Dorfkirche St. Nikolai Selbelang

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Steckbrief
14641 Paulinenaue OT Selbelang Havelland
Backsteinbau des 15. Jh. mit barockem Turm, Kreuzrippengewölbe, barocker Portikusaltar nach telefonischer Voranmeldung bzw. nach Absprache mit Erich oder Cathleen Ball, Tel. 033237-89358
Förderverein Kirche Selbelang e.V.
Erich Ball
Dorfstr. 12
14641 Paulinenaue OT Selbelang
Tel.: 03 32 37 - 8 93 58
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    Dorfkirche St. Nikolai Selbelang
    Dorfkirche des Monats März 2005

    Leider steht die Selbelanger Kirche etwas im Schatten jener nur etwa drei Kilometer entfernten Kirche zu Ribbeck. Während in letzterem Dorf ñ berühmt geworden durch den von Fontane besungenen und inzwischen mehrfach neu gepflanzten Birnbaum ñ regelmäßig Reisebusse halten, verirrt sich verhältnismäßig selten ein Besucher nach Selbelang. Dabei bietet das dortige Kirchengebäude manches Sehenswerte.

    Errichtet wurde der zunächst turmlose Ziegelbau im späten 15. Jahrhundert, die zahlreichen Tonlager der Region lieferten das Baumaterial. Der mit einer einfachen barocken Haube gekrönte Turm entstand 1749. Eine umfassende Renovierung im Jahre 1862 veränderte das Kirchengebäude wesentlich: Fenster und Portale wurden vergrößert, der Innenraum erhielt statt der bisherigen glatten Holzdecke ein vierteiliges Kreuzrippengewölbe.

    Interessantestes Ausstattungsstück ist, neben einer Orgel des Wagner-Schülers Friedrich Marx aus dem Jahre 1804, der barocke Kanzelaltar von 1717. Die Wiederverwendung der gotischen Schnitzfiguren des Vorgängeraltars aus der Bauzeit der Kirche zeigt, dass die Reformation in der Mark Brandenburg keineswegs mit einem Bildersturm verbunden war. Auch andernorts wurden „katholische“ bzw. „papistische“ Heiligenfiguren bedenkenlos in protestantische Altaraufbauten integriert und zum Teil durch veränderte Attribute umgedeutet. Dabei zeugt dieser Vorgang wohl weniger vom Mangel an qualifizierten Bildschnitzern in späterer Zeit als von einer Wertschätzung, die Kirchenpatron und Gemeinde den überlieferten Bildwerken entgegenbrachten.

    In Selbelang deutete man vier der Skulpturen durch Anbringen am Kanzelkorb zu Evangelisten um, eine weitere wurde im Mittelfeld des Kanzelkorbes durch Hinzufügung einer Weltkugel zur Christusfigur. Weitere Plastiken sind dank ihrer Beigaben als Apostel zu erkennen. Verschwunden ist leider die Figur der Heiligen Jungfrau aus dem ehemals der Maria geweihten Altar. Für sie fand sich wohl inmitten der protestantischen Ikonographie, noch dazu unter den Augen Martin Luthers, denn doch kein Platz mehr. Eine Darstellung des Reformators nämlich schmückt, flankiert von zwei „katholischen“ Engeln des Vorgängeraltars, den Schalldeckel der Kanzel.

    Interessant also ist der Selbelanger Altar nicht nur aus kunsthistorischer Sicht. Er erlaubt uns auch spannende Einblicke in die Volksfrömmigkeit vergangener Jahrhunderte. Eine Restaurierung im Jahre 1995 gab dem Kunstwerk seine originale Farbigkeit zurück.

    Heute weist die Dorfkirche von Selbelang leider akute Bauschäden auf: Durch Absenkungen des Grundwasserspiegels in den letzten Jahrzehnten ist der Baugrund des Kirchengebäudes unsicher geworden, die Fundamente von Turm und Choranbau senken sich ebenfalls ab. Große Risse sind sowohl im äußeren Mauerwerk als auch in den Fensterwölbungen im Inneren zu beobachten. Durch Feuchtigkeit sind die Sparrenfüße des Dachtragwerkes bereits erheblich fäulnisgeschädigt. Hinzu kommen Feuchtigkeitsschäden durch aufsteigende Nässe in den Wänden.

    Sicherungs- und Instandsetzungsmaßnahmen in absehbarer Zeit sind dringend geboten, um ein sakrales Denkmal zu retten, das zwar keinen berühmten Birnbaum besitzt, aber dennoch interessante Geschichten aus dem Havelland erzählt. Im März 2005 gründete sich der Förderverein Dorfkirche Selbelang e.V., der mittlerweile 18 Mitglieder zählt.


    Zum Weiterlesen: Märkische Allgemeine vom 29. November 2005: Bedrohliche Risse Märkische Allgemeine vom 23. Januar 2008: Rettung in letzter Minute Märkische Allgemeine vom 31. Dezember 2008: In der Selbelanger Dorfkirche haben jetzt die Handwerker das Sagen Mitteilungsblatt Dezember 2009: Die nächsten Zinsen für Selbelang Märkische Allgemeine vom 18. Oktober 2010: Förderkreis Alte Kirchen unterstützt die Selbelanger Kirchenretter mit neuerlicher Spende Mitteilungsblatt Dezember 2010: Neues von unserer Stiftung: Selbelang nun unter dichtem Dach Märkische Allgemeine vom 24. Mai 2013: So schön wie nie Märkische Allgemeine vom 19. Dezember 2016: Mission Kirchenrettung ist gelungen Märkische Allgemeine vom 09. April 2017: Selbelanger Luther und Rohrbecker Taufengel