Dorfkirche Tuchen
Steckbrief
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16230 Breydin OT Tuchen | Barnim |
Fachwerkbau von 1711/18 in kommunaler Trägerschaft, rest. 1998 | Di 13 -15 Uhr offen |
Fachwerkkirche Tuchen e.V. Jörg Schiele 16230 Breydin OT Tuchen Kirchstr. 12 Tel./Fax: 03 34 51 - 6 30 17 E-Mail: kirche@fachwerkkirche-tuchen.de |
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Dorfkirche Tuchen
Dorfkirche des Monats Februar 2011
Im Jahre 1711 schrieb der Biesenthaler Amtmann Neuendorf einen Brief an den preußischen König Friedrich I., in dem es unter anderem hieß: „Ihre Königliche Majestät in tiefster Demut und Untertänigkeit vermöge meines Amtes, wie dass die Kirche Tuchen unter Ihro Amte Biesenthal gelegen, in solchem miserablen Zustande, dass darinnen ohne Lebensgefahr dem lieben Gott unmöglich mehr kann gedienet werden, weil sie altershalben augenblicklich dem Einfall drohet.“
Die hier beschriebene Tuchener Kirche war ein mittelalterlicher Feldsteinbau, der sich mehr als sechzig Jahre nach dem Ende des schrecklichen Dreißigjährigen Krieges noch immer in einem erbarmungswürdigen Zustand befand. Der König ließ sich erweichen und gab einen Zuschuss in Höhe von 25 Talern. Beim Abriss der alten Kirche wurde das lange vermisste und vermutlich in den Kriegswirren versteckte „Kirchen=Käßgen“ gefunden, das immerhin 23 Taler enthielt. Eine Jahreszahl in der alten Wetterfahne lässt vermuten, dass der Kirchenneubau in Tuchen erst 1718 abgeschlossen war. Entstanden war ein einfacher Fachwerkbau mit westlichem Turmaufsatz und einer polygonalen Apsis. Auch die Ausstattung des Kirchenraumes entstand zu dieser Zeit neu. Ein älterer Inventarband erwähnt einen „hübschen Kanzelaltar“ von 1718, den „Torso eines Taufengels“ von 1711 sowie ein „Pastorenbildnis“ von 1736. Leider blieb im Innenraum der Tuchener Kirche nichts davon bis heute erhalten.
Im Jahre 1856 wurde das Kirchengebäude umfassend instandgesetzt. Ein gutes Jahrhundert später jedoch musste es 1973 wegen Baufälligkeit geschlossen werden. Nachdem bereits über den Abriss des maroden Fachwerkbaus diskutiert wurde, brachte ein Herbststurm 1990 das Kirchenschiff zum Einsturz, so dass das Schicksal der Tuchener Kirche endgültig besiegelt schien. Doch es kam anders. Die Kommune beschloss, die Kirche in ihr Eigentum zu übernehmen und sie als „Begegnungszentrum für die Gemeinde und über ihre Grenzen hinaus“ zu nutzen. Bereits 1994 konnte Richtfest und schließlich der Abschluss der Sanierung von Kirchturm und Kirchenschiff gefeiert werden. 1997 erfolgte der endgültige Eigentümerwechsel, wobei die Kirchengemeinde ein Nutzungsrecht behielt. Schließlich erfolgte 1998 die Sanierung des Innenraumes mit dem Einbau einer modernen Heizung. Als Trägerverein gründete sich Fachwerkkirche Tuchen e.V., der bis heute hier ein vielfältiges Veranstaltungsprogramm anbietet. Zudem präsentiert sich die Kirche als Außenstelle des Standesamtes Biesenthal-Barnim und wird gern und regelmäßig als „Hochzeitskirche“ genutzt. Etwa 60 Eheschließungen jährlich finden hier inzwischen statt. In Absprache mit dem evangelischen Pfarramt in Heckelberg ist es möglich, standesamtliche und kirchliche Trauung nacheinander vorzunehmen.
Gegenwärtig lohnt der Besuch der Fachwerkkirche noch aus einem ganz anderen Grund: Seit dem 16. Januar 2011 ist unter dem Titel „Wir von hier ñ Leben in Breydin“ in Tuchen eine ganz besondere Ausstellung zu sehen. Auf Initiative des Vereins Fachwerkkirche Tuchen fertigte der Bernauer Fotograf Frank Günther Schwarzweiß-Fotos von Einwohnern der 1998 aus den Ortsteilen Tuchen, Klobbicke und Trampe neu gebildeten Gemeinde Breydin ñ Fotos von „Urgestein, Zugezogenen und Heimkehrern“, aufgenommen vor ihren Häusern. Immerhin achtzig Familien beteiligten sich an dem Projekt, dessen Zweck es auch sein sollte, sich in den Dörfern besser kennenzulernen und miteinander ins Gespräch zu kommen. Das scheint gelungen. Die Initiatoren sind selbst überrascht von der großen Resonanz, die die in der Tradition August Sanders stehenden künstlerischen Dokumentarfotos hervorrufen. Beim gemeinsamen Betrachten der Bilder begannen die Dargestellten damit, sich ihre Geschichten zu erzählen und diese schließlich aufzuschreiben. Nun wird schon über eine Möglichkeit der Veröffentlichung nachgedacht.
Die Ausstellung ist jeweils dienstags von 14 bis 17 Uhr und donnerstags von 10 bis 13 Uhr geöffnet. Weitere Informationen unter www.fachwerkkirche-tuchen.de. Einen Teil der Fotos finden Sie unter www.photographicum.de.
Zum Weiterlesen: Märkische Oderzeitung vom 26. Januar 2012: 700. Trauung in Fachwerkkirche