Schatzkästlein im Verborgenen
Die Kirche Niendorf im Niederen Fläming
Annegret Gehrmann ist Vorsitzende des Förderkreises Alte Kirchen der Luckauer Niederlausitz e. V.
Malerisch liegt die kleine Kirche an einem großen Dorfteich, umgeben von stattlichen Vierseithöfen. Anders als viele Dorfkirchen bei Dahme im Niederen Fläming stammt sie jedoch nicht aus dem späten Mittelalter, sondern wurde als Ersatz für eine wohl arg baufällig gewordene Fachwerkkirche errichtet und konnte im August 1909 nach nur einem Jahr Bauzeit eingeweiht werden.
Für die Ausstattung des Neubaus übernahm man die wichtigsten Elemente aus der Vorgängerkirche: Altar, Kanzel und Beichtstuhl aus dem 18. Jahrhundert sowie die noch relativ neue Orgel von 1892 und das Gemeindegestühl. Alles wird harmonisch zusammengefasst durch die bauzeitliche Ausmalung der Kirche im Stil des Neobarock, an der offenbar auch der Kunstmaler Ernst Fey aus Friedenau mitwirkte. Besonders beeindruckend ist das mit ländlichen Rankenmustern überzogene hölzerne Gewölbe über dem Mittelschiff. In seinem Zentrum sitzt das Auge Gottes in einem Strahlenkranz und stilisierten Wolken, begleitet von Spruchkartuschen mit Seligpreisungen aus der Bergpredigt. Die Besonderheit der Ausstattung des Niendorfer Kirchenraumes bringt ein Satz aus der restauratorischen Voruntersuchung treffend auf den Punkt: „Es handelt sich … um ein selten erhaltenes Gesamtkunstwerk von nicht zu unterschätzendem Wert.“
Trotz ihres noch „jungen“ Alters ist seit einigen Jahren der Sanierungsbedarf an der Kirche unübersehbar. Zunächst mussten jedoch die Eigentumsverhältnisse geklärt werden, in deren Ergebnis vor etwa zehn Jahren die Erkenntnis stand: die Niendorfer Kirche gehört der Kommune! Und die war knapp bei Kasse. Glücklicherweise fanden sich unter den etwa 85 Dorfbewohnern ein paar wenige Unbeirrbare. Sie gründeten eine Initiativgruppe und wendeten sich schließlich im Frühjahr 2016 mit ihrem Problem an den Förderkreis Alte Kirchen der Luckauer Niederlausitz, von dem sie durch eine benachbarte Kirchgemeinde erfahren hatten.
Ein erster Besuch vor Ort offenbarte ein kleines Schatzkästlein, an dem es jedoch viel zu tun gab. Anfang 2017 trat die Gemeinde Ihlow (Niendorf ist ein Ortsteil dieser Gemeinde) als Besitzer der Kirche dem Förderkreis bei. Seitdem gab es verschiedene Veranstaltungen im Ort, deren Erlös jeweils auf das für Niendorf eingerichtete Konto beim Förderkreis floss. Besonders beliebt sind dabei die „Adventliche Chormusik“ mit Studierenden der Hochschule für Kirchenmusik Dresden und das sommerliche „Backofenfest“.
Nach mehreren internen Beratungen gelang es auf Vermittlung des Förderkreises, Vertreter des Landesamtes für Denkmalpflege hinzuzuziehen. Auch die zuständige kirchliche Baubehörde wurde eingeschaltet. Damit gab es im März 2018 erste konkrete Schritte auf dem Weg zu einer Sanierung der Kirche. Problematisch war jedoch vor allem die Finanzierung. Hier schaltete sich erfreulicherweise die Verwaltung des Amtes Dahme ein. Bereits im April fand unter Vorsitz des neuen Amtsdirektors eine erste Beratung im Rathaus statt. In der nächsten Sitzung bekannte sich das Amt Dahme eindeutig zur Erhaltung und Sanierung der Kirche Niendorf und erklärte sich bereit, die Kommune bei der Antragsstellung und Umsetzung der Maßnahme zu unterstützen. Im Rathaus gab es erfahrene Mitarbeiter für die Themen Fördermittel und Vergabe.
Daraufhin konnte die Baubeauftragte des Kirchenkreises ein Architekturbüro mit der Erstellung eines Konzepts zur Komplettsanierung beauftragen, das bereits im Dezember 2018 vorlag. Aufgrund der hohen Kosten wurden hieraus zwei Bauabschnitte gebildet und der erste für einen LEADER-Antrag vorbereitet. Im März 2020 kam der positive Bescheid zur Förderung durch dieses EU-Programm! Coronabedingt konnten die Arbeiten erst 2021 richtig beginnen, aber im Dezember des gleichen Jahres waren die Maßnahmen zur Sanierung der Außenhülle der Niendorfer Kirche erfolgreich abgeschlossen. Ein zweiter Bauabschnitt zur Sanierung des Innenraumes und besonders zur Restaurierung der Ausstattung ist für 2022 vorgesehen und ebenfalls beantragt.
Seit dem ersten Brief der Niendorfer Initiativgruppe an den Förderkreis Alte Kirchen der Luckauer Niederlausitz im Mai 2016 sind gerade einmal sechs Jahre vergangen. Und was anfangs wie ein hoffnungsloser Wunschtraum aussah, entwickelte sich dank der Mitwirkung vieler Engagierter zum sichtbaren Erfolg. Besonders hilfreich war hier die Unterstützung des Amtes Dahme unter Vorsitz seines Amtsdirektors. Auch die kirchliche Baubehörde hat mitgeholfen, obwohl dies nicht ihre Aufgabe gewesen wäre. Ohne den unermüdlichen Einsatz der Niendorfer selbst wäre das alles jedoch nicht in Gang gekommen. Sie haben den Glauben an eine bessere Zukunft für ihre Kirche nicht verloren – und sind letztendlich dafür belohnt worden.