Dorfkirche St. Marien Groß Kölzig
Steckbrief
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03159 Neiße-Malxetal OT Groß Kölzig | Spree-Neiße |
Feldsteinbau des 13. Jh., spätgotischer Schnitzaltar, vermutlich aus der ehem. Wallfahrtskapelle auf dem nahegelegenen Marienberg | Besichtigungen nach Terminabsprache mit dem Pfarramt der Ev. Kirchengemeinde Groß Kölzig, Tel. 035600-6356. |
Seit wenigen Tagen schützt ein von dicken hölzernen Balken getragenes Notdach über dem Portal der Groß Kölziger Dorfkirche Besucher und Passanten vor herabfallenden Mauerwerksstücken. Weitere Balken stützen die marode Außenwand der auf der Nordseite angebauten Logen und hindern im Innenraum des Anbaus die Decke am Einsturz.
Erstmals wird das Dorf Kolczig 1346 in einer Urkunde des Meißner Domstiftes als Pfarrdorf unter dem Erzpriester zu Forst erwähnt. Sowohl die Anlage des Dorfes als auch die Bauform der Kirche weisen jedoch darauf hin, dass die Ursprünge des Dorfes etwa einhundert Jahre früher liegen dürften.
Die spätgotische verputzte Feldsteinkirche St. Marien mit dreiseitigem Ostschluss und einer auffallenden Eckquaderung aus Raseneisenstein war vermutlich ursprünglich turmlos und wurde im Laufe der Jahrhunderte mehrfach erweitert. Der jetzige Westturm entstand erst 1879; das heutige Turmoberteil in Backstein mit einem Pyramidendach ersetzte einen um 1690 errichteten und marode gewordenen Fachwerkaufbau. An der Nord- und Südwand entstanden im 17. und 18. Jahrhundert vier Anbauten („Logen“); über der nördlichen Herrschaftsempore ist außen die Jahreszahl 1782 zu lesen.
Der Innenraum mit einer Flachdecke und einer weit vorgebauchten Westempore erhielt seine heutige Raumfassung bei einer Renovierung der Kirche im Jahr 1934. Der hölzerne Altaraufsatz wurde in seiner jetzigen Form 1785 aus verschiedenen Teilen zusammengesetzt. Der vom Ende des 17. Jahrhunderts stammende Hauptteil zeigt in guter protestantischer Manier „derbe Tafelbilder“ des Letzten Abendmahls und der Auferstehung Christi. Bekrönt wird das Retabel von einem kleinen spätgotischen Flügelaltar des frühen 16. Jahrhunderts. Im Mittelteil versammelt sich die heilige Familie um das Jesuskind, das auf einer Säule steht, während auf den gemalten Außenflügeln die „heilige Sippe“ die Darstellung ergänzt. Ursprünglich stand dieser Altar mit ziemlicher Sicherheit in der nahegelegenen Kapelle auf dem Marienberg, einem mittelalterlichen Wallfahrtsziel („zur „Buschmarie“, der „Muttergottes in der Heide“). Nach der Reformation wurde die Kapelle um 1560 als „Schlupfwinkel von Diebesgesindel“ abgebrochen. Der Kanzelkorb der Anfang des 18. Jahrhunderts entstandenen Kanzel ist mit Darstellungen von Christus, Moses und den vier Evangelisten geschmückt. Sowohl in der Turmhalle als auch auf dem umgebenden Kirchhof blieben barocke Grabsteine, unter anderem für Mitglieder der langjährigen Patronatsfamilie von Berge, erhalten.
Zum heutigen Groß Kölziger Kirchspiel gehören sechs Dörfer mit insgesamt etwa 320 evangelischen Gemeindegliedern. In besonderer Weise ist die Kirchengemeinde mit der Evangelischen Grundschule in Groß Kölzig verbunden. Die Gemeinde ist nicht nur Mitglied im Trägerverein der Schule; das Kirchengebäude bietet darüber hinaus immer wieder Raum für Schulgottesdienste, zu denen jeweils auch die Kirchengemeinde eingeladen ist. Gemeinsam wird jedes Jahr im Advent ein Gemeindefest gefeiert. Und ein Fest am Reformationstag bietet für die ganze Region Gelegenheit zu gegenseitigen Begegnungen.
Nach jahrzehntelangem Sanierungsstau sind an der Groß Kölziger Kirche heute dringend Sicherungs- und Instandsetzungsmaßnahmen nötig. Ein umfangreiches Sanierungskonzept stellt „in einigen Bereichen Gefahr für Leib und Leben“ fest. Über dem Eingangsbereich drohen Fassadenteile abzubrechen und auf den davor liegenden Fußweg zu stürzen. Eine der Logen ist einsturzgefährdet und muss zurückgebaut werden. Wie eingangs beschrieben, konnten jetzt die dringendsten Notsicherungsarbeiten durchgeführt werden. An der Finanzierung beteiligte sich auch der Förderkreis Alte Kirchen. Doch das ist erst der Anfang; eine umfangreiche Sanierung in den nächsten Jahren muss folgen.
Weitere Informationen: Pfarrer Christoph Otto; Tel.: 035600-6424; Mail: pfarrer.christoph.otto@gmail.com