Himmelpfort: Hinterm Giebel tut sich was

Eine neue Zukunft für das historische Brauhaus der Zisterzienser

Am frühen Morgen des 21. August 2010 standen plötzlich meterhohe Flammen über Himmelpfort, einem Ortsteil der Stadt Fürstenberg/ Havel. Mit ihnen ging ein Baudenkmal zugrun- de, das über fast sieben Jahrhunderte das Ortsbild geprägt hatte. Das Brauhaus, das letzte nahezu vollständig erhaltene Wirtschaftsgebäude des Zisterzienserklosters, war zum Opfer eines Brandstifters geworden, der bis heute nicht gefasst wurde. Jahrelang drohte die Ruine des historischen Bauwerks zu verfallen. Seit zwei Jahren aber tut sich Hoffnungsvolles hinter dem schönen Blendmaßwerk des lange einsturzgefährdeten Nordgiebels. Eine Bürgerstiftung will das Baudenkmal retten und zum kulturellen Zentrum der Region werden lassen.

Düstere Spuren des Feuers 2010 im Inneren des Gebäudes Foto: Klaus Tischendorf

Der Brand hatte den fast 50 Meter langen Dachstuhl und den gesamten Innenausbau zerstört. Vieles war unwiederbringlich verlorenen gegangen. Das Brauhaus kann nicht wieder originalgereu aufgebaut werden. So war es von Anfang an Ziel der „Bürgerstiftung Kulturerbe Himmelpfort“, bei der Rettung der erhaltenen historischen Bausubstanz Altes und Neues harmonisch miteinander zu verbinden. Die Optimisten, die sich zu diesem Zweck im Januar 2016 zusammengetan hatten – nicht nur Himmelpforter, sondern auch Gleichgesinnte aus der nahen und weiteren Umgebung, dazu einige Firmen und Institutionen – sahen sich sogleich vor schwierigen Aufgaben. Zunächst waren die Eigentumsverhältnisse mit den rund hundert Angehörigen einer Erbengemeinschaft zu klären.

So etwas dauert. Dann mussten endlich der Schutt, die verkohlten Balken, herab gefallenen Ziegel und der inzwischen üppige Wildwuchs beseitigt und die Ruine gesichert werden. Der freistehende Giebel war lange in Gefahr, beim nächsten Sturm hinweg gefegt zu werden. Heute stützen den Giebel die ersten Teile einer Dachkonstruktion, die Stück für Stück erweitert werden soll, bis sie das ganze Dach überdeckt. Um das noch vorhandene historische Mauerwerk zu erhalten und nicht zu gefährden, wird später ein zusätzliches Gefüge von Bauteilen auf und in die Gebäudehülle eingepasst.

Hinterm Giebel geht es Schritt für Schritt voran. Foto. Anne Marie Wöller

Es geht darum, jegliche Eingriffe in den geschichtsträchtigen Bau zu minimieren. Wo es noch möglich und nötig ist, werden Teile des unter Denkmalschutz stehenden Brauhauses restauriert und saniert. Auch spannende Entdeckungen wurden bei den Arbeiten in den vergangenen Monaten gemacht. So kamen im Fußboden Bohlen-Hölzer aus dem Mittelalter zum Vorschein. Eine dunkle Schicht darunter soll von Bränden aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges zeugen. Sichtbar wurden ebenso Reste einer mittelalterlichen Giebelmalerei.

Wie es später einmal unterm denkmalgemäß mit Biberschwanz-Ziegeln gedeckten Dach zugehen wird, bleibt noch lange offen. Wichtig ist den Planern eine möglichst variable, vielseitige Nutzung. Raum für Begegnungen soll geschaffen werden, auch eine kleine Bühne wäre denkbar. In Himmelpfort, das mit seiner schönen Seenlandschaft vor allem in den Sommermonaten Touristen von nah und fern anlockt und im Winter den Weihnachtsmann mit eigenem Postamt höchstpersönlich zu Gast hat, bietet sich ein solcher Treffpunkt wahrlich an. Zumal er eingebettet ist in das ehemalige Klostergelände, das über das ganze Jahr Schauplatz vieler Veranstaltungen ist. Sehr beliebt   sind   zum   Beispiel die „Himmelpforter Klassiktage“, wenn Orchester und Solisten aus dem Land Brandenburg auf der Klosterwiese am Seeufer musizieren. Noch aber ist es bis dahin ein weiter Weg, und schon jetzt weiß man, dass die ursprünglich geschätzten Kosten höher ausfallen werden. Die Bürgerstiftung hofft auf die weitere Unterstützung durch den Bund, das Land Brandenburg und die Stadt Fürstenberg, durch Einrichtungen des Denkmalschutzes und auf viele Spenden. Die schon sichtbaren Rettungserfolge geben Anlass zu Optimismus.

Eva Gonda

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