Dorfkirche Rehfelde
Steckbrief
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15345 Rehfelde | Märkisch-Oderland |
Feldsteinbau (Mitte 13. Jh.) mit Westquerturm; im Innern barocker Kanzelaltar von 1722; auf dem Altartisch zwei Leuchter aus Gelbguss mit einem runden Fuß auf drei Tierklauen aus dem 15./16. Jh. Die von einem Berliner Orgelbaumeister erbaute Orgel wurde 1860 eingeweiht. Der Taufstein stammt aus dem späten Mittelalter und wurde aus Rüdersdorfer Kalkstein in Pokalform gestaltet. | Anmeldung bzw. Schlüssel im Gemeindebüro, Lagerstraße 11, Tel. 033435-76190 |
Förderverein zur Erhaltung, Instandsetzung und Belebung der Kirche in Rehfelde-Dorf e.V. Lagerstraße 11 15345 Rehfelde Tel.: +49 162 634 91 90 E-Mail: fvk-rehfelde@web.de Internet: www.fvk-rehfelde.de |
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Dorfkirche Rehfelde
Dorfkirche des Monats Oktober 2016
Im Rahmen einer Festveranstaltung zeichnete der Förderkreis Alte Kirchen auch in diesem Jahr neu gegründete Kirchen-Fördervereine mit einem „Startkapital“ in Höhe von jeweils 2.500 Euro aus. Zu den Preisträgern 2016 gehörte der Förderkreis für die Erhaltung, Instandsetzung und Belebung der Kirche in Rehfelde. Sein Motto lautet: „Kirche für alle“.
Mitte des 13. Jahrhunderts schenkt der askanische Markgraf dem Zisterzienserkloster Zinna neben weiteren Dörfern auch Rehfelde. Nach der Reformation fallen die Klosterdörfer an die Kurfürstliche, später Königliche Domänenkammer. Rehfelde hatte also nie einen Gutsherren. Seine Dorfstruktur war nicht bestimmt durch Herrensitz, Gutshof und Gutspark, sondern durch freie, freilich abgabepflichtige, Bauernwirtschaften und Kossätenstellen.
Im Jahr 1874 wird Rehfelde an die preußische Ostbahn angeschlossen und damit Station auf der rund 800 Kilometer langen Bahnstrecke von Berlin nach Königsberg. Um den Rehfelder Bahnhof entsteht – neben dem historischen Dorfkern – ein zweites Ortszentrum mit Gewerbeansiedlungen. Sommerfrischler aus Berlin errichten sich hier, besonders in der Zwischenkriegszeit, ihre Sommerhäuschen; als im Zweiten Weltkrieg der Bombenkrieg in Berlin tobt, ziehen viele ganz nach Rehfelde. Der zweite immense Bevölkerungszuwachs beginnt nach dem Fall der Mauer und der Wiedervereinigung. Aus der Strausberger NVA-Garnison und dem Verteidigungsministerium der DDR in Strausberg lassen sich viele ehemalige NVA-Angehörige in Rehfelde nieder und errichten sich eine neue Heimstatt und in den darauf folgenden Jahren erfolgt immer neuer Zuzug aus Berlin, aus Strausberg, aber auch aus den alten Bundesländern. Nach Eingemeindung der Nachbardörfer Werder und Zinndorf zählt die Großgemeinde heue knapp 5.000 Einwohner – Tendenz weiterhin steigend. Die Gemeinde besteht aus Einheimischen, Zugezogenen und Wochenendlern. In Rehfelde bildete sich zudem noch eine besondere Struktur mit zwei Ortszentren heraus: Rehfelde Dorf und Rehfelde Bahnhof – mit einem großen flächenmäßigen Zuwachs und der damit einhergehenden Zersiedlung.
Die Feldsteinkirche des Ortes mit eingezogenem Chor und vorgesetztem Westquerturm entstand Mitte des 13. Jahrhunderts unter dem Patronat der Zinnaer Zisterzienser. Eine Portalvorhalle auf der Südseite wurde laut Inschrift 1499 angefügt. Den Innenraum schmückt ein reich verzierter hölzerner Kanzelaltar aus dem Jahr 1722. Die 1861 in der Berliner Werkstatt von Ferdinand Dinse gebaute Orgel ist derzeit leider nicht spielbar. Umgeben ist die Kirche von einer weiten Grünfläche, dem ehemaligen Friedhof, eingefasst von einer halbhohen Feldsteinmauer und beschattet von schönen alten Bäumen: ein idealer Ort für Feste und Feiern. Zusammen mit der Schule und dem Pfarrhaus, das die Kirchengemeinde sehr geschmackvoll restauriert hat, bildet die siebenhundertjährige Kirche das zentrale Ensemble des alten Dorfes.
Der Förderkreis, der sich im vergangenen Jahr gegründet hat, verfolgt als zentrales Ziel, das älteste Gebäude der Großgemeinde zu einem lebendigen Mittelpunkt des kirchlichen, kulturellen und geselligen Lebens zu machen und auch den vielen Zugezogenen und Wochenendlern zu vermitteln, dass dieses schöne alte Bauwerk auf sie wartet, sie einlädt, auch ihr Ort zu werden. Dabei kann der Förderkreis sich der Kooperation mit anderen engagierten Bürgern der Gemeinde sicher sein. Die Rehfelder Großgemeinde hat ein entwickeltes bürgerschaftliches Engagement vorzuweisen.
Im vergangenen Jahr veranstaltete der Förderkreis in der Rehfelder Kirche ein Benefizdinner zugunsten der Kirche. Eine mit Speisen und Getränken gut versehene, weißgedeckte Tafel war im Mittelgang der Kirche aufgestellt. Im Juli dieses Jahres hatte der Verein gemeinsam mit dem Rehfelder Sängerkreis zu einem Benefizkonzert und zum Imbiss, auch zu Kaffee und Kuchen eingeladen. Die Resonanz übertraf die Erwartungen. Auf der Webseite der Gemeinde schreibt der Förderkreis: „Es war eine gelungene und wunderschöne Veranstaltung.“
Weiterhin ist hervorzuheben, dass die Rehfelder Kirche Station des Lilienweges ist. Dieser ist ein bereits gut organisiertes touristisches Angebot, die Zisterzienser-Kirchen der Umgebung zu Fuß zu erwandern. Und am vergangenen Tag des offenen Denkmals hatte auch die Rehfelder Kirche ihre Pforten weit geöffnet. Der Förderkreis organisierte mit dem Dorfangerverein, dem Sängerkreis und der touristischen Arbeitsgemeinschaft ein frohes Beisammensein mit den Besuchern.
Soweit könnte alles gut sein, aber auch in Rehfelde bereitet der bauliche Zustand der Kirche große Sorgen. Nähert man sich dem Gotteshaus und schaut in den Innenraum, so macht alles einen sauberen, gepflegten, gar nicht baufälligen Eindruck. Bei genauerem Hinsehen jedoch sind die gravierenden Schäden und baulichen Probleme nicht zu übersehen: Die Dachkonstruktion muss instandgesetzt und die Dachdeckung erneuert werden. Die hölzerne Turmkonstruktion harrt einer umfassenden Reparatur. Notwendig sind die Sanierung der Feldsteinmauern ebenso wie Putz-, Fußboden- und Anstricharbeiten im Innenraum.
Eine erste Kostenberechnung liegt vor; sie beläuft sich auf 350 000 Euro – eine stolze Summe. Die Kirchengemeinde ist derzeit mit der Antragstellung für Fördermittel aus dem neu aufgelegten LEADER-Programm der Europäischen Union beschäftigt. Für die dazu notwendigen Eigenmittel wird das vom Förderkreis Alte Kirchen überreichte Startkapital sicher willkommen sein.
Zum Weiterlesen:
Märkische Onlinezeitung vom 05. Dezember 2016: Geschichtsbuch aus Feldsteinen