Dorfkirche Vichel
Steckbrief
|
|
16845 Temnitztal OT Vichel | Ostprignitz-Ruppin |
Backsteinbau des 19. Jh., an italienischen Vorbildern orientiert | Besichtigung über Jens Leppin, Dorfstr. 31, Tel. 0176-44462007, www.foerderverein-vicheler-dorfkirche.de |
Dorfkirche Vichel
Dorfkirche des Monats Juni 2007
Das Dorf Vichel, in einer reizenden Landschaft am Rande des Rhinluchs gelegen, hat seine ursprüngliche Form als Rundlingsdorf weitgehend erhalten. Das Gutshaus, ein repräsentativer zweigeschossiger Putzbau in der Art einer italienischen Landvilla, entstand in seiner heutigen Form etwa 1850; gegenwärtig laufen Sanierungsarbeiten. Zeitgleich wurde hinter dem Gutshaus ein beeindruckender Landschaftspark angelegt, der auf eine barocke Gartenanlage zurückgeht.
Das Patronat für Vichel und die umliegenden Dörfer hatte bereits seit dem 15. Jahrhundert die Familie von Quast. Ihr bedeutendster Vertreter, Ferdinand von Quast, wurde 1843 von König Friedrich Wilhelm IV. zum Generalkonservator der Kunstdenkmäler des preußischen Staates berufen und gilt als Begründer der institutionellen Denkmalpflege in Brandenburg und Preußen. Herrenhaus und Park tragen seine Handschrift.
Ferdinand von Quasts Vorliebe für die italienische Architektur ist auch an der Vicheler Dorfkirche zu erkennen, die 1867, vermutlich nach seinen Plänen, entstand. Der Backsteinbau auf kreuzförmigem Grundriss ist einer der repräsentativsten der Region und orientiert sich in seinem romanisierenden Rundbogenstil an der Architektur Norditaliens.
Erst vor wenigen Jahren wurden Reparaturarbeiten am Dach durchgeführt. Stolz leistete sich die Kirchengemeinde auch neue farbige Chorfenster. Dies jedoch sollte dem Gebäude zum Verhängnis werden. Unbemerkt nistete bereits seit längerem der Schwamm in der Kirche; durch den Luftzug der zerbrochenen Fenster konnte er jedoch nicht ausbrechen. Nun musste binnen kürzester Zeit die frisch renovierte Kirche wieder geschlossen werden. Inzwischen haben die Pilzgeflechte des Echten Hausschwamms fast die gesamte Dachkonstruktion zerfressen, Wände, Orgelempore und Einbauten sind von dem Holzschädling befallen.
Als ein sofort in Auftrag gegebenes Gutachten eine sechsstellige Summe für notwendige Sicherungs- und Instandsetzungsarbeiten nannte, herrschte erst einmal Resignation und Hoffnungslosigkeit in Vichel.
Doch seit einigen Monaten hängt vor dem Kirchengebäude ein großes Plakat mit der trotzigen Aufschrift „Unsere Kirche soll im Dorf bleiben!“. Anfang dieses Jahres gründete sich ein Förderverein, der den weiteren Verfall nicht hinnehmen will. Erste Veranstaltungen wurden organisiert, Spenden gesammelt, Besucher durch die Kirche geführt und immer neue Anträge geschrieben. Die Kirchengemeinden im Pfarrsprengel solidarisierten sich und sagten zu, ihre gesamten Baurücklagen für Vichel zur Verfügung zu stellen. Eine solche Entscheidung ist nicht selbstverständlich, bedeutet dies doch, dass in den anderen Dörfern auf Jahre hin keine Bauprojekte realisiert werden können.
Noch fehlen etliche Tausend Euro, doch ein entscheidender Anfang ist gemacht.
In Vichel und Umgebung haben sich in den letzten Jahren mehrere gut gehende Ökobetriebe etabliert. Neue Menschen sind hierher gekommen. Das Dorf hat Zukunftsperspektiven. Und Zukunftsperspektiven, da sind sich alle einig, hat auch das Kirchengebäude.
Weitere Informationen über: Claudia Pirch-Masloch, Tel.: (03 39 28) 9 07 10
Zum Weiterlesen: Märkische Allgemeine vom 15. November 2007: Rasche Rettung Märkische Allgemeine vom 23. Mai 2008: Kirchensanierung in Vichel geht voran Märkische Allgemeine vom 06. Oktober 2008: Dank unermüdlicher Vicheler ist das Gotteshaus gerettet Mitteilungsblatt Dezember 2008: Trotzreaktion ñ mit viel Engagement gegen Mutlosigkeit und Schwamm Märkische Allgemeine vom 13. Mai 2009: Sanierung der Vicheler Kirche geht weiter: Glocken funktionieren wieder Märkische Allgemeine vom 23. September 2009: Nach Jahrzehnten des Stillstands soll in der nächsten Woche die Vicheler Kirchturmuhr wieder schlagen Märkische Allgemeine vom 29. April 2010: Schwammsanierung in der Vicheler Dorfkirche geht weiter Märkische Allgemeine vom 13. April 2011: Vor dem Abriss bewahrt Die-Mark-Online vom 09. Mai 2011: Vicheler Dorfkirche empfing niederländische Delegation