Dorfkirche Niendorf
Steckbrief
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15936 Ihlow OT Niendorf | Teltow-Fläming |
Bau des 18. Jh., mit bauzeitlicher Ausstattung, 1908 neubarock überformt | Offene Kirche von April bis Oktober, mittwochs bis sonntags von 10 - 17 Uhr. Schlüssel bei Jana Wiesinger, Niendorf 14, Tel. 0176-23395503. |
Interessengemeinschaft Niendorfer Kirche e.V. Jana Wiesinger Niendorf 14 15936 Ihlow |
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Dorfkirche Niendorf
Dorfkirche des Monats Juli 2017
Stattliche Bauernhöfe aus rotem Backstein und zahlreiche Obstbäume, malerisch um den Dorfteich gruppiert, prägen das Erscheinungsbild des etwa drei Kilometer südwestlich der Stadt Dahme gelegenen Ortes Niendorf mit seinen gerade einmal 100 Einwohnern. Die ebenfalls am Dorfteich gelegene und von einem gepflegten Friedhof umgebene Kirche unterscheidet sich von den Gotteshäusern der Nachbarorte. Zu finden ist hier nicht eine der für die Region üblichen mächtigen Feldsteinkirchen, sondern ein eher schlichter Putzbau mit einem auf den ersten Blick barock anmutenden Turmaufsatz mit Schweifhaube, der in Wirklichkeit nur wenig mehr als einhundert Jahre alt ist.
Eine baufällig gewordene Fachwerkkirche „nebst Thurm ist Juli 1908 für 500 M auf Abbruch verkauft und abgerissen worden“. Kurz darauf begann Maurermeister Richard Patyke aus Dahme mit einem Neubau, Kunstmaler Fey aus Friedenau übernahm die Ausmalung des Innenraumes und Tischlermeister Schönicke aus Dahme passte den reich geschnitzten Altaraufsatz aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts und die polygonale Kanzel aus dem Vorgängerbau an den neuen Kirchenraum an. Bereits am 28. August 1909 fand unter der Leitung des Generalsuperintendenten Köhler die feierliche Einweihung statt. Als Höhepunkt des Festgottesdienstes „sang Frau Schneider-Berlin das große Halleluja von Hummel, das zur Verschönerung des ersten Gottesdienstes wesentlich beitrug.“ – So vermeldete damals die lokale Presse.
Die beiden heute noch im Turm hängenden Stahlglocken wurden 1923 neu gegossen, nachdem ihre Vorgänger aus Bronze während des Ersten Weltkrieges eingeschmolzen worden waren. Eine von ihnen trägt die bemerkenswerte und hoffnungsvolle Inschrift: „In harter Zeit nach Krieges Morden bin ich aus Erz zu Stahl geworden. So hart wie Stahl muß der Glaube werden, dann kommen bessere Zeiten auf Erden!“
Der Innenraum der Niendorfer Kirche wirkt stimmig und einladend: Durch schlanke Rechteckpfeiler ist er dreischiffig gegliedert. Während die schmalen Seitenschiffe flachgedeckt sind, erhebt sich über dem Mittelschiff ein hölzernes Muldengewölbe, das mit einer neubarocken Rankenmalerei geschmückt ist, deren Mittelpunkt das Auge Gottes bildet; Spruchtafeln zitieren die Seligpreisungen. Der bereits erwähnte Altaraufsatz zeigt Bildnisse des Abendmahls, der Kreuzigung und der Himmelfahrt. Rechts vom Altar steht ein evangelischer Beichtstuhl, der wohl ebenfalls aus dem 18. Jahrhundert stammt. Zwischen Kanzelkorb und Schalldeckel hängt ein kleines gotisches Kruzifix.
Doch der poetische erste Eindruck täuscht. Wenn der Besucher etwas genauer hinschaut, so sind fingerdicke Risse im Mauerwerk nicht zu übersehen, die im Wesentlichen auf Setzungen durch den unsicheren Baugrund zurückzuführen sind. Eine umfassende Fundamentsanierung ist dringend notwendig. Aber es gibt Schwierigkeiten: Wie erst vor wenigen Jahren – eher zufällig – festgestellt wurde, befindet sich das Kirchengebäude im Eigentum der Kommune, das heißt der Ortsgemeinde Ihlow, zu der neben weiteren Dörfern auch Niendorf gehört. Die hat jedoch kein Geld und ist sogar mit Schulden belastet. Die Kirchengemeinde ist nicht daran interessiert, einen Eigentümerwechsel herbeizuführen, bietet jedoch ihre Hilfe an. Gegenwärtig finden in der Niendorfer Kirche vier Gottesdienste pro Jahr statt. Um Fördermittel zu bekommen, muss ein tragfähiges Nutzungskonzept für das Gotteshaus vorliegen. Diesem Problem widmet sich seit einiger Zeit eine Interessengemeinschaft, die von acht Familien aus dem Dorf getragen wird. Seitdem fanden mehrere Konzerte in der Dorfkirche statt; es gab sogar ein Kirchenkino mit musikalischer Begleitung auf der Orgel. Weitere Veranstaltungen und erste kleinere Reparaturen sind bereits geplant.
Um die Interessengemeinschaft Niendorfer Kirche in ihren Bemühungen zu unterstützen, entschied die Jury des vom Förderkreis Alte Kirchen Berlin-Brandenburg ausgeschriebenen „Startkapitals für Kirchen-Fördervereine“, ihr einen der diesjährigen Preise in Höhe von 2.500 Euro zuzuerkennen. Verbunden ist die Auszeichnung mit den besten Wünschen für die weitere Arbeit zur Rettung der Niendorfer Kirche.
Weitere Informationen: Jana Wiesinger; Niendorf 14; 15936 Ihlow; Tel.: 035451-91105; Mail: jbt@gmx.de
Zum Weiterlesen: Der Förderkreis gehört zu den Preisträgern der Ausschreibung „Startkapital für Kirchen-Fördervereine 2017“ LR ONLINE vom 23. Oktober 2017: Niendorf kämpft für seine Kirche Märkische Allgemeine vom 01. Oktober 2018: Kirche und Kommune ziehen an einem Strang