Stadtpfarrkirche St. Marien Strausberg
Steckbrief
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15344 Strausberg | Märkisch-Oderland |
Frühgotische Feldsteinbasilika (Mitte 13. Jh.), mit gotischem Schnitzaltar und Gewölbemalereien, restaurierte Sauer-Orgel von 1929 | Von Mai bis Sept. Mo bis Fr 8 - 12 Uhr offen oder Schlüssel im Gemeindebüro. Führungen u. Turmbesteigungen sind nach Absprache jederzeit möglich, Anmeldung im Gemeindebüro, Tel. 03341-215541 |
Die evangelische Stadtpfarrkirche St. Marien in Strausberg (MOL)
Text: Philipp Schauer
Pfarrer Tilmann Kuhn sagt, St. Marien in Strausberg sei die größte Feldsteinkirche östlich von Berlin und möglicherweise sei sie mit Hilfe der Bauleute des Klosters Zinna im 13. Jahrhundert erbaut worden. Das Altertümliche der Kirche ist besonders gut im Turm und anhand dessen alten Treppenzugangs sowie in der eigentümlichen Einsiedlerzelle erlebbar, die vom Kirchenschiff aus zugänglich ist und dem Einsiedler die Teilnahme an den Gottesdiensten ermöglichte. St. Marien ist bekannt für seine Gewölbemalerei, die 1448 entstand und 1524 erneuert wurde. Sie zeigt im Chor u.a. den Weltenrichter, die Krönung Mariens, sowie musizierende Engel. Die Ranken im Kirchenschiff haben dem Gewölbe den Spitznamen „Himmelswiese“ eingebracht. Der prächtige Altar von 1520 zeigt Maria im Strahlenkranz. Aus dem 18. Jahrhundert. stammt die Kanzel, die – sehr evangelisch – mit biblischen Sprüchen verziert ist. Der Orgelprospekt von 1773 beherbergt eine Orgel von 1929 der Firma Sauer. Es gibt zwei anrührende Kindergrabsteine von ca. 1620. Die wichtigste Grabplatte – so Pfarrer Kuhn – ist aber die von Andreas Angelus, 1561-1598, dem Chronisten der Mark Brandenburg. Sein „Annales Marchiae Brandenburgicae“ ist besonders wertvoll, weil viele der von ihm benutzten Quellen heute nicht mehr vorhanden sind. Er war ein echter Strausberger: hier geboren, hier gestorben und nach vielen Stationen war er zuletzt auch Pfarrer in St. Marien.
Nun aber zum Renovierungsobjekt, das der Förderkreis Alte Kirchen mitunterstützt. Es ist ein vermutlich von Carl Gotthard Langhans, dem Erbauer des Brandenburger Tors, entworfenes, um 1784 erbautes Seitenportal. Es stammt nicht aus Strausberg, sondern vom 10 Kilometer entfernten Gut Garzau, das dem Soldaten und Kartographen Graf Friedrich Wilhelm Carl von Schmettau gehörte. Von Schmettau ist vor allem für die ersten präzisen Karten des Königreichs Preußen (270 Blätter) bekannt geworden, die er zwischen 1767 und 1787 gegen den Willen Friedrichs II. erstellte. Dieser meinte, sie würden Spionen das Handwerk erleichtern. Das Portal war der Eingang zu seiner heute wieder aufgebauten Grabpyramide. Innen gab es einen Vorraum und einen Hauptraum jeweils mit Opäum, einem runden Oberlicht wie im Pantheon in Rom. Gab es Bezüge zum Freimaurertum, für die das Licht als Symbol für Vernunft und Gottesnähe auch im Tode bedeutsam war? Von Schmettau überlegte es sich später anders, verkaufte Garzau 1802 um dann 1804 Schloss Köpenick zu erwerben. 1806 wurde er im Kampf gegen Napoleon in der Schlacht bei Jena und Auerstedt tödlich verwundet und in Weimar begraben. Das Portal wurde 1815 von dem damaligen Inspektor des Strausberger Landesarmenhauses und wohl Superintendenten F.W. Haberkorn erworben und als Seitenportal der Marienkirche aufgebaut. Auch der kleine, runde Vorraum mit Opäum wurde nachgebildet. In Erinnerung daran ist der Buchstabe „H“ und die Jahreszahl im Tympanon eingemeißelt. Das Portal und der Vorraum sind nun dringend renovierungsbedürftig. Die Gemeinde bittet um Spenden, um die gestiegenen Kosten für die Renovierung abzudecken.
Die Gemeinde in Strausberg hat ca. 1400 Mitglieder und ist sehr aktiv. Es gibt nicht nur Gottesdienste, sondern auch Gesprächskreise, Seniorennachmittage, Bibelstunden, einen Chor, einen Posaunenchor und Pfadfinder. Strausberg liegt am nördlichen Jakobsweg, so dass Pilgergruppen betreut werden und man einen Stempel erhalten kann. St. Marien ist auch kultureller Mittelpunkt. Es gibt eine Konzertreihe „Aktuelle Musik“ und den „Strausberger Orgelsommer“. Die Stadt lohnt einen Ausflug – z.B. zum Besuch des Theaters „Die andere Welt Bühne“. Oder aber man schwimmt in den Seen, kehrt mit Seeblick ein oder besucht das Café„Tortenduft“. Im Herbst durchwandern die Pilzsucher die Wälder.
Weitere Informationen:
Adresse der Kirche: Predigerstraße 2, 15344 Strausberg
Ev. Kirchengemeinde St. Marien, Pfarrer Tilmann Kuhn, Tel.: 03341 215532 (Gemeindebüro), t.kuhn@ekkos.de, www.st-marien-strausberg.de
Spendenkonto: Förderkreis Alte Kirchen Berlin-Brandenburg e.V.
Evangelische Bank – IBAN: DE94 5206 0410 0003 9113 90
Verwendungszweck: Kirche Strausberg