Dorfkirche Wollenberg
Steckbrief
|
|
16259 Höhenland-Wollenberg | Märkisch-Oderland |
Feldsteinbau des 13. Jh., Kanzel von 1608 | Schlüssel bei Paul Lutter, Dorfstr. 9a, Tel. 033454-4058 |
Wollenberger Dorf-Kulturverein e.V. Dorita Traub Dorfstraße 1 16259 Höhenland E-Mail: mail@wollenberger-dorf-kulturverein.de |
|
Dorfkirche Wollenberg
Dorfkirche des Monats Oktober 2014
Als am 19. September in Garrey (Potsdam-Mittelmark) Vertreter von fünf Initiativen den jährlich vom Förderkreis Alte Kirchen vergebenen Förderpreis „Startkapital für Kirchen-Fördervereine“ – einen symbolischen Scheck über jeweils 2.500 Euro – entgegennehmen durften, gehörte auch der Förderverein Feldsteinkirche zu Wollenberg zu den glücklichen Gewinnern.
Die Wollenberger Kirche ist ein Granitquaderbau aus der Mitte des 13. Jahrhunderts, der von einer Feldsteinmauer umgeben ist. Um 1790 wurde der verbretterte Fachwerkturm aufgesetzt, der eine Schieferdeckung trägt. Zur selben Zeit erfolgten größere Umbauarbeiten am Kirchengebäude, bei denen auch die jetzt noch sichtbaren rundbogigen Fenster in den Seitenwänden des Kirchenschiffes entstanden. Die drei schmalen Lanzettfenster im Ostgiebel hingegen sind noch aus der Bauzeit.
Die gut erhaltene, einheitliche Ausstattung stammt aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Der mit Rankenwerk und korinthischen Säulen geschmückte hölzerne Altaraufsatz wurde laut Inschrift im Jahr 1608 geschaffen. In der Predella findet der Betrachter – wie es sich für ein protestantisches Retabel gehört – eine Darstellung des Abendmahls, im Hauptfeld ist eine später eingesetzte Kreuzigungsszene zu betrachten, die wiederum im Giebel vom Auge Gottes und schließlich von einem Bildnis des auferstandenen Christus bekrönt wird. Über der Kreuzigung steht in goldener Schrift der Bibelspruch: „Sihe daß ist Gottes Lamm daß der Welt Sünde trägt. Joh. 1. V. 29.“ Zeitgleich mit dem Altaraufsatz entstand die an der Nordwand befindliche Kanzel, deren Aufbau jedoch vermutlich in jüngerer Zeit verkürzt worden ist. In den Brüstungsfeldern finden sich gemalte Darstellungen der vier Evangelisten. Den Zugang zur Kanzel bildet das ehemalige Pfarrgestühl, das vielleicht auch als evangelischer Beichtstuhl diente. Ein über der Tür des Kanzelaufgangs angebrachter Posaunenengel mahnt den Prediger gleichsam, die Verkündigung des Gotteswortes mit Ernst und vielleicht auch mit einer gehörigen Portion Pathos zu betreiben. An den Brüstungen und Rückwänden zweier Patronatslogen an der Südwand des Kirchenschiffes künden adlige Familienwappen von der häufig wechselnden Patronatsherrschaft in Wollenberg. Die einmanualige Orgel auf der Westempore – unter der in den siebziger Jahren eine sogenannte Winterkirche eingebaut wurde – schuf die Berliner Orgelbaufirma der Gebrüder Dinse im Jahr 1885. Das Instrument befindet sich, bis auf die bereits im Ersten Weltkrieg konfiszierten Prospektpfeifen, weitgehend im Originalzustand; leider wird es nur selten gespielt. Im Turm schließlich hängt eine der ältesten Glocken der Region, gegossen bereits im Jahr 1488.
So viel zur kurzen kunsthistorischen Beschreibung der Wollenberger Kirche. Leider jedoch weist das Gebäude mittlerweile gravierende Bauschäden auf: Die Balkenkonstruktion des Dachstuhls ist im Gesimsbereich in voller Länge des Kirchenschiffs verfault. Weil dadurch die Konstruktion insgesamt nicht mehr tragfähig ist, wird das Mauerwerk nach außen gedrückt, was inzwischen zu gefährlichen Rissbildungen des Feldsteinmauerwerks geführt hat. Auch die Holzkonstruktion des Turms ist schadhaft; der Turmaufsatz erhebt sich sichtbar schief aus dem Kirchendach. Zudem führte das im Laufe der Zeit höher gewachsene Geländeniveau um das Gebäude zu einer Feuchtigkeitsbelastung des Sockels, die langfristig den gesamten Bau schädigt.
Im Frühjahr 2013 gründete sich unter der Mithilfe des Förderkreises Alte Kirchen in Wollenberg ein Förderverein, der die Kirchengemeinde „Hoher Barnim“, zu der das Dorf gehört, bei der Vorbereitung der notwendigen Instandsetzung unterstützen möchte. Ein erstes Baugutachten liegt vor. Von der darin angegebenen hohen Summe für eine umfassende Sanierung will man sich nicht abschrecken lassen. Anträge werden gestellt und gleichzeitig ist man bemüht, Geld für den bei jeder Förderung notwendigen Eigenanteil zu sammeln. Dazu veranstaltet der Förderverein Konzerte, Lesungen, Vorträge und Dorffeste sowie im vergangenen August erstmals eine „Radposaunenfahrt“. Zudem scheint das Engagement der zum großen Teil konfessionell nicht gebundenen Vereinsmitglieder auch die Kirchengemeinde motiviert zu haben: Während seit einiger Zeit keine Wollenberger mehr im Gemeindekirchenrat vertreten waren, stellten sich im vergangenen Jahr drei Gemeindeglieder erfolgreich zur Wahl.
Bis eine komplette Instandsetzung der Wollenberger Kirche möglich ist, wird es noch einen langen Atem brauchen. Ein erfolgversprechender Anfang jedoch ist gemacht. Nach seinen Möglichkeiten wird auch der Förderkreis Alte Kirchen weiterhin gern seine Unterstützung geben!
Weitere Informationen: Förderverein Feldsteinkirche zu Wollenberg e.V.; Vorsitzender: Siegfried Zschärlich; Dorfstr. 14 a; 16259 Höhenland / OT Wollenberg; Mail: mail@feldsteinkirche-wollenberg.de
Zum Weiterlesen: Märkische Onlinezeitung vom 10. Dezember 2014: Kirchensanierung vor dem Start Märkische Onlinezeitung vom 14. Juni 2016: Neue Balken als Basis des Turms Märkische Onlinezeitung vom 26. August 2016: Wollenberger Kirchturm bekrönt KiBa-Kirche des Monats Januar 2017 MOZ.de vom 21. Juli 2018: Ritzungen täuschen Ziegelsteine vor MOZ.de vom 09. September 2018: Alte Feldsteinkirche erstrahlt in neuem Glanz