Vorwort
Liebe Freunde der brandenburgischen Dorfkirchen,
sehr geehrte Leserinnen und Leser!
Dieses Heft sieht anders aus als in den Vorjahren, denn es ist auf eine andere, leider dramatische Weise entstanden. Ursprünglich hatte Bernd Janowski geplant, wie gewohnt und mit viel Engagement seine 23. Ausgabe der Offenen Kirchen zu gestalten. Er hatte dafür auch schon einige Ideen gesammelt und Autoren kontaktiert. Doch eine schwere Krankheit nahm ihm die Kraft, dieses Vorhaben zu verwirklichen. Eine Zeit lang sah es daher so aus, als müsse der Förderkreis eine schöne Tradition unterbrechen. Doch es kam Hilfe in der Not, und zwar durch eine mutig zupackende Diplom-Restauratorin.
Annett Xenia Schulz, die schon früher Beiträge verfasst hatte, erklärte sich bereit, die Offenen Kirchen 2023 zu retten. Sie stürzte sich in die Arbeit und wurde dabei von vielen treuen Autoren unterstützt, die in geradezu solidarischer Manier unbedingt ihren Beitrag leisten wollten, damit dieses Heft wieder erscheinen konnte.
Anders als in früheren Jahren hat diese Ausgabe keinen thematischen Schwerpunkt, wie es einst im Luther- oder Fontane-Jubiläum war oder zuletzt beim Heft zu 750 Jahren Kloster Chorin. Wenn es ein Thema gibt, das diese Ausgabe prägt, dann ist es der Wandel, vor dem viele Gotteshäuser stehen. Was machen wir, wenn die Gläubigen wegbleiben? Müssen wir die Kirchen verschließen, in eine Art Dornröschenschlaf versetzen in der Hoffnung auf wieder christlich engagiertere Zeiten? Oder können wir sie anders oder auch gewissermaßen mit queren Ideen nutzen? Welche Vielfalt an Modellprojekten es dazu inzwischen gibt, das zeigt eindrucksvoll der Beitrag von Elke Bergt von der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland, die den Neujahrsvortrag 2023 des Förderkreises gehalten hat. In einem anderen Beitrag zeigt Michael Georg Gromotka, wie Kirchen zu einem schulischen Lernort umgestaltet werden können.
Andere Teile des Heftes bieten eine reiche Palette an kunsthistorischen Beiträgen, die sehr gut zum „Themenjahr Baukultur“ passen, welches das Land Brandenburg für 2023 ausgerufen hat. Da geht es um Altarretabel, um Sakramentstürmchen oder auch um andere kulturelle Schätze in Dorfkirchen. Ein ganz besonderes Fundstück entdeckte Bernd Janowski in Angermünde: Dort berichtet der Pastor und Propst Siegmund Bärensprung anno 1718, wie der Teufel einen Müller malträtierte. Offenbar wollte der Gottesmann mit diesem überaus drastischen Bericht seine christlichen Schäfchen vor der Gewalt des Satans warnen.
Wir wünschen Ihnen eine anregende Lektüre und interessante Entdeckungen in den offenen Dorfkirchen, wenn diese hoffentlich bald wieder innen wärmer geworden sind.
Der Vorstand des Förderkreises
Alte Kirchen Berlin-Brandenburg e.V.