Geleitwort
Liebe Freunde der brandenburgischen Dorfkirchen,
sehr geehrte Leserinnen und Leser,
wir alle haben es vor einem Jahr uns schlicht nicht vorstellen können, wie schnell ein Virus zur Plage der Menschheit werden kann. Solche Seuchen, so glaubten wir Fortschrittsgläubigen, seien Vergangenheit. Doch wir wurden eines Besseren belehrt. Nicht nur der Alltag sieht heute anders aus, auch in den Kirchen trägt man Maske. Immerhin waren die Gotteshäuser nicht zeitweise geschlossen wie Theater oder Kinos; selbst in Dörfern gab es zahlreiche Kirchen, die dank treuer Hüter offen blieben für ein Gebet oder für eine besinnliche Pause beim Spaziergang.
Die Corona-Krise hat auch die Arbeit des Förderkreises Alte Kirchen Berlin-Brandenburg erschwert. Zwar ist das Spendenaufkommen nicht in dem zunächst befürchteten Ausmaß gesunken, doch mussten Konzerte und auch Exkursionen abgesagt werden. Meist gab es lediglich Telefonkonferenzen von Vorstand und Regionalbetreuern statt persönlicher Treffen. Aber so gut wie alle von uns unterstützten Sanierungs- und Restaurierungsprojekte konnten planmäßig durchgeführt werden. Die moderne Informationstechnik hat es uns auch erleichtert, zum 21. Mal diese Broschüre herauszugeben. Wir haben darauf verzichtet, uns mit jenem Thema zu befassen, das man zurzeit überall und fast schon im Übermaß in den Medien findet. Stattdessen bieten wir Ihnen wie gewohnt Beiträge zu Kunst und Geschichte sowie zur Denkmalpflege und möchten Sie mit Text und Bild animieren, die über tausend offenen Kirchen in Brandenburg zu besuchen und ihre Erhaltung zu unterstützen.
Anders als in den Vorjahren, als es um Theodor Fontane ging (2019) oder um das Kriegsende an der Oder vor 75 Jahren (Ausgabe 2020), gibt es dieses Mal keinen Themen-Schwerpunkt im Heft. Gleichwohl widmen sich zwei Artikel der Kirchenorgel, die 2021 zum „Instrument des Jahres“ gekürt wurde. Ein Beitrag beschreibt die Instrumente und ihre Schöpfer in der Orgellandschaft Brandenburg. Ferner werden zwei Orgelbauer-Familien aus Sonnewalde vorgestellt, die fast hundert Kirchenorgeln nicht nur in der Niederlausitz schufen.
Ein bisschen schauerlich geht es in einem Beitrag zu, der die Sepulkralarchäologie zum Thema hat. Das ist jene Wissenschaft, die man landläufig als Gruftforschung bezeichnet. In etlichen Dorfkirchen gibt es unterirdische Grabanlagen, die oftmals in einem beklagenswerten Zustand sind und dringend einer Restaurierung bedürfen. Die Grablege in der Nähe des Altars war seit dem 16. Jahrhundert eine Vorliebe vieler Adelsfamilien.
Sie finden viele weitere Artikel über Kirchen, Gemälde oder Totenkronen und schließlich verraten wir Ihnen sogar, was Narren in den Kirchen zu suchen haben. Wir möchten Sie einladen, bei Ihren hoffentlich bald wieder unkomplizierter möglichen Reisen über Land nicht achtlos an den weit über tausend brandenburgischen Dorfkirchen vorbeizufahren. Es ist oft überraschend, welcher Reichtum an Kunst und Geschichte sich hinter oft groben Feldsteinen verbirgt. Ein ausführliches Verzeichnis aller offenen Kirchen finden Sie auf unserer Internetseite www.altekirchen.de.
Eine zunehmende Säkularisierung der Gesellschaft, der demographische Wandel und fehlende finanzielle Mittel machen es zunehmend schwerer, die Kirchenbauten im Land zu erhalten. Helfen Sie uns dabei!
Wir wünschen Ihnen und uns allen einen hoffentlich sorgloseren Sommer, in dem man wieder freier sich bewegen und reisen kann.
Die Redaktion