Dorfkirche Warchau

Diese Kirche ist nicht offen.
Steckbrief
14789 Wusterwitz OT Warchau Potsdam-Mittelmark
Spätromanischer Feldsteinbau, Anfang 13. Jahrhundert, Fachwerkturm von 1727, Reste von Wandmalereien. Neugotischer Altaraufsatz, restauriertes Gemälde "Madonna mit schlafendem Kind" nach Guido Reni.
Förderverein Warchauer Dorfkirche (Taufkirche von Eberhard Bethge) e.V.
Dr. Eckhardt Hamann
Warchauer Dorfstraße 57
14789 Rosenau
033839 - 797 68
0151 - 5914 1093
pfp.hamann@gmail.com

Homepage des Fördervereins

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    Dorfkirche Warchau
    Dorfkirche des Monats März 2021

    Nach Warchau kommt der Besucher nicht zufällig. Von Brandenburg an der Havel nach Ziesar fahrend, gilt es hinter Wusterwitz auf eine unscheinbare Landstraße einzubiegen, bevor man nach etwa zwei Kilometern das Dorf erreicht. Bald hinter dem Ort beginnt dann schon Sachsen-Anhalt. Die erste urkundliche Erwähnung von „Warchowe“ geht auf das Jahr 1365 zurück. Seit 2001 ist Warchau ein Teil der neu formierten Gemeinde Rosenau.

    Am 28. August 1909 wurde in Warchau Eberhard Bethge, der enge Freund und spätere Biograph Dietrich Bonhoeffers, als Sohn des dortigen Pfarrers geboren. Nur knapp zwei Jahre später zog die Familie ins benachbarte Zitz, wo Eberhards Vater eine neue Pfarrstelle übernahm. An Warchau erinnerte sich Eberhard Bethge später in seiner Autobiographie hauptsächlich an die ungeliebten Besuche bei seinem Taufpaten, dem Rittergutsbesitzer und Kirchenpatron von Britzke, im Warchauer Herrenhaus. Aber, so Bethge: „Den Geburtsort wird man nicht los.“

    Die Warchauer Kirche ist ein vermutlich bereits aus dem Beginn des 13. Jahrhunderts stammender spätromanischer Feldsteinbau mit eingezogenem Chor und Apsis. Der bescheidene Fachwerkturm mit Zeltdach entstand 1727. Einige der kleinen romanischen Fenster und die südliche Priesterpforte sind noch im ursprünglichen (rundbogigen) Zustand erhalten, auf der Südseite jedoch wurden die meisten Öffnungen rechteckig vergrößert.

    Kirchenschiff und Chor besitzen flache Holzbalkendecken; zwischen beiden Räumen blieb der rundbogige Triumphbogen erhalten. Im Chor und in der Apsis finden sich umfangreichere Reste romanischer Wandmalerei, die im 19. Jahrhundert ergänzt wurde. Der schlichte neugotische Altaraufsatz kam um 1900 in die Kirche. Die hölzerne Kanzel, deren Korb von einer Mosesfigur getragen wird, entstand 1720. Leider wurden Verzierungen der Kanzel, die als besonders vorzüglich beschrieben werden, bei einem Kircheneinbruch im Jahr 1974 ebenso entwendet wie die Figuren eines mittelalterlichen Schnitzaltars, dessen Schrein an der Westempore befestigt ist. Ein hölzernes Epitaph mit einem Gemälde der Kreuzigung und der Familie der Entschlafenen erinnert an die 1716 verstorbene Maria Brietzke. Über ein italienisches Madonnengemälde, das heute über dem Nordeingang hängt, soll gleich noch berichtet werden.

    Die Apsis und der Apsisbogen sowie das darüber liegende Giebeldreieck des Chores sind akut sanierungsbedürftig; breite Risse ziehen sich durch das Mauerwerk. Immerhin konnte der Turm in den 1990er Jahren saniert werden. Der letzte hier stattfindende Gottesdienst liegt bereits etliche Jahre zurück. Einer Instandsetzung des Gotteshauses stand der Gemeindekirchenrat lange skeptisch gegenüber: „Wozu soll man eine Kirche für viel Geld sanieren, die dann in der Landschaft rumsteht ohne Bedeutung?“ hieß es.

    Doch inzwischen hat sich in Warchau einiges getan: Auf Initiative des Münsteraner emeritierten Pfarrers Günter Neuhaus fand aus Anlass des 100. Geburtstages von Eberhard Bethge eine Gedenkveranstaltung in der Kirche des benachbarten Dorfes Zitz statt. Anschließend wurde vor dem ehemaligen Pfarrhaus in Warchau, Bethges Geburtshaus, eine Erinnerungs-Stele enthüllt. Seitdem finden in Zitz jährlich Bethge-Tage statt – 2019 erstmals teilweise in Warchau mit der Enthüllung einer Tafel an die hier stattgefundene Taufe Eberhard Bethges.

    Kirchen (FAK) lasen Altbischof Wolfgang Huber und seine Frau Kara im Fontane-Jahr 2019 hier aus einem seiner Romane. Der Regionalbetreuer des FAK für die Region, Hans Tödtmann, organisierte die Restaurierung des bereits erwähnten wertvollen Madonnengemäldes, das als Kopie eines Bildes des italienischen Renaissance-Malers Guido Reni (1575-1642) identifiziert werden konnte. Der Förderkreis konnte durch eine Spendenaktion einen wesentlichen Beitrag zur Finanzierung beisteuern. Nach seiner Rückkehr war das zuvor arg beschädigte Gemälde kaum wieder zu erkennen.

    Im Sommer dieses Jahres sollen nun, nach planerischen Vorarbeiten der Brandenburger Architektin Heidrun Fleege, erste Sicherungs- und Instandsetzungsarbeiten an der Apsis beginnen, wofür der Förderkreis Alte Kirchen wiederum einen Zuschuss zur Verfügung stellen konnte. Gewiss, dies ist erst der Anfang. Wir hoffen jedoch, dass weitere Schritte folgen, um diesen geschichtsträchtigen und kunsthistorisch wertvollen Ort zu erhalten und hoffentlich auch wieder zu einem lebendigen Ort der Gemeinde zu machen.

    Weitere Informationen: Pfarramt Wusterwitz; Hauptstr. 30; 14789 Wusterwitz; Tel.: 033839-448; Mail: ekm-wusterwitz@gmx.de.