Kirche Bad Saarow
Steckbrief
|
|
15526 Bad Saarow | Oder-Spree |
Schlichter neubarocker Saalbau von 1922 | Tagsüber in der Regel offen, Anmeldung für Führungen im Ev. Pfarramt, Tel. 033631-2285 |
Bis in das 20. Jahrhundert hinein war das 1463 erstmals urkundlich erwähnte Saarow ein eher unbedeutendes Dorf. Als Theodor Fontane 1881 „Eine Osterfahrt in das Land Beeskow-Storkow“ unternahm, war er von der wunderbaren Landschaft rund um den Schermützelsee äußerst angetan: „… über dem blauen Wasser wölbte sich der blauere Himmel, und zwischen den spärlichen Binsen, die das Ufer hier einfassten, hing ein ebenso spärlicher Schaum, der in dem scharfen Ostwinde beständig hin und her zitterte.“ Von dem Dorfe Saarow jedoch schien der märkische Wanderer etwas enttäuscht. „Wirklich in Saarow war nicht viel, und als ich mich davon überzeugt hatte, hielt ich mich auf den See zu …“.
Erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts blühte der Ort auf. 1905 nahm eine Dampfschifffahrtslinie den Betrieb auf dem Schermützelsee auf. Nur zwei Jahre später begann die Berliner Landbank AG, die das Gut Saarow käuflich erworben hatte, mit dem Bau einer Landhauskolonie am Nordufer, die das Dorf Saarow mit dem gegenüberliegenden Dorf Pieskow verband. Eine Badeanstalt eröffnete. In beiden Ortsteilen entstanden Bahnhöfe an der neu fertiggestellten Bahnstrecke von Fürstenwalde nach Beeskow. 1914 schließlich eröffnete das Moorbad Saarow und ab 1923 durfte sich der Ort „Bad“ Saarow-Pieskow nennen.
Innerhalb weniger Jahre hatte sich die Einwohnerzahl verdoppelt. Bad Saarow-Pieskow wurde zu einem beliebten Ausflugs- und Erholungsort für wohlhabende Berliner. Der damals berühmte Schauspieler Harry Liedtke baute sich mit seiner Frau Käthe Dorsch hier ebenso eine Villa wie der Boxer Max Schmeling.
Eine Kirche erhielt der Ortsteil Saarow erst recht spät. Fontane gibt in seinem Wanderbericht ein Gespräch wider, das er mit einem alten Mütterchen führte, das sich an der Saarower Dorfstraße vom Holzsammeln ausruhte. Auf die Frage des Dichters „Haben Sie denn auch `ne Kirche?“ bekommt er die Antwort „Nei. Wi möten nach Reichenwald.“ Erst 1922 entstand auf Initiative des Reichkanzlers a.D. Georg Michaelis ein Gotteshausnach Plänen des Architekten Emil Kopp, der bereits mehrere Gebäude im Ort projektiert hatte. Aufgrund der beginnenden Inflation fiel das Gebäude klein und bescheiden aus. Der Putzbau entstand im damals beliebten Heimatstil, der sich in den „Saarower Landhausstil“ gut einfügte. Statt eines repräsentativen Turmes erhielt die Kirche lediglich einen einfachen schiefergedeckten Dachreiter, der zwei Glocken aufnahm.
Den Innenraum überwölbt eine verputzte Tonnendecke. Altar, Kanzel und Taufe stammen aus der Bauzeit. 1948 schuf Hans-Joachim Schuke die Orgel mit fünf Registern im Manual, einem Register im Pedal und einer Pedalkoppel. Dem in der unmittelbaren Nachkriegszeit entstandenen bescheidenen Instrument wird eine erstaunliche Klangschönheit bescheinigt. Das bronzene Altarkreuz, bei dem die Figur Christi ausgespart ist, schuf 2008 der Künstler Paul Gnekow.
Für Besucher des Kurortes ist die Bad Saarower Kirche täglich geöffnet. Neben regelmäßigen Gottesdiensten finden Konzerte und Vorträge und derzeit coronabedingt auch andere Treffen in der Kirche statt. Im Jahr 2014 konnte die Außenhülle der Kirche umfassend instandgesetzt werden. Nun soll die Sanierung des Innenraumes folgen. Neben der Überarbeitung des bestehenden Inventars werden in der Kirche eine Teeküche und ein kleiner Sanitärraum entstehen. Zum 100. Jubiläum des Kirchengebäudes 2022 sollen die Arbeiten abgeschlossen sein. Im Februar beschloss der Vorstand des Förderkreises Alte Kirchen, die Sanierungsarbeiten finanziell zu unterstützen.
Weitere Informationen: Ev. Kirchengemeinde Bad Saarow-Pieskow; Pfarrerin Anemone Bekemeier; Kirchstraße 9; 15526 Bad Saarow; Tel.: 033631-2285; Mail: kirchengemeinde.badsaarow@ekkos.de