Dorfkirche Siethen

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Steckbrief
14974 Ludwigsfelde OT Siethen Teltow-Fläming
Gotischer Feldsteinbau, Taufengel, wiederentdeckte Reliefs von Thorwaldsen Öffnungszeiten Büro der Kirchengemeinde Zum Guten Hirten Ahrensdorf:
donnerstags von 13.30-16.00 Uhr, Telefon 03378-801687.
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    Dorfkirche Siethen
    Dorfkirche des Monats Dezember 2009
    Theodor Fontane besuchte die Dörfer Gröben und Siethen auf seinen „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ mehrfach, zuletzt im Frühjahr 1881. Sein kurz danach erstmals veröffentlichter Aufsatz erzählt ausführlich die Geschichte der Patronatsfamilie von Schlabrendorf, die mit einigen Unterbrechungen über mehr als vier Jahrhunderte hinweg die Geschicke der beiden Orte bestimmte. Breiten Raum nimmt in Fontanes Text auch die Lebensbeschreibung der 1867 verstorbenen Johanna von Scharnhorst (geborene Schlabrendorf) und ihrer gleichnamigen Tochter ein. Die Gräber der beiden letzteren auf dem Siethener Kirchhof, der „reich ist an Steinen und Kreuzen, auf denen einzelne klangvolle Namen stehen“, werden von Theodor Fontane ausführlich beschrieben. Die Kirche selbst findet in dem Aufsatz eigenartigerweise kaum Beachtung. Der Feldsteinbau entstand bereits im 13. Jahrhundert, etwas später kam der eingezogene Westturm dazu, der seinen Aufsatz mit dem spitzen Helm zu Beginn des 19. Jahrhunderts erhielt. Bei einer Renovierung in den Jahren 1914/15 wurden die Apsis sowie eine Sakristei auf der Nordseite angebaut. Ältestes Ausstattungsstück im flachgedeckten Innenraum ist ein hölzerner Altaraufsatz im Stil der späten Renaissance aus dem Jahr 1616. Der Bildaufbau zwischen Doppelsäulen und Beschlagwerk entspricht dem seinerzeit üblichen lutherischen Bildprogramm: In der Predella ist ein Bildnis des Abendmahles zu sehen, im Hauptfeld eine Kreuzigungsszene, der Aufsatz zeigt eine Darstellung der Auferstehung und der Giebel die Himmelfahrt. Um die Mitte des 19. Jahrhunderts war der Altaraufsatz schon einmal aus der Siethener Kirche entfernt, kam jedoch im Zuge des bereits erwähnten Umbaus 1914 in den Kirchenraum zurück. Damals wurde auch die Kanzel geschaffen, über der ein fast lebensgroßer qualitätvoller Taufengel schwebt. Eine in älteren Aufzeichnungen erwähnte vergoldete Muschel zur Aufnahme der Taufschale ist nicht mehr erhalten, so dass der Engel heute mit einer anmutigen Geste den Kirchenbesucher zu segnen scheint. Der gesamte Innenraum wurde 1992 restauriert und farblich neu gefasst. Der schön gestaltete Kirchenraum täuscht jedoch über erhebliche Probleme des Bauwerks hinweg. Tragende Balken in er Turmkonstruktion sind durch einsickerndes Regenwasser stark geschädigt und müssen dringend ersetzt werden. Bereits seit längerer Zeit darf aus statischen Gründen die größte der drei Kirchenglocken nicht mehr geläutet werden. Vor gut einem Jahr gründeten zehn Personen den Förderverein Siethener Dorfkirche. Vordringliches Ziel ist die Sanierung des maroden Turmes. Ein kürzlich vorgestelltes Sanierungsgutachten hat im Dorf erst einmal für Ernüchterung gesorgt. Die notwendigen Arbeiten werden mit etwa 200.000 Euro beziffert. Doch der Förderverein ist sicher, die Summe irgendwann zusammen zu bekommen. Über 12.500 Euro konnten bereits an Spenden eingeworben. Der Förderkreis Alte Kirchen vermittelte einen Besuch des Lions-Clubs aus Seeheim an der Bergstraße bei Darmstadt, der daraufhin 2.000 Euro für ein Holzschutzgutachten überwies. Zudem wurde der Verein vor wenigen Wochen mit dem „EKBO-Hahn“ ausgezeichnet, einem Preis der Landeskirche für besonders pfiffige Ideen im Bereich der kirchlichen Öffentlichkeitsarbeit. Die Jury würdigte damit das im Frühjahr erdachte Projekt „Auf den Plätzen der Vorfahren“. Die Vereinsvorsitzende Yvonne Wendlandt war in einem alten Kirchenbuch auf den Sitzplan der Siethener Kirche aus dem Jahr 1915 gestoßen. Dieser wurde im Rahmen einer Veranstaltung mit Lesung und historischen Betrachtungen durch die heutigen Dorfbewohner nachgestellt. Männer und Frauen saßen getrennt in den beiden Bankreihen links und rechts, zudem wurde streng auf die soziale Rangfolge im Dorf geachtet. In den ersten Reihen saßen Nachfahren der Patronatsfamilie Pfarrer, Lehrer und Gutsbeamte, dahinter Bauern, Kolonisten und schließlich die einfachen Gutsarbeiter. Fast das gesamte Dorf beteiligte sich an der Aktion, die das Anliegen des Vereins im Ort noch bekannter machte. So sind die Siethener optimistisch, bald wieder das komplette Geläut hören zu können.
    Zum Weiterlesen: Märkische Allgemeine vom 09. November 2010: Förderverein sammelt für Turmuhr Märkische Allgemeine vom 11. Dezember 2010: Endspurt einer Turmsanierung: Zier auf Siethener Kirche aufgerichtet Märkische Allgemeine vom 03. September 2011: Im Turm hängen drei Stahlglocken You Tube vom 19. Dezember 2011: Dorfkirche Siethen neu eingeweiht You Tube vom 15. April 2013: Benefizkonzert in der Siethener Dorfkirche