Den Heiden von Kummerow auf der Spur

Musikalische Exkursion des Förderkreises Alte Kirchen zu Dorfkirchen in der Uckermark

Ganz automatisch suchen die Blicke der Reisenden den Kirchturm, als der Bus mit erwartungsfrohen FAK- Mitgliedern den kleinen Ort Wilmerdorf erreicht. Vergeblich. Liegt die Kirche so versteckt? Gibt es womöglich gar keinen Turm? Beides trifft zu. Aus einer ehemaligen Scheune entstand 1936 auf Initiative des Gutsherrn Alexander von Buch die Dorfkirche Wilmersdorf.

1469 war die mittelalterliche Kirche zerstört worden. Lange Zeit fand der Gottesdienst in Privaträumen statt. Da war die Gemeinde froh, wieder ein würdiges Zentrum zu haben, geschmückt vom Kirchenmaler Erich Kistenmacher mit floralen Motiven und Bibelsprüchen.

Die Kirche von Wilmersdorf Foto: Bernd Janowski

Doch nun ist eine Sanierung der vom Echten Hausschwamm befal- lenen Kirche dringend notwendig.
3.000 Euro überwies der FAK für die Bauvorbereitung. Dann fiel ein großer Wermutstropfen in den Freudenbecher: Die Türme der Kirchen in Greifenberg und Kerkow müssen vorrangig instand gesetzt werden. Aber die Wilmersdorfer geben nicht auf. Ein Förderverein soll jetzt gegründet werden, der Initiativen bündeln wird.

In Greifenberg dürfen wegen des Hausschwamms im Turm die Glocken nicht mehr zum Gottesdienst rufen. In Kerkow hat der Blitz 1974 in den Turm eingeschlagen. Teure Sanierungsarbeiten stehen an. Mit finanzieller Beteiligung des FAK wird in diesem Jahr den Schäden am Kerkower Kirchturm zu Leibe gerückt. Weitere Sanierungsarbeiten werden in den kommenden Jahren den Ruf der Feldsteinkirche aus dem 13. Jahrhundert als einer der schönsten in der Uckermark festigen. Die Exkursionsteilnehmer können das prächtige zweijochige Sterngewölbe im Chorraum und den in der Region einzigartigen Renaissance-Altar aus Sandstein von 1596 bewundern.

Wer kennt nicht die Heiden von Kummerow um Martin und Gottlieb Grambauer, Pastor Breithaupt und Kantor Kannegießer oder Müller Düker?

Der beliebte Roman von Ehm Welk aus dem Jahr 1937 spielt in Biesenbrow, dem  Heimatort  des  Dichters.  Doch bevor wir auf den Spuren der „Heiden“ wandeln, erwartet uns in der Dorfkirche ein musikalischer Leckerbissen. Das Ensemble „Uccellini“ stellt unter dem Thema „Der Liebe Macht herrscht Tag und Nacht“ Vokal- und Instrumentalwerke unter anderem von Telemann, Tisdall, Hume vor. Sopran, Blockflöte, Viola da Gamba und Truhenorgel, die kann ich im Auto transportieren, so Organistin Dorothea Janowski, vereinen sich zu einem einzigartigen Klangerlebnis in der Kirche aus dem 13. Jahrhundert, deren Altar und Kanzel 1970 aus Crussow nach Biesenbrow kamen. 1884 war an diesem Ort Ehm Welk getauft worden.

Die Dorfkirche von Biesenbrow Foto Bernd Janowski

Allenthalben stößt man auf Spuren des Schriftstellers und seiner Romanhelden. Der Landkulturverein Biesenbrowe.V. hält das Erbe hoch  und lädt zu Führungen ein. Auf dem Plan stehen Schulhaus und Kirche, Friedhof und Pfarrhaus, Armenhaus und Schnitterkaserne, Ehm-Welk-Geburtshaus und Hintermühle.

Nicht seinesgleichen findet das große Open-Air-Dreijahresprojekt. Von 2017 bis 2019 wird jeweils im Sommer über zwölf Stunden Ehm Welks Romanen Leben eingehaucht. Musikalisch untermalt sprechen und spielen Anwohner von Biesenbrow und Umgebung gemeinsam mit Schauspielern vom theaer 89. Wer das Spektakel miterleben möchte, sollte sich für das nächste Jahr rechtzeitig anmelden. Wir haben auf unserer Tour durch die Uckermark gute Beispiele dafür gesehen, wie der Förderkreis Alte Kirchen mit finanziellen Zuschüssen zum Erhalt unseres Kulturerbes beiträgt. Auch die Dorfkirche Passow kann auf die  Hilfe des FAK bauen. Im wahrsten Sinne des Wortes: In diesem Jahr wird die Winterkirche umgebaut. Und noch ein Vorhaben treibt die Passower um. Der spätgotische Flügelaltar aus den Jahren 1512 bis 1520 einer der schönsten Schnitzaltäre der Uckermark – soll  bis zum 500. Jubiläum restauriert sein.

Bärbel Möricke

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