Dorfkirche Sternhagen
Steckbrief
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17291 Nordwestuckermark OT Sternhagen | Uckermark |
Feldsteinbau des 13. Jh. mit reicher barocker Ausstattung, Taufengel, älteste spielbare Wagner-Orgel der Uckermark (1736) | Schlüssel im Freizeitheim Sternhagen bei Thomas Willing, Tel. 039856-34900 |
Dorfkirche Sternhagen
Dorfkirche des Monats Juli 2009
Nach mehrjähriger Restaurierung durch die Alexander Schuke Orgelbau GmbH (Werder/Havel) wird am Sonntag, dem 5. Juli die Orgel von Joachim Wagner (1736) feierlich der Öffentlichkeit präsentiert.
Erstmalig erwähnt wird das Dorf „Styrenhagen“ in einer Urkunde des Markgrafen Otto aus dem Hause Wittelsbach von 1372. Das Kirchengebäude jedoch zeigt, dass der Ort wesentlich älter ist, der Bau entstand ñ wie die meisten uckermärkischen Feldsteinkirchen ñ in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts im Zuge der planmäßigen deutschen Besiedlung der Region. Nur ein oder zwei Generationen nach der Gründung zahlreicher neuer Ortschaften errichteten Bauhütten damals zahlreiche Kirchengebäude. Als Material dafür dienten die aus der letzten Eiszeit übrig gebliebenen Feldsteine, die im Überfluss (und kostenfrei) vorhanden waren. Von Beginn an waren neben den Pfarrstellen auch die Kirchengebäude mit Ackerland ausgestattet, den sogenannten Kirchenhufen, aus dessen Wirtschaftserträgen der Unterhalt der Kirchenbauten zu bestreiten war.
Gegenüber vergleichbaren Bauten der Umgebung ist die Sternhagener Kirche mit ihren Außenmaßen von zwölf Meter Breite und fast 32 Meter Länge wesentlich größer, was vielleicht darauf hinweist, dass dem Dorf bei seiner Gründung eine wichtige Rolle zugedacht war. Den Haupteingang bildet ein zweifach gestuftes Spitzbogenportal auf der Westseite. Ein im 18. Jahrhundert vermauerter Eingang wurde im Zuge der Instandsetzung vor einigen Jahren wieder aufgebrochen. Während die Fenster der Seitenwände barock überformt wurden, blieb im Ostgiebel die mittelalterliche Dreifenstergruppe erhalten. Über der westlichen Giebelwand erhebt sich ein verbretterter Dachturm mit geschwungener Haube. Als Zeitpunkt seines Entstehens nennt die Wetterfahne das Jahr 1707. Auf der Westseite des Turmaufsatzes zeigt eine historische Einzeigeruhr die Zeit an. In den Jahren 1997 bis 2001 wurde die Sternhagener Kirche unter der Bauleitung des Architekten Jörg Wappler umfassend saniert.
Der Innenraum, der von einer geraden Balkendecke geschlossen wird, enthält eine in ihrer Einheitlichkeit und Geschlossenheit heute seltene barocke Ausstattung.
In der Uckermark hatte der Dreißigjährige Krieg eine mächtige Spur der Verwüstung hinterlassen. Nach einem kurfürstlichen Revisionsprotokoll von 1687 lagen in Sterhagen (dreißig Jahre nach Kriegsende!) noch immer alle zwölf Bauerngüter mit 46 Hufen wüst, von den siebzehn Kossätenstellen waren nur fünf besetzt. Langsam nur erholte sich das Dorf wirtschaftlich, so dass es erst etliche Jahre später möglich wurde, auch die vermutlich arg in Mitleidenschaft gezogene Kirche wiederherzustellen. Die bereits erwähnte Balkendecke stammt inschriftlich aus dem Jahr 1713 und markiert wahrscheinlich den Abschluss der äußeren Bauarbeiten. Nun konnte die Familie von Arnim-Schönermark, die das Patronatsrecht innehatte, auch an die Gestaltung des Innenraumes gehen.
Der reich geschmückte Kanzelaltar entstand 1713. Jeweils zwei korinthische Säulen flankieren den Kanzelkorb, während der Schalldeckel von Vasen, Putti sowie von einer Strahlengloriole mit dem Symbol der Dreifaltigkeit bekrönt wird. Anders als in den meisten uckermärkischen Dorfkirchen, blieben in Sternhagen die Altarschranken erhalten, geschmückt mit Symbolen des Abendmahles und weiteren Sinnbildern. Eine schmiedeeiserne Sanduhr am Kanzelkorb sorgte dafür, dass der Pfarrer beim Predigen nicht die Zeit vergaß, zärtlich sich küssende Engelsköpfchen sorgten dafür, dass die Kanzelrede nicht zu streng ausfiel.
Rechts vom Altar steht, in Form einer neunfenstrigen Galerie, die Patronatsloge derer von Arnim. Als Bekrönung halten Posaune blasende Engel das reich verzierte Wappen der Familie. Weniger aufwändig gestaltet sind Pfarr- und Gemeindegestühl, stilistisch jedoch bilden sie mit der übrigen Ausstattung eine zeitliche Einheit.
Vervollständigt wird die theatralische Inszenierung des Kirchenraumes durch einen schön gearbeiteten Taufengel, geschaffen von Johann Christian Beuteler 1715. In der rechten Hand trägt der Engel eine Muschelschale, die das Taufbecken aufnimmt, die linke Hand hielt vermutlich ein nicht mehr vorhandenes Spruchband. Auf dem Dachboden ist die orginale „Wippe“ mit einem Steingewicht erhalten, über die der Engel zur Taufe herabgelassen werden konnte.
Erst 1857 wurde die ursprünglich für Gramzow geschaffene Orgel von Joachim Wagner hierher umgesetzt. Mit ihrem barocken Prospekt und dem wiedergewonnenen Klang der Entstehungszeit jedoch fügt sie sich wunderbar in einen der beeindruckendsten Kirchenräume der Uckermark ein.