von Jorinde Bugenhagen

Ein Förderverein, gute Handwerker und viel Unterstützung

Die Sanierung der Dorfkirche in Breitenfeld (Prignitz)

Jorinde Bugenhagen ist Architektin und setzt sich seit 20 Jahren beruflich und auch ehrenamtlich für den Erhalt von Denkmalen ein. Seit 2008 ist ein Hof in Breitenfeld für die Familie das zweite Zuhause.

Wie wichtig uns unser Dorf mit seinem historischen Gebäudebestand und seiner kleinen Fachwerkkirche von 1684 ist, wurde uns in den letzten Jahren immer bewusster: Der rasante Verfall des Breitenfelder Kirchturms hat allen unmissverständlich vor Augen geführt, dass wir uns um unser Dorf kümmern müssen – und wollen! 

„Denkmale sind identitätsstiftend“, heißt es immer, „sie geben Heimat“ – wie wahr! Doch Denkmale sind nicht selbstverständlich für alle Ewigkeit da – sie brauchen Fürsorge. Der Zustand unseres Kirchturms hat uns klargemacht, wie wichtig das ehrenamtliche Engagement direkt vor unserer Haustür ist. 

So begannen wir im Sommer 2017, den Förderverein „Dorfkirche und Anger Breitenfeld“ zu gründen. Im Juni 2019 wurden wir nach einigen verwaltungstechnischen Hürden eingetragen und als gemeinnützig anerkannt. Diesem Vorhaben, der gemeinsamen Fürsorge für unsere Kirche und das Dorf, haben sich viele angeschlossen, unabhängig von Glaube und Konfession. Beruflich decken wir eine große Bandbreite ab – so haben alle ihre Aufgabe als Zahnrädchen im großen Getriebe. 

Unser Verein hat es sich zum Ziel gesetzt, zunächst die Sanierung der Dorfkirche finanziell und auch mit Baueinsätzen unter fachkundiger Anleitung zu unterstützen. Mit Konzerten, Lesungen und Filmabenden möchten wir außerdem die Kirche (sobald dies hoffentlich bald wieder möglich ist) für alle öffnen und einen Beitrag zum kulturellen Leben in unserer Region leisten. Kirchenführungen für Groß und Klein soll es geben; eine „Kirchen-Schatz-Suche“ ist in Vorbereitung, um besonders für Kinder die Details unseres wunderbaren Kirchleins mit seiner Geschichte sichtbar zu machen und erklären zu können. „Sehen lernen“, so nannte es der Denkmalpfleger Gottfried Kiesow – denn was wir kennen und wissen, das möchten wir nicht verlieren und schützen es.

Kabinettscheiben mit Glasmalerei von 1686

Ein Apfelfest haben wir 2019 erstmalig gefeiert: auch die historischen Apfelsorten unserer Region sind ein fast vergessenes kulturelles Erbe. Im Sommer 2020 mussten wir wegen Corona auf Veranstaltungen verzichten – unser Jahresprojekt war deshalb neben Baueinsätzen an der Kirche das Anpflanzen von „Blühstreifen“ im Dorf, um einen Beitrag für den Erhalt der Artenvielfalt und gegen das Insektensterben zu leisten.

Zurück zum Bauablauf: Die Sanierung unserer Dorfkirche konnte beginnen, als wir im Mai 2019 dank der Unterstützung durch die Bundestagsabgeordnete Dagmar Ziegler den Zuwendungsbescheid über 35.000 Euro aus Bundesgeldern (BKM) erhielten. Die Planung, Ausschreibung und Bauleitung konnten wir ebenso wie die für jede Denkmal-Baustelle unverzichtbare Dokumentation, die bauhistorische und auch die holzschutztechnische Untersuchung durch Eigenleistung der Architekten im Förderverein ehrenamtlich beisteuern.

Dorfkirche Breitenfeld 2020 und 2018 (Vereinsgründung); Fotos: Jorinde Bugenhagen

Im Juni 2019 beauftragten wir den Glockensachverständigen Olaf Beckert aus Prenzlau. Dabei stellte sich heraus, dass unsere Glocke spätmittelalterlich und somit älter ist als unsere Kirche – woher sie stammt, möchten wir anhand der Archivunterlagen in Heiligengrabe herausfinden! Vor der Sanierung des Turmes wurde die Glocke samt Joch durch die Firma Walter instandgesetzt. Die Ausschreibung der Zimmererleistungen gewann Jens Kämmerer (Tischlerei Klopfholz). Mit viel Liebe zum historischen Bestand wurde die Tragstruktur des Turmes behutsam saniert und ist nun für die nächsten Jahrzehnte gerettet. 

Um die Jahrtausendwende war die historische Kirchentür durch einen Nachbau ersetzt worden – das ungeeignete Anstrichsystem hatte bereits zu so erheblichen Holzschäden geführt, dass ein erneuter Nachbau unumgänglich war. 

Schwierig war es, einen Tischler für einen so kleinen Auftrag zu finden! Im Rahmen der Ausschreibung erhielt schließlich der Holzrestaurator Ronny Stiegert den Auftrag, eine neue Eichentür nach historischem Vorbild zu bauen und mit langlebigen Leinölfarben zu streichen. Die historischen Beschläge werden natürlich wiederverwendet.

Nun steht noch die Aufarbeitung der historischen Fenster an. Mit ihren filigranen rautenförmigen Sprossen und drei aus der Bauzeit der Kirche erhaltenen Kabinettscheiben aus dem Jahr 1686 mit figürlicher Glasmalerei haben unsere Fenster nicht nur für uns, sondern auch kunstgeschichtlich hohen Wert. Von „Die FensterHandWerker“ (Volker und Florian Marten) erhielten wir ein Alternativangebot zur „Umstellung der Fenster auf Leinöl“ und haben uns entschlossen, für diese dauerhaft substanzsichernde konservatorische Maßnahme ein Musterfenster mit Konzeption für die übrigen Fenster in Auftrag zu geben. Dafür liegt uns nun das Angebot vor, das auch von den Denkmalbehörden als Musterprojekt empfohlen wird. 

Weihnachten 2019 in der Dorfkirche Breitenfeld; Foto: Harald Hortmann

Die übrigen vier Fenster sollen entsprechend des erarbeiteten Konzeptes von einer in der näheren Umgebung ansässigen Firma aufgearbeitet werden, die die Konservierung mit Leinöl erlernen möchte. Die Denkmalbehörden bestätigten uns, dass eine derart qualifizierte Firma in unserer Region dringend gebraucht werde. So möchten wir einen Beitrag leisten, diese historische Handwerkstechnik zur traditionellen Behandlung von Holzfenstern und -türen wieder in das Bewusstsein unserer Generation zurückzubringen. Interessierte Betriebe, Handwerker und Restauratoren können sich gerne schon jetzt bei uns melden!

Aufgrund der Mehrkosten entschieden wir uns, die Aufarbeitung der historischen Fenster aus dem ersten Bauabschnitt auszukoppeln und gesondert zu finanzieren. Ein Antrag auf Denkmalhilfe des Landes Brandenburg ist gestellt. Dass die Deutsche Stiftung Denkmalschutz uns bereits mündlich eine Förderung zugesagt hat, bestärkt uns darin, hier den richtigen Weg zu gehen. 

Mit diesem Projekt möchten wir auch andere Besitzer historischer Gebäude ermutigen, auf tradierte und nachhaltige Handwerkstechniken zu vertrauen. Gerne stehen wir beratend und unterstützend zur Verfügung!

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