Geleitwort

Liebe Freunde der brandenburgischen Dorfkirchen,
sehr geehrte Leserinnen und Leser,


am 4. Mai 1990 fanden sich im damaligen Klub der Kulturschaffenden in der Ostberliner Jägerstraße etwa dreißig Enthusiasten zusammen, um unter dem Motto „Gefährdete Kirchen. Retten – Erhalten – Nutzen“ einen Verein zu gründen, der seine Tätigkeit der Instandsetzung und Sanierung von Kirchenbauten im damals noch gar nicht wieder existierenden Bundesland Brandenburg widmet. Zwei Weltkriege, die wirtschaftliche Depression der Zwischenkriegszeit und 40 Jahre sozialistischer Mangelwirtschaft und Kirchenfeindlichkeit hatten ein schlimmes Erbe hinterlassen.


Das ist nun bereits dreißig Jahre her. Der Förderkreis Alte Kirchen Berlin-Brandenburg e.V. hat sich als wichtiger Akteur im Bereich der kirchlichen Denkmalpflege und als Bindeglied zwischen Amtskirche, staatlicher Denkmalpflege und bürgerschaftlichem Engagement einen guten Namen erworben. Unser Verein konnte zahlreiche konkrete Sanierungs- und Restaurierungsvorhaben mit insgesamt etwa zwei Millionen Euro an direkten finanziellen Zuwendungen unterstützen.
Fast einhundert Kirchbauvereine wurden mit einem Startkapital von jeweils 2.500 Euro in ihrer Gründungsphase unterstützt. Kirchengemeinden und örtliche Vereine haben in den Regionalbetreuern unseres Förderkreises kompetente Ansprechpartner.


Zusammen mit dem Verband der Musik- und Kunstschulen Brandenburg e.V. veranstaltet der Förderkreis Alte Kirchen seit zwölf Jahren die Konzertreihe „Musikschulen öffnen Kirchen“; auch in diesem Jahr finden rund 70 Benefizkonzerte mit jungen Musikerinnen und Musikern in zahlreichen Stadt- und Dorfkirchen statt. Auch mit dem Verein Theater in der Kirche e.V. verbindet uns eine gute und erfolgreiche Kooperation. Und schließlich ist der Förderkreis Alte Kirchen seit dem Jahr 2000 Träger des Projektes „Offene Kirchen“ in Brandenburg. Die gleichnamige Broschüre erscheint in diesem Jahr zum 20. Mal!


Ein weiteres Jubiläum findet im vorliegenden Heft Beachtung: Vor fünfundsiebzig Jahren endete der Zweite Weltkrieg, dessen letzte schwere Kämpfe an der Oder ausgefochten wurden. Tausende
fanden in den letzten Tagen des Krieges hier einen sinnlosen Tod, Dörfer und Städte wurden sinnlos zerstört. Auch zahlreiche Kirchengebäude waren zu Ruinen geworden. Erst nach 1990 war es möglich, viele von Ihnen zu sichern und zum Teil wieder aufzubauen. Möglich wurde dies oft durch das bewundernswerte Engagement der Bürger vor Ort. Wir ziehen eine Bilanz.


Wie jedes Jahr möchten wir Sie einladen, bei Ihren Besuchen „auf dem Lande“ auch die zahlreichen Kirchengebäuden in den Städten und Dörfern zu besuchen. Oft werden Sie überrascht sein, welcher Reichtum an Kunst und Geschichte sich hinter den auf den ersten Blick manchmal
unscheinbaren Kirchenmauern verbirgt. Ein ausführliches Verzeichnis aller offenen Kirchen in Brandenburg finden Sie auf unserer Internetseite www.altekirchen.de.


Zunehmende Säkularisierung, der demographische Wandel und fehlende Gelder machen es zunehmend schwerer, die Kirchenbauten im Land zu erhalten. Helfen Sie uns dabei!


Wir wünschen Ihnen einen guten Sommer, interessante Erkundungstouren zu den Kirchen der Mark Brandenburg und spannende Begegnungen mit den Menschen, die sich für ihre Bewahrung einsetzen.


Die Redaktion

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