Ev. Stadtkirche Greiffenberg
Diese Kirche ist nicht offen. Steckbrief
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16278 Angermünde OT Greiffenberg | Uckermark |
Barocker Putzbau von 1723/24; Kanzelaltar (1725); Sandsteintaufe (Ende 16. Jh.); Orgel von Johann Michael Roeder (1742); Figurengrabsteine und Wappenschild der Familie von Sparr. |
Die Nachricht kam Anfang des Jahres 2017 völlig überraschend: Die Glocken der Kirche im uckermärkischen Greiffenberg durften nicht mehr geläutet werden. Bei einer Baubegehung waren massive Schäden durch den Echten Hausschwamm festgestellt worden, was Reparaturarbeiten notwendig erscheinen ließ. Was zunächst jedoch nach einer bloßen Sicherheitsmaßnahme aussah, erwies sich als mittlere Katastrophe: „Dass der hoch über dem Berg aufragende Turm überhaupt noch dem Wind standgehalten hat, grenzt an ein Wunder.“ berichtete im September 2019 die Märkische Oderzeitung. Das ganze Ausmaß der Schäden trat erst zutage, als die Sanierungsmaßnahmen bereits begonnen hatten und die Fachleute erstmals Einblick hinter die Verschalungen und Bretterverkleidungen der Turmkonstruktion nehmen konnten. Balkenköpfe lagen nicht mehr auf dem Mauerwerk auf, Holznägel fehlten, ganze Verbindungen hatten ihren Geist aufgegeben. Ganze Konstruktionsteile waren völlig vom Schwamm zerfressen. In den vergangenen einhundert Jahren war bei notwendigen Instandsetzungen immer nur notdürftig geflickt worden. Mit Blick auf die erforderlichen Mehrkosten war die ursprüngliche Kostenkalkulation zur bloßen Makulatur geworden.
Der Name Greiffenberg, erstmals 1261 als Städtchen („Civitas“) urkundlich erwähnt, weist auf eine Gründung durch das pommersche Herrschergeschlecht der Greifen hin. Nach mehrfachem Wechsel der Landesherrschaft verblieb Greiffenberg erst 1446 bei Brandenburg. Kirchlich gehörte der Ort weiterhin zum pommerschen Bistum Kammin. Bis zur Eingemeindung nach Angermünde im Jahr 2003 besaß der heute nur etwa 700 Einwohner zählende Ort das eigenständige Stadtrecht.
Die Kirche, ein einfacher barocker Putzbau mit einem schiefergedeckten Turm über dem Westteil entstand in den Jahren 1723-24 auf einem steilen Hügel inmitten des Ortes. Inwieweit sich hinter den verputzten Außenmauern mittelalterliche Bausubstanz eines Vorgängerbaus befindet, kann derzeit nicht beantwortet werden. Auch die Ausstattung ist vom Barock geprägt: Der hölzerne Kanzelaltar, dessen Schalldeckel von einem Gottesauge inmitten einer Strahlengloriole geschmückt ist, stammt aus der Bauzeit. Etwas älter, und damit aus dem Vorgängerbau stammend, ist die sechseckige Sandsteintaufe mit qualitätsvoll gearbeiteten Reliefs, die biblische Szenen zeigen. Die Orgel wurde 1742 vom Berliner Instrumentenbauer Johann Michael Röder gefertigt, einem Zeitgenossen Joachim Wagners. 1967 erfolgte eine Restaurierung durch die Potsdamer Firma von Alexander Schuke. Derzeit ist die Orgel zwar spielbar, bedürfte jedoch aufgrund ihrer Bedeutung dringend einer Nachrestaurierung. In der südlichen Vorhalle blieben mehrere Grabsteine der Patronatsfamilie von Sparr erhalten, darunter ein sehr schön erhaltener Figurengrabstein des Ehepaars Otto und Anna von Sparr aus dem Jahr 1576.
Im vergangenen Jahr 2019 wurde mit der Instandsetzung des Greiffenberger Kirchturms begonnen. Rund 13 Meter der oberen Turmspitze mit Laterne und Helm mussten abgetragen werden. Da sogar die Deckenbalken unterhalb der Turmkonstruktion ausgetauscht werden mussten, wurde die Orgel ausgebaut und vorübergehend sicher eingelagert. Auch die Turmuhr wurde ausgebaut; die großen Zifferblätter stehen zwischen den Kirchenbänken. Da wie bereits erwähnt die Schäden am Turmfachwerk weitaus größer waren als gedacht, musste die Instandsetzung in zwei Bauabschnitte aufgeteilt werden. Um einen Teil der zusätzlichen Kosten aufzubringen, entschloss sich die Kirchengemeinde schweren Herzens, den schönen und liebgewonnenen Pfarrhof zu verkaufen und den Erlös als Zwischenfinanzierung für die Sanierung einzusetzen. Ebenfalls notwendige Sanierungsarbeiten an anderen Kirchen des Pfarrsprengels wurden mangels Finanzen notgedrungen erst einmal zurückgestellt. Greiffenberg besitzt eine recht aktive Kirchengemeinde. Das Kirchengebäude wurde neben regelmäßig stattfindenden Gottesdiensten auch für Konzerte und andere Veranstaltungen genutzt. Der Förderkreis Alte Kirchen beteiligte sich an der Finanzierung des ersten Bauabschnittes mit einem Zuschuss aus den Erlösen seiner Stiftung Brandenburgische Dorfkirchen und wird auch in diesem Jahr finanzielle Unterstützung leisten. Zusätzlich ist jede Spende herzlich willkommen!