Dorfkirche Lebusa
Steckbrief
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04938 Lebusa | Elbe-Elster |
Barocker Putzbau von 1725/27, wahrscheinlich von M. D. Pöppelmann, vollständig erhaltene barocke Innenausstattung, Silbermann-Orgel | Schlüssel im Laden bei Ines Krähe-Ascher, Tel. 035364-79892, Info zur Silbermannorgel über Pfr. Ingolf Walther, Uebigau, Tel. 035365-8291 |
Förderverein „Orgel- und Kulturzentrum Lebusa e.V.“ An der Kirche 1 04938 Uebigau Tel.: 03 53 65 - 82 91 |
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Homepage des Fördervereins "Orgel- und Kulturzentrum Lebusa e.V." |
Dorfkirche Lebusa
Dorfkirche des Monats März 2009
Der Ort Lebusa, zwischen den Kleinstädten Dahme und Herzberg in reizvoller Landschaft gelegen, ist allemal eine Reise wert. Schon bei der Anfahrt aus Richtung Hohenbucko ist die auf einer Anhöhe gelegene Windmühle weithin sichtbar, immerhin die älteste funktionstüchtige Bockwindmühle der neuen Bundesländer. Errichtet wurde sie laut einer Inschrift bereits 1686, zu Ende des19. Jahrhunderts erneuert und bereits 1978/79 liebevoll restauriert.
Inmitten eines mit seltenen Bäumen und Sträuchern gestalteten Gutsparks, flankiert von einem großen Wirtschaftshof mit Stall- und Speichergebäuden aus Backstein, liegt das ehemalige Gutshaus. Der imposante neugotische Putzbau wurde 1856 für den damaligen Gutsbesitzer Constantin von Bodenhausen erbaut und nach einem schweren Brand im Jahr 1910 wiederhergestellt und erweitert. Auf dem ehemaligen Gutsgelände hat der Lebusaer Reit- und Pferdesportverein sein Domizil, der jeweils im August ein gut besuchtes Reit- und Springturnier veranstaltet.
Der eigentliche Schatz des Dorfes jedoch ist die Kirche und die in ihr erhalten gebliebene barocke Orgel. Lebusa gehört geographisch zur Niederlausitz und damit bis zum Wiener Kongress im Jahr 1815 zum Königreich Sachsen. Dies erklärt auch die Baugeschichte der Kirche und ihres wertvollen Instrumentes. In den Jahren 1725 bis 1727 ließ Moritz Friedrich Milkau ñ Kavallerie-General und „militärischer Gesandter des Königs von Polen und Kurfürsten von Sachsen“, Augusts des Starken ñ die stattliche Barockkirche erbauen. Den Entwurf für den Kirchbau lieferte wahrscheinlich kein geringerer als Matthäus Daniel Pöppelmann, als dessen Hauptwerke in Dresden zum Beispiel der Zwinger und das Schloss Pillnitz weithin berühmt sind.
Auch für die Orgel, die schon bald nach der Einweihung der Kirche entstand, scheute General von Milkau keine Kosten. Er verpflichtete den schon damals recht berühmten „Königlich Sächsischen Hof- und Landorgelbauer“ Gottfried Silbermann, der seine Werkstatt seit 1711 im sächsischen Freiberg hatte. Die Lebusaer Orgel gehört mit vierzehn Registern in einem Manual und im Pedal zu den kleineren Instrumenten Silbermanns. Trotzdem ist der typisch scharfe und dennoch liebliche „Silber-Klang“ nicht zu verkennen, da an der Disposition des Instruments seit der Bauzeit keinerlei Veränderungen vorgenommen wurden. Von 1994 bis 1997 wurde die Lebusaer Orgel durch die Firma Jehmlich umfassend restauriert, so dass sie nun zu Konzerten bekannter Organisten genutzt wird. So sind die Brandenburgischen Sommerkonzerte regelmäßig hier zu Gast.
Auch die barocke Ausstattung der Kirche ist aus ihrer Bauzeit weitgehend erhalten, darunter ein beeindruckender sandsteinerner Kanzelaltar sowie in den Logenanbauten zwei Kachelöfen aus Meißner Porzellan!
Die Dorfkirche in Lebusa, vor über 280 Jahren vom damaligen Patron, General von Milkau, „… in Frömmigkeit, Reinheit und Beglückung für den besten und größten Gott, den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist …“ errichtet, ist nach umfassenden Instandsetzungsarbeiten heute ein Kleinod und ñ wie bereits angemerkt ñ ein Besuch unbedingt zu empfehlen.
Weniger gut steht es allerdings um das neben der Kirche befindliche, seit einigen Jahren ungenutzte Pfarrhaus und einen zum Pfarrgrundstück gehörenden Oberlaubenstall. Trotz erster Notsicherungsmaßnahmen ist hier Gefahr im Verzug, da gravierende bauliche Mängel dringende Hilfe notwendig machen.
Ein im Herbst des vergangenen Jahres gegründeter Förderverein will Abhilfe schaffen. Für das Ensemble liegt ein schlüssiges Konzept zur Entstehung eines „Orgel- und Kulturzentrums“ vor, das, in die touristische Infrastruktur der Region eingebettet, gute Voraussetzungen für eine intensive Nutzung bietet. An der Silbermann-Orgel können internationale Meisterkurse stattfinden. Gleichzeitig sollen ehrenamtliche Organisten für die Gottesdienste in den umliegenden Gemeinden ausgebildet werden. Geplant ist auch ein kleines Museum, in dem die Geschichte der Lebusaer Orgel und ihres berühmten sächsischen Orgelbaumeisters präsentiert werden.
Der Förderverein hat bereits zahlreiche namhafte Mitstreiter gefunden, so dass es nach Abschluss der notwendigen Bauarbeiten sicher bald einen weiteren Grund geben wird, dem Ort Lebusa einen Besuch abzustatten.
Der Förderkreis Alte Kirchen Berlin-Brandenburg unterstützt das Vorhaben durch die Vermittlung eines Benefizkonzertes. Am Donnerstag, dem 23.April um 19.30 Uhr spielt die renommierte Akademie für Alte Musik Berlin in der nahe Berlin gelegenen Kirche von Mühlenbeck Johann Sebastian Bachs „Kunst der Fuge“. Der Erlös ist bestimmt für den Ausbau des alten Pfarrhauses in Lebusa zum Orgel- und Kulturzentrum.
Weitere Auskünfte: Förderverein Orgel- und Kulturzentrum Lebusa, Harry Widmer, Tel.: (03 53 64) 3 84; E-Mail: harrywidmer@web.de
Zum Weiterlesen: Lausitzer Rundschau vom 03. September 2012: Platzeck würdigt Arbeit des Lebusaer Fördervereins