu ächten und unterschiedliche Lebensformen miteinander zu verbinden.
Uwe Donath aus dem Landkreis Märkisch-Oderland
In Ihlow fehlt nur noch der Altar
Im Künstlerdorf Ihlow in der Märkischen Schweiz ist die spätromanische Kirche mit einem Festgottesdienst am 24. Juni nach aufwendiger Sanierung wieder in Dienst genommen worden. Mehrere große Feldsteine mussten neu eingefügt werden, an einigen Stellen klafften bis zu 85 cm tiefe Risse, der Dachstuhl drohte einzustürzen aufgrund des Echten Hausschwamms. Die um 1220/30 errichtete Feldsteinkirche wurde im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt. Turm, Dach, Fenster sowie die gesamte Inneneinrichtung waren zerstört. Erhalten blieb das Altarbild von 1711 mit der Darstellung der Kreuzigung Christi. Es wurde restauriert und hängt bereits in der Apsis. Ein Altar fehlt bisher noch. In DDR-Zeiten wurde die Kirche wieder aufgebaut, mit einem seitlichen Eingang, vom Turm gab es keine Verbindung zum Kirchenschiff.
Die Baumaßnahmen konnten in einem einzigen Bauabschnitt durchgeführt werden, dank EU-Fördermitteln war die Finanzierung der Kosten von etwa400.000 Euro möglich, auch Kirchengemeinde, Kirchenkreis und Landeskirche haben mit einem Eigenanteil noch beträchtlich dazu beigetragen. „Allein hätten wir das nie bewerkstelligen können“, betonte die für Ihlow zuständige Buckower Pfarrerin Anika Grünwald und dankte allen Beteiligten im Rahmen des Festgottesdienstes.
Ringanker sichern das frisch verfugte Mauerwerk, die Elektrik wurde modernisiert und der Dachstuhl erneuert, um die Eindeckung mit Biberschwänzen zu ermöglichen. Besonders augenfällig ist die Verlegung der Eingangstür: Man kommt wieder durch den Turm in die Kirche, der vermauerte Durchbruch vom Turm ins Kirchenschiff wurde geöffnet, ein Mittelgang teilt nun die Bankreihen.
Ein bei den Arbeiten freigelegter alter Geheimgang in der Außenmauer diente im Mittelalter bei Belagerungen als Fluchtmöglichkeit in den oberen Turmbereich. Dieser ist, einschließlich des Glockengeschosses, nur durch diese enge Treppe zu erreichen. Der bisherige Turmzugang wurde geschlossen.
Ebenfalls wieder sichtbar gemacht wurde bei den Arbeiten im Altarraum ein Grabstein, der an den „Erbherrn und chursächsischen Leutnant Ernst Christian von Ihlo“ erinnert, dessen Geschlecht der Ort seinen Namen verdankt. Chor und Kirchenschiff verbindet ein Triumphbogen, eine sechsseitige Taufe steht in der Apsis, in der eine Sakramentsnische zu sehen ist. Bei der Entrümpelung des Dachbodens fanden sich Reste eines Taufengels.
Wie der noch fehlende Altar einmal aussehen soll, darüber wird in der Gemeinde gegenwärtig diskutiert. Das bisherige Engagement der Ihlower lässt hoffen, dass dieses Prinzipalstück den Kirchraum bald komplettieren kann.
Theda von Wedel aus dem Landkreis Potsdam-Mittelmark
„Titanen on Tour“ überall herzlich empfangen
Die Hufe trappeln, die Sonne scheint und wir fahren mit unseren Planwagen durch das weite Odervorland immer weiter rein nach Polen. Am 24.7.18 sind wir von Kuhbrücke im Küstriner Vorland aufgebrochen und freundlich von der polnischen Polizei in Empfang genommen worden, die sich sofort an die Spitze unseres Trecks setzte. Plötzlich bogen wir ab und fuhren eine Straße entlang. Ich schaute genauer ins Gestrüpp und sah Kellerfenster hier, Treppenstufen dort. Das waren die Trümmer von Küstrin! Gruselig war das, durch die Trümmer der „Festung Küstrin“ mit unseren sehr lebendigen Pferden zu fahren. Wir hielten an einem Platz. Dort war das Denkmal von Johann von Brandenburg-Küstrin, einem tief gläubigen Christen, restauriert worden, der hier die Reformation eingeführt hat. Kurz darauf stand ich vor dem Denkmal mit einem Sack Friedensroggen (vom Berliner Mauerstreifen) und der Friedensglocke in der Hand. Die Pferdewagen hatten sich feierlich um mich herum aufgebaut. Wir sind hier am Kern unserer Friedensmission angelangt: So übergab ich dem polnischen „Festungskommandanten“ (es war der Museumsdirektor) den Sack Roggen und bat ihn, dass er ihn zwischen die Trümmer säen möge. Mit einem Segenswort übergab ich der Stellvertreterin des Bürgermeisters eine Kopie unserer Friedensglocke.
(Nach einem Bericht von Helmut Kautz)
Konrad Mrusek aus dem Landkreis Ostprignitz-Ruppin
Nietwerder macht sich schön für`s Jubiläum
Die Apsis mit ihrem wunderbaren Sternenhimmel ist schon seit einigen Jahren eine Zierde der Kirche in Nietwerder (Ostprignitz-Ruppin), und die Gemeinde ist darauf auch besonders stolz, weil man die Hälfte der 420 goldenen Sterne für jeweils 20 Euro an Spender verkaufen konnte. Im Gegensatz zur Apsis war jedoch das Innere der neugotischen Backsteinkirche im Stüler-Stil bisher ein eher trister Anblick, es gab Wasserschäden über der Orgelempore, Putzschäden an den Seitenwänden und auch die Holzdecke war renovierungsbedürftig. Nun jedoch ist alles wieder schön, die Kirche hat sich herausgeputzt für das 150. Jubiläum. Am 15. Dezember 1868 wurde sie geweiht und daher wird es Ende September 2018 einen Jubiläumsgottesdient geben und am 16. Dezember eine Adventsandacht mit Posaunenmusik. Das Dorf wenige Kilometer östlich von Neuruppin hat rund 300 Einwohner und wenn einmal im Monat Gottesdienst gefeiert wird, dann kommen noch etwa zehn Gläubige, berichtet Frank Metzelthin, der sich um das Gotteshaus kümmert und auch der Hollenbach-Orgel durch fleißiges Treten jeweils die nötige Pfeifenluft verschafft. Die Innensanierung, die mit etwa 50.000 Euro teurer als erwartet ausfiel, war für die kleine Gemeinde ein finanzieller Kraftakt, der nur mit Spenden bewältigt werden konnte. Der Förderkreis unterstützte das Vorhaben mit 2.000 Euro. Schon vor Jahren wurde in Nietwerder der Turm aus gelbem Backstein saniert, unter anderem mit Hilfe der Stiftung Kiba. Das Dorf war nie reich mit seinem dürftigem Sandboden, daher waren die zwei Vorgänger-Kirchen von den Bewohnern aus Fachwerk errichtet worden. Da Holz nur begrenzt haltbar ist, wurde die damals erst 135 Jahre alte, schlichte Predigtkirche abgebrochen und 1868 durch das heutige Gotteshaus ersetzt. Es folgte dem Muster, das 1827 der preußische Baurat Stüler für neugotische Landkirchen entworfen hatte. Und dazu zählte oft auch Schinkels Sternenhimmel, der übrigens bei der letzten InnenSanierung 1960 wegen seines schlechten Zustands kurzerhand übermalt worden war.