von Klaus Pomp

Vorbei an Rummeln und sprechenden Steinen

Erster Kirchwanderweg im Hohen Fläming

Klaus Pomp war sechzehn Jahre Vorsitzender der Evangelischen Sportarbeit Berlin-Brandenburg e. V.

Dorfkirche Rädigke; Fotos: Klaus Pomp 

Der Hohe Fläming mit seinen sanft ansteigenden Hügeln, dem sandigem Boden, mit seinen Kiefernwäldern, tiefen Taleinschnitten, Wiesen und Bächen ist ein ideales Wandergebiet zu Fuß und auch per Rad. 

Der Deutsche Wanderverband hatte seinen Deutschen Wandertag 2012 nach Bad Belzig vergeben. Daher wurde im Hohen Fläming und Umgebung ein weitläufiges Wanderwegenetz entwickelt mit gut ausgeschilderten Wegstrecken mit unterschiedlichen Entfernungen und Kategorien. Rundwanderwege und Themenwege laden zu Wanderungen ein. Auf dem „Töpferweg“ lernt man zum Beispiel die Töpferstadt Görzke kennen und auf dem großen „Burgwanderweg“ die Burgen Rabenstein, Eisenhardt und Ziesar. Jetzt ist der erste Kirchwanderweg dazu gekommen, auf dem man die landschaftstypischen Feldsteinkirchen kennenlernt.

Start des Kirchwanderweges ist der Ort Rädigke. Diesen erreicht man mit dem Burgenbus vom Fläming-Bahnhof Bad Belzig. Man folgt dem Wanderzeichen 41 in Richtung der Ortschaft Buchholz. Die Eiszeit hat hier ihre Spuren hinterlassen. Das abfließende Wasser hat Furchen in die Landschaft gegraben, die sogenannten „Rummeln“. Auf dem Weg Richtung Buchholz lichtet sich die Landschaft und der Blick geht über große Weideflächen hinweg. Die erste Station des Kirchwanderweges ist die Buchholzer Dorfkirche, ein mittelalterlicher Feldsteinbau mit später angefügtem Westturm. Sie steht inmitten des Dorfes. In dem Faltblatt für den Kirchwanderweg kann man sich hier den ersten Pilgerstempel holen. Er enthält auch Kurzbeschreibungen der Kirchen. Liebevoll präsentiert die Gemeinde eine Bibel-Sammlung in der Kirche und es gibt, wie in allen Kirchen, ausführliche Darstellungen der Geschichte des Gotteshauses. Auf dem ausgeschilderten Wanderweg kommt man an einer gastlichen Stätte mit Übernachtungsmöglichkeiten vorbei, dem Landhaus „Alte Schmiede“. 

Dorfkirche Lühnsdorf
Dorfkirche Raben 

Danach geht es zum Ort Lühnsdorf und der dortigen neuromanischen Backsteinkirche, die etwas erhöht an der Straße liegt. Die Ausstattung der Bauzeit (1898) ist nahezu vollständig erhalten. In der offenen Kirche liegt der Pilgerstempel bereit und natürlich viel Wissenswertes über die Geschichte der Kirche. Der weitere Weg führt durch Wald und Wiesen. Ein Abstecher lohnt sich zur Werdermühle. Hier findet man Angelteiche und eine Forellenzuchtanlage. Eine geräucherte Forelle verlockt zum Verzehr. Auf dem Weg 41 geht es zum Ausgangspunkt zurück nach Rädigke. Auf dem letzten Stück des Weges findet man Feldsteine versehen mit literarischen Texten, „Blumen sind die Liebesgedanken der Natur“ von Bettina von Arnim, „Ja winkt nur, ihr rauschenden Bäume“ von Achim von Arnim oder „Und kam die goldene Herbsteszeit und die Birnen leuchteten weit und breit“ von Theodor Fontane. Diese „sprechenden Steine“ weisen auf eine besondere Einkehrmöglichkeit in Rädigke hin, den Moritz-Hof. Gegenüber vom Gasthof auf einer kleinen Anhöhe steht die Dorfkirche. Der spätromanische Feldsteinbau wurde im Zuge einer Restaurierung im Jahre 1903 stark überformt. Ein kleiner hölzerner Altraufsatz von 1690 zeigt zwischen Säulen ein Abendmahlsgemälde. Wenn man Glück hat, dann ist jemand da, der die Elektrik bedienen kann und in der Apsis mit dem großen Sternenhimmel wird dieser langsam erleuchtet. 

Pilgerpass

Von Rädigke kann man mit dem Burgenbus wieder zurück zum Bahnhof Bad Belzig fahren oder man hat die Kraft, weitere etwa acht Kilometer Richtung Raben zu wandern. Dann gibt es zwei Möglichkeiten, auf dem „Bergmolchwanderweg“ Raben zu erreichen. Vorbei am Mufflongehege muss man sich entscheiden für den Weg links, der zum mächtigen Findling im Wald und zur Burg Rabenstein führt oder rechts, der sich durch das Feuchtgebiet der Plane windet. Ein längerer Holzsteg überwindet einen Teil des Feuchtgebietes. Mit etwas Glück erhascht man einen Blick auf den Bergmolch, nach dem der Wanderweg benannt ist. Libellen schwirren umher und Mücken sind unliebsame Begleiter. In Rabenerreicht man dann die letzte Station des Kirchwanderwegs in der stattlichen Feldsteinkirche. Wie in vielen Kirchen kann man eine üppige Ausmalung des Innenraumes bewundern. Der letzte Pilgerstempel auf dem Faltblatt krönt die Erinnerung an die Wanderung. Es lohnt sich, das Naturparkzentrum zu besuchen mit vielen Informationen über Flora und Fauna der Region und immer wechselnden Sonderausstellungen.

Hat man den Bergmolchwanderweg nicht über die Burg Rabenstein gewählt, dann empfiehlt es sich, einen Abstecher von Raben zu dieser Burg zu machen. Sie liegt auf dem Steilen Hagen. Der Bergfried ist vom Torhaus begehbar. In dem Festungsensemble befindet sich ein noch gut erhaltener Rittersaal. Außerhalb der Festung ist ein Backhaus und in der Nähe eine Falknerei mit Vorführungen in den Sommermonaten. Auch stehen dort einige in der Denkmalliste verzeichnete Naturdenkmäler. In Raben, im Gasthaus Hemmerling, kann man im schattigen Biergarten den Tag ausklingen lassen. Von Raben fährt man mit dem Burgenbus zum Ausgangspunkt nach Bad Belzig zurück. Hier schließt sich der Kreis einer interessanten Tageswanderung im Hohen Fläming.

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